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Hepatitis EStadt Mechernich legt nach Infektionen Brunnen in Lessenich dauerhaft still

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mitarbeiter des Bauhofs mit orangefarbener Arbeitshose und kariertem Hemd an der nun mit großen Natursteinblöcken verschlossenen Quelle in Lessenich.

Alles dicht: Mitarbeiter des Mechernicher Bauhofs haben die Wasserentnahmestelle am Überlauf eines ehemaligen Hochbehälters in Lessenich dauerhaft mit Natursteinblöcken verschlossen.

Das Wasser aus dem Überlauf eines ehemaligen Hochbehälters in Lessenich ist mit Fäkalkeimen verunreinigt und nicht zum Verzehr geeignet.

Weil der Verdacht besteht, dass mehrere Hepatitis-E-Infektionen im Zusammenhang mit dem Genuss von Wasser aus einem Brunnen in Lessenich stehen, hat das Gesundheitsamt der Euskirchener Kreisverwaltung die Stadt Mechernich angewiesen, den Zugang zu der Wasserstelle zu schließen.

Nachdem die Stadt bereits vor den Pfingstfeiertagen einen Bauzaun an der Zapfstelle aufgestellt hatte, um Besuchern den Zugang zu verwehren, wurde der Brunnen am Dienstag jetzt dauerhaft stillgelegt: Mitarbeiter des städtischen Bauhofs haben das Rohr, aus dem das Wasser heraussprudelte, entfernt und die Wasserentnahmestelle mit einigen größeren Natursteinblöcken verschlossen.

Das Wasser aus dieser Quelle ist kein Trinkwasser und mit Fäkalkeimen verunreinigt. Heißt: ungenießbar.
Wolfgang Andres, Pressesprecher der Kreisverwaltung Euskirchen

„Wir haben die Quelle nach der Erstinfo durch den Kreis umgehend mit einem Bauzaun gesichert, aber leider hat das die Menschen nicht daran gehindert, dort weiter Wasser zu entnehmen“, berichtet Silvia Jambor, zuständige Fachbereichsleiterin der Stadt Mechernich.

Hepatitis-Erkrankte haben Wasser aus der Lessenicher Quelle getrunken

Kreis-Pressesprecher Wolfgang Andres bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, dass dem Gesundheitsamt in den vergangenen Wochen zwei Hepatitis-E-Fälle gemeldet wurden. „Bei den Befragungen der Erkrankten stellte sich heraus, dass beide aus der besagten Quelle in Lessenich am Ortsausgang in Richtung Holzheim Wasser getrunken haben – obwohl dort ein Schild mit dem Hinweis ‚Kein Trinkwasser‘ steht“, so Andres. Daher sei es möglich, dass die beiden sich dort mit der Viruserkrankung infiziert haben. „Aktuell werden Stuhlproben untersucht – das Ergebnis steht noch aus“, so der Sprecher der Kreisverwaltung.

Unabhängig davon habe das Gesundheitsamt das Wasser auf seine Trinkwassereignung untersuchen lassen. Das eindeutige Ergebnis: „Das Wasser aus dieser Quelle ist kein Trinkwasser und mit Fäkalkeimen verunreinigt. Heißt: ungenießbar“, macht Andres klar.

Die Quelle speist sich aus dem Überlauf eines ehemaligen Hochbehälters, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurde, aber seit vielen Jahren außer Betrieb ist. Die Stadt Mechernich bittet um Verständnis für die Maßnahme, die dem Schutz der Bevölkerung dient. Eine Nutzung als Trinkwasserquelle sei in keinem Fall zulässig, betonte auch Ordnungsamtschefin Silvia Jambor.

Nutzer kamen sogar aus Köln – „Wasser-Tourismus“ sorgte für Unruhe im Dorf

Ein Anwohner aus Lessenich begrüßte im Gespräch mit dieser Zeitung die Stilllegung des Brunnens: „Ich habe die Hoffnung, dass jetzt endlich Ruhe einkehrt, denn in den vergangenen Jahren hat sich ein richtiger Tourismus hier zum Brunnen entwickelt“, so der Mann, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte: „Bis zu 100 oder 150 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden haben wir hier schon gezählt.“

Die Nutzer des Brunnens seien überwiegend nicht aus dem Ort selbst gekommen. „Noch heute Morgen war ein Mann aus Köln hier, der Wasser holen wollte“, so der Anwohner. Manche Nutzer hätten nicht nur einzelne Flaschen oder Kanister, sondern auch größere Tanks befüllt, um das Lessenicher Wasser in ausreichender Menge nach Hause zu transportieren. „Besonders an heißen Tagen herrschte hier großer Andrang“, so der Anwohner weiter. Deshalb hätten sich einige sogar auf die Nachtstunden verlegt, um Wartezeiten zu umgehen.

Das Wasser sei von den Nutzern nicht nur als Trinkwasser verwendet worden, berichtet der Lessenicher kopfschüttelnd: „Einmal hat hier jemand direkt am Brunnen sein Auto geputzt – inklusive Felgenreinigung. Auf die Frage, warum er das nicht bei sich zu Hause mache, sagte der Mann, dass das dort leider verboten sei.“

Den beiden Hepatitis-Erkrankten gehe es soweit gut, berichtet die Kreis-Pressestelle: „Generell heilt die Erkrankung bei gesunden Erwachsenen folgenlos aus.“ Schwerwiegende Verläufe seien jedoch bei Schwangeren, Immungeschwächten oder Menschen mit chronischer Lebererkrankung möglich.