Die Schuldenfalle hat zugeschnappt. Nun ermöglicht es die Privatinsolvenz einem Betroffenen, wieder schuldenfrei leben zu können
Betroffener aus dem Kreis EuskirchenDas schnelle Geld ist eine fatale Verlockung

Wer Geldsorgen hat, gerät bei verlockenden Kreditangeboten in Versuchung. Das ist aber häufig ein Weg in die Schuldenfalle.
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Am Anfang stand ein Motorschaden. „Drei Monate, nachdem ich das Auto gebraucht gekauft hatte“, sagt Thomas Busch (Name geändert). Die 5000 Euro dafür hatte er nach und nach angespart, jetzt war kein Polster mehr auf dem Konto. „Aber ich brauche einen Wagen“, sagt Busch.
Und dann bekam er den Tipp, zu einer bestimmten Bank zu gehen, die in der Vergangenheit schon öfter wegen Kreditwuchers negativ aufgefallen ist. Thomas Busch, Kraftfahrer von Beruf, machte einen Beratungstermin aus, mit dem Wunsch, 5000 Euro zu leihen, um einen neuen Gebrauchtwagen kaufen zu können. „Man riet mir, doch besser gleich 7000 Euro zu leihen, um ein bisschen Luft nach oben zu haben“, sagt Busch, der von sich selber sagt, ein eher gutgläubiger Mensch zu sein, der Probleme habe, sich abzugrenzen.
Bank bot Kredite ohne seriöse Analyse der Haushaltslage an
Bei einem erneuten Termin mit der Bank lockte man jetzt mit einem 10.000-Euro-Kredit, einer mit bis zu 4000 Euro belastbaren Kreditkarte und einem Dispo bis 8000 Euro. All das ohne seriöse Analyse der Haushaltslage von Thomas Busch. „Am Ende hab' ich unterschrieben“, so der 55-Jährige, dem bewusst ist, dass er damit einen riesigen Fehler gemacht hat.
530 Euro im Monat betrug die Rate anfangs, plus 100 Euro in einen Sparvertrag bei der gleichen Bank. Das habe Busch mit seinem Einkommen von 2300 bis 2500 Euro netto (inklusive Schichtzulagen) noch stemmen können. Er, der zuvor nie etwas mit Kreditkarte bezahlt oder online eingekauft habe, der bei seiner alleinerziehenden Mutter mit ihren drei Kindern früh gelernt habe zu sparen, und der bis dato nicht einen Euro in den Miesen war, verlor jetzt den Überblick über seine Finanzen.
Nach anderthalb Jahren war Thomas Busch pleite
Gut anderthalb Jahre dauerte es und Thomas Busch war pleite. Der Dispokredit war überzogen, die Raten konnte er nicht mehr bedienen. „Die Bank bot mir daraufhin an, den Kredit noch einmal zu erhöhen, auf 30.000 Euro. Mit einem Zinssatz von 18,1 Prozent“, so der 55-Jährige. Die zu zahlende Rate: 1300 Euro plus 300 Euro für eine Restschuldversicherung. „Das habe ich genau zweimal geschafft, dann war ich am Ende“, finanziell und psychisch. Thomas Busch fasste sich ein Herz und legte seiner Schwester dar, in welche Lage er sich gebracht hatte. Diese versprach zu helfen und sagte, er solle sich bei der Schuldnerberatung einen Termin holen.
„Das ist mir wirklich schwer gefallen, ich habe mich sehr geschämt“, sagt Thomas Busch, der umso erleichterter ist, als er bei der Erstberatung merkt, dass ihn dort niemand verurteilt oder bewertet. „Es wird einfach geholfen.“ Beraterin Trixi Salz von der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas Euskirchen nahm Kontakt zu den zwei Gläubigern auf, half bei unzähligen Formularen und Anschreiben und beantragte beim Amtsgericht die Einleitung des Verbraucherinsolvenzverfahrens. Diesem wurde schließlich im Oktober 2024 zugestimmt.
Schwester und die Schuldnerberaterin bewahrten ihn vor der Straße
„Ich bin meiner Schwester und der Schuldnerberaterin unendlich dankbar. Alleine wäre ich untergegangen, wahrscheinlich wäre ich auf der Straße gelandet“, resümiert der 55-Jährige. Drei Jahre lang bestimmt nun sein Insolvenzverwalter über sämtliche Finanzen. Nach Ablauf dieser Phase, der sogenannten Wohlverhaltensphase, in der Busch keine neuen Schulden machen darf und pfändbares Einkommen an die Gläubiger auszahlen muss, werden die restlichen Schulden erlassen.
„Mit dem Tag der Privatinsolvenz konnte ich endlich wieder atmen“, erklärt Thomas Busch. Drei Jahre lang habe er unter einem immensen Druck gestanden und in ständiger Angst gelebt. „Beim Gang zum Briefkasten hatte ich jedes Mal Bauchkrämpfe.“
Thoms Busch sagt, er habe aus seiner Insolvenz gelernt. „Ich werde in Zukunft nein sagen und mir nichts mehr aufschwatzen lassen.“ Bevor er noch einmal irgendetwas unterschreibe, würde er sich „alles sehr genau durchlesen“.
Er habe sich seine Lage lange Zeit schöngeredet wie vermutlich viele Menschen, die in der Schuldenfalle sitzen. Was er ihnen aus seinem Erfahrungsschatz mitgeben kann? „Ehrlich zu sich selbst zu sein und sich jemandem anzuvertrauen. Und vor allem nicht so lange warten, bis man seine Miete nicht mehr zahlen kann.“