Nachdem die belgische Regierung die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert hat, werden im Kreis Euskirchen Resolutionen auf den Weg gebracht.
Tihange und DoelPolitiker im Kreis Euskirchen sind besorgt wegen Atomkraftwerken in Belgien

Die belgische Regierung hat die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert, hier die Anlage Tihange.
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CDU, SPD, Grüne, FDP und UWV wollen im Kreistag in der kommenden Woche eine Resolution zur Atomkraft in Belgien auf den Weg bringen. Bereits einstimmig verabschiedet hat der Stadtrat in Mechernich eine entsprechende Resolution.
Der Hintergrund: Die belgische Regierung hat am 15. Mai die Laufzeit von vier Atomkraftwerken in Doel bei Antwerpen und Tihange bei Lüttich verlängert. Der bereits gesetzlich fixierte Atomausstieg Ende 2025 wurde rückgängig gemacht. Dies erfolgte nach Angaben der Kreistagsfraktionen trotz der Liefervereinbarungen zur Sicherstellung des in Belgien benötigten Stroms aus den benachbarten Ländern.
Konkret bedeute die Entscheidung der belgischen Regierung, dass zum Jahresende die noch vier in Betrieb befindlichen Meiler nicht vom Netz gingen. Vielmehr sollten die beiden Blöcke Doel 4 und Tihange 3, gebaut 1985, bis 2035 am Netz bleiben. Zudem gelte für die Anlagen Doel 2 und Tihange 1 aus dem Jahr 1975 kein fixes Abschaltdatum mehr.
Des Weiteren heißt es von den Fraktionen, dass man mit großer Sorge die Suche nach einer Endlagerstätte in Belgien beobachte, die auch Gebiete in direkter Nähe zum Kreis Euskirchen einschließe.
Hellenthal ist nur 82 Kilometer vom Atomkraftwerk Tihange entfernt
In der Vorlage für den Kreistag, der am Mittwoch, 2. Juli, tagt, heißt es: „Ein atomarer Unfall beträfe die Menschen hier in der Region mit als Erste. Wie unter anderem Untersuchungen der Universität für Bodenkunde Wien ergeben haben, kann ein Super-GAU dazu führen, dass viele Gemeinden in Deutschland für Jahrzehnte unbewohnbar werden, da der Abstand zur Grenze zu Deutschland lediglich 50 Kilometer beträgt.“
Auch der Kreis Euskirchen gehöre dazu: Nur 82 Kilometer sind es vom Kraftwerk Tihange bis Hellenthal, 107 bis Euskirchen und 113 bis Weilerswist. Insgesamt erhöhe sich die Risikolage im Kreis durch die atomare Strategie in Belgien im Bereich des Zivilschutzes immens.
Die fünf Fraktionen fordern in der Resolution Landrat Markus Ramers (SPD) dazu auf, die Resolution an die belgische Regierung zu übermitteln und zu erläutern. Er solle klarmachen, dass der Kreis Euskirchen die belgische Regierung mit Nachdruck auffordere, die Laufzeitenverlängerung rückgängig zu machen und an den Austrittsszenarien festzuhalten.
„Für uns steht die Sicherheit der Menschen im Kreis Euskirchen an erster Stelle. Die weitere Nutzung der maroden belgischen Atomkraftwerke beobachten wir daher mit großer Aufmerksamkeit“, sagte Ramers auf Anfrage.