Abgetragener RasenplatzDie Mitglieder des VfL Kommern trafen sich zu einer „Mahnwache“

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Während rund 100 Vereinsmitglieder einem Vertreter des Vorstands zuhören, sieht man im Hintergrund die Sandfläche des abgetragenen Rasenplatzes.

Rund 100 Mitglieder des VfL Kommern versammelten sich am Sportplatz, der überraschend von der Stadt abgefräst worden war.

In der laufenden Fußballsaison hat die Stadt Mechernich den Rasenplatz des VfL Kommern abfräsen lassen - zum Entsetzen der davon überraschten Sportler.

Wie heißt es so schön? Aufstehen, Krönchen geraderichten und weitermachen. Das gilt auch – wenn nicht gar besonders – für Sportler und natürlich auch für ihre Vereine, wenn mal etwas schiefgegangen ist. So übten sich die Verantwortlichen des VfL Kommern am Tag drei nach der bösen Überraschung in Contenance und Versöhnlichkeit. Schadensbeseitigung ist angesagt, nachtreten ist nicht. Oder höchstens nur ein bisschen.

Sarkasmus hilft dagegen schon, um mit Schocksituationen umzugehen. „Jetzt können wir den Sportlern nicht mehr sagen, dass sie Gras fressen müssen“, sagte Vorstandsmitglied Armin Caspary mit einem Blick auf die Sandfläche, die noch vor wenigen Tagen in frischem Grün leuchtete.

Der Kommerner Verein bestreitet, vorab von der Stadt Mechernich informiert worden zu sein

Zu einer Mahnwache wollten die Vereinsmitglieder des VfL am Freitagabend zusammenkommen, nachdem die Stadt Mechernich am Dienstagvormittag kurzerhand mitten in der laufenden Saison ihren Rasenplatz abgeräumt hatten. Doch wie kann so etwas aussehen? Einen Mahnwachen-Knigge gibt es nicht. Vorbilder für das angemessene Gedenken an entgrünte Sportflächen ebenso wenig.

Und so wurde es angesichts der Sandgrube, die noch vor einer Woche das Hauptbetätigungsfeld der Kommerner Fußballer gewesen war, eine Mischung aus Solidaritätsbezeugung, Bestandsaufnahme inklusive Wundenlecken und Blick in die Zukunft. Denn dass die Aktion der Stadt in einer E-Mail angekündigt gewesen sei, wie die Stadt es in einer Stellungnahme dargestellt habe, bestreiten die Verantwortlichen in Kommern entschieden. „Das klingt so, als seien wir nicht in der Lage, E-Mails zu lesen“, betonte Jugendleiter Sascha Franke.

Die vier Vorstandsmitglieder am abgefrästen Sportplatz.

Den Verantwortlichen vom VfL Kommern gelang es, Ersatzsportplätze für Trainings- und Spielbetrieb zu finden: Sascha Wagner (v.l.), Sascha Franke, Dr. Hans-Wilhelm Garrelfs und Armin Caspary.

In einer langen Nachricht, in der es vor allem um Düngevorschriften gegangen sei, sei vor einigen Monaten mitgeteilt worden, dass der Rasenplatz erneuert werden müsse, dass dies allerdings erst im Juni stattfinden würde, denn vorher sei noch eine andere Maßnahme an der Reihe. „Wir hatten noch Sorge wegen unseres Sportfestes und haben nachgefragt“, betont Franke. Doch dann sei die Reihenfolge der Maßnahmen gedreht worden, ohne dass der Verein etwas davon erfahren habe, sagte er.

„Ich hätte noch am Montagabend Veto eingelegt, wenn ich irgendetwas gewusst hätte“, so Dr. Hans-Wilhelm Garrelfs. Doch erst Dienstagnachmittag habe sein Telefon geklingelt. Und dann seien schon die Bilder von dem weggefrästen Platz auf seinem Handy eingetroffen.

Die Stadt Mechernich hat sich beim VfL Kommern für die Aktion entschuldigt

Die Stadt habe sich vielmals entschuldigt, sagt er deutlich. Und auch intensiv mitgeholfen, den Schaden zu begrenzen und Ausweichflächen für Training und Spielbetrieb zu organisieren. Dafür zeigte er sich dankbar. „Fehler passieren, jede Entschuldigung wird angenommen“, zog auch Franke einen Schlussstrich unter die Schuldzuweisungsdebatte. Denn der Blick geht nun nach vorne.

„90 Prozent des Trainingsplans stehen fest, da hat vor allem Sascha Wagner ganze Arbeit geleistet“, lobte Garrelfs den Trainer der B-Juniorinnen, die gerade von einem Turnier in Barcelona zurückgekommen waren, bei dem sie den zweiten Platz belegt hatten. „55 Telefonate habe ich geführt, bis ich alles hatte“, berichtete Wagner schmunzelnd. Auch bei Garrelfs und Franke seien es nicht weniger gewesen, fügten sie an.

Groß sei die Solidarität der anderen Vereine gewesen. „Strempt und Stotzheim haben auch Hilfe angeboten, doch da ist die Entfernung zu groß“, erklärte der Vorsitzende. Firmenich und der Sportpark in Mechernich seien als Ausweichquartiere für die Kommerner Fußballer auserkoren worden. „Mit Firmenich sind wir ja bereits in einer Spielgemeinschaft. Sascha Wagner ist da auch mit im Vorstand“, so Garrelfs.

Nun sei vor allem die Unterstützung der Eltern gefragt, die die Jugendlichen zum Training fahren müssten. „Das geht nicht mehr mit dem Fahrrad“, bedauerte er. Sechs Wochen laufe die aktuelle Saison noch. So lange sei daher Herumfahren angesagt, dann komme die Sommerpause.

Die Neuanlage des Rasens wird voraussichtlich mehrere Monate dauern

Und der Rasen? Auf die Unterlage aus Sand komme nun eine Schicht Erde, dann werde eingesät, beschrieb Garrelfs den weiteren Fortgang, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er kein Gärtner sei. „Ich denke, in drei Monaten können wir wieder darauf“, hofft er. Wagner war da noch zurückhaltender: „Wenn der Platz im August wieder bespielbar ist, ist uns geholfen.“

Die Mitglieder des VfL stellten sich zum Erinnerungsfoto am abgefrästen Sportplatz auf.

Dieses Erinnerungsfoto geht ganz sicher in die Vereinschronik ein.

Rund 100 Vereinsmitglieder waren zu der Zusammenkunft gekommen, mehr als Franke erwartet hatte, wie er sagte. Nachdem er die Notmaßnahmen skizziert hatte, bat er alle Beteiligten zu einem gemeinsamen Foto auf die Tribüne neben dem Platz.

Es könne helfen, Stärke und Zusammengehörigkeit zu demonstrieren, denn es gebe noch viele Verhandlungen mit Stadt und TuS Mechernich, da der Sportplatz in Kommern umgebaut werden solle. Ein Platz solle angebaut, das Vereinsheim angebaut werden. Da könne es von Nutzen sein zu zeigen, wie viele Menschen solidarisch mit dem VfL Kommern seien.

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