Awo-Kindergarten in Mechernich-Bergheim100 gute Taten im Jahr

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Mit Besen und Greifzange bewaffnet schreiten Felicity(v.l.), Mia, Linda, Leni, Joshua und Elena mit Walburga Nüßmann zur Tat.

Mit Besen und Greifzange bewaffnet schreiten Felicity(v.l.), Mia, Linda, Leni, Joshua und Elena mit Walburga Nüßmann zur Tat.

  • 100 gute Taten im Jahr - diese Mission hat sich der Awo-Kindergarten in Mechernich-Bergheim vorgenommen.
  • Und so staunten die Einwohner nicht schlecht, als plötzlich eine Mini-Putkolonne durch die Straßen zog.

Mechernich-Bergheim – Mia, Leni und Linda schnappen sich einen Besen, Joshua, Elena und Felicity eine Greifzange und dann geht es los. Die sechs Kinder sind mit Walburga Nüßmann auf einer Mission: Sie wollen eine gute Tat vollbringen. Um genau zu sein, die 58. gute Tat in diesem Kindergartenjahr.

Die Sechs besuchen den Arbeiterwohlfahrt (Awo) Kindergarten in Bergheim, Nüßmann ist hier die Leiterin. Sie und ihr Team haben sich anlässlich des 100. Awo-Geburtstages im Dezember 2019 überlegt, im gesamten Kindergartenjahr, also bis zu den Sommerferien, 100 gute Taten zu vollbringen.

Metzmacher freut sich über Putzkolonne

Heute auf dem Plan: Straße kehren. Und das nicht bei irgendwem, sondern bei Anneliese Metzmacher. „Sie hat früher bei uns sauber gemacht“, sagt Nüßmann. Nun wollen die Kinder der Rentnerin etwas zurückgeben. Schon am Tor zum Kindergarten finden sie den ersten Müll: Blaue Plastikteile liegen im Gras. Die mit der Kneifzange aufzuheben, ist aber gar nicht so leicht. Erst versucht es Felicity, dann Mia, nach ein paar Anläufen landet das Plastikstück schließlich im Eimer. Dann zieht die kleine Putzkolonne weiter.

Die Rentnerin Anneliese Metzmacher freut sich über die Hilfe.

Die Rentnerin Anneliese Metzmacher freut sich über die Hilfe.

Mit den guten Taten sollen den Kindern die Werte der Awo vermittelt werden, so Nüßmann. Sie sollen lernen, „dass man auch was geben kann, nicht nur immer nehmen.“ Das sei schließlich auch ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Dabei gehe es nicht nur um große aufwendige Dinge, sondern gerade auch um die Kleinigkeiten im Alltag. Direkt am Eingang des Kindergartens hängt ein großes Plakat mit Fotos und kurzen Beschreibungen aller bisher geleisteten guten Taten. „Lana holt ihrer Oma Holz für den Ofen“, steht dort und „Ben bringt Kuba ein Taschentuch“. Über das Plakat könne jedes Kind nachverfolgen, wie weit der Kindergarten schon sei, erklärt Nüßmann. Außerdem berichteten die Kinder immer stolz über die guten Taten, wenn die Eltern sie abholen kommen. Bei einer Beschriftung müsse dabei so manch einer schmunzeln, sagt Nüßmann. „Anna backt einen Kuchen für das Finanzamt“, steht unter dem Bild.

„Das soll nicht das letzte Mal sein“

Neben dem Plakat gibt es auch noch das Gute-Taten-Buch, in dem ebenfalls alle Aktionen mit Bild vermerkt sind. „Hier können die Kinder selber nochmal blättern und sehen, wie weit sind wir denn“, berichtet Nüßmann. Die 60-Jährige leitet den Kindergarten schon seit 39 Jahren. Wer sie beim Fegen der Straße mit den Kindern beobachtet, sieht, welche Freude ihr der Beruf macht.

Die Kita

In dem Awo-Kindergarten in Bergheim sind 43 Kinder in zwei Gruppen untergebracht. Die meisten sind laut Leiterin Walburga Nüßmann Mädchen. Das Gebäude ist eine ehemalige Volksschule und dementsprechend alt. Vor drei Jahren sei das Haus saniert worden und mit Wickeltisch und Schlafraum an die Anforderung an eine U3-Betreuung angepasst worden, so Nüßmann. (jre)

Der Tross ist inzwischen bei Metzmacher angekommen und nun wird geputzt was das Zeug hält. Mit voller Kraft fegt die sechsjährige Leni den Rinnstein. „Ich finde es gut, dass die Alten das nicht machen müssen“, sagt sie. Denn die Kinder wollen nicht nur bei Metzmacher kehren, sondern auch noch bei anderen Senioren im Dorf. „Das soll heute nicht das letzte Mal sein“, bestätigt Nüßmann.

Mit Feuereifer schrubben und putzen die sechs Kinder die Einfahrt und den Rinnstein am Haus von Anneliese Metzmacher.

Mit Feuereifer schrubben und putzen die sechs Kinder die Einfahrt und den Rinnstein am Haus von Anneliese Metzmacher.

Die Idee zu der Putzaktion sei im Gespräch mit den Kindern gekommen. Gemeinsam hätten sie überlegt, was sie noch Gutes für die Menschen im Ort tun können. Denn die Kinder haben schon viel erreicht mit ihren Aktionen. So verkauften sie beispielsweise selbstgebastelte Sachen auf dem Wochenmarkt und spendeten die Eingenommenen 500 Euro an die Mechernich Stiftung.

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Die vier Jahre alte Felicity hat die Greifzange inzwischen gegen das Kehrblech getauscht und fegt nun auf, was Mia, Leni und Linda aus dem Rinnstein zusammentragen. Anneliese Metzmacher ist auf das laute Treiben vor ihrer Haustür aufmerksam geworden. „Dann kommt ihr nächste Woche wieder ne?“, bestaunt sie das Werk der Kinder und lacht. Ganz ohne Lohn will sie die sechs aber nicht zurück in den Kindergarten schicken: Zwei Tüten Gummibärchen gibt es für die Mühen. Gutes tun, kann sich eben auszahlen.

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