Der Stääne-DanzDie schönsten Bilder vom Karneval im Dunkeln beim Lichterzug in Eiserfey

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Bunt, bunter, Lichterzug: So einen großen Zug hat es in Eiserfey noch nicht gegeben. Die Jecke und Stääne tanzten mit den Besuchern um die Wette.

Bunt, bunter, Lichterzug: So einen großen Zug hat es in Eiserfey noch nicht gegeben. Die Jecke und Stääne tanzten mit den Besuchern um die Wette.

Wenn es dunkel wird in Mechernich-Eiserfey, hält die Karnevalsmagie Einzug. Das Funkeln unzähliger Lämpchen beim Lichterzug begeistert Tausende Besucher.

Der Moment ist hier und jetzt. Eintauchen in die Magie des Karnevals. Corona und Flut, Krieg und Krisen mal vergessen. Wie sehr haben die Eifeler Jecken danach gehungert, wie sehr brauchen sie es. Wie recht hat Beate Heimersheim, als sie vor dem Lichterzug gesagt hat, dass die Zöch in diesem Jahr vielleicht noch wichtiger sind als sonst.

Als es noch hell ist, strömen die Jecken schon in Scharen nach Eiserfey. Als die Dunkelheit sich über das Örtchen legt, hält die Karnevalsmagie Einzug. Unaufhaltsam. Es ist dieses unbestimmte Knistern und Flirren. Leise Zweifel, ob die Eifeler nach der langen Pause vielleicht gar eine Lust mehr auf Fastlovend haben, lösen sich genauso in Luft auf wie glücklicherweise auch der fiese Nieselregen, der kurz vorm Start des Zochs noch über Eiserfey hängt.

Rekordverdächtig viele Besucher und Teilnehmer in Eiserfey

Wie viele Besucher es genau an diesem Abend sind, vermag keiner einzuschätzen. Mit Blick auf die dicht an dicht stehenden Jecken verfestigt sich der Eindruck: So viele waren es noch nie. Eine exakte Teilnehmerzahl in den mehr als 30 Wagen und Fußgruppen hat auch keiner. Das wichtigste ist ohnehin, dass sie alle da sind. Und als Zugleiter Heinz Heimersheim einen nach dem anderen auf den Alten Weg schickt, ist auch sein Nervenflattern wie weggeblasen.

Die Jecken strahlten in Eiserfey um die Wette

Lichterzug in Eiserfey

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Die Kraft des Stäänedanz ist ungebrochen. Er entfaltet seine Magie, ganz selbstverständlich. Ganz so, als   habe es die Zwangspause nicht gegeben. Jede Gruppe, jeder Wagen ist ein Hingucker. „Ich bin so dankbar. Unglaublich, wie viel Mühe sich alle gemacht haben“, sagt Beate Heimersheim. Sie selbst ist mit ihren KG-Ladys drachenstark unterwegs: giftgrün, breite Flügel, wackelnder Stätz – eines der magisch funkelnden und unzählige Male geknipsten und gefilmten Highlights.

Unzählige Lämpchen funkeln an den Kostümen

Wie viel Material für solch ein opulentes Kostüm draufgeht? Also bitte, wer fragt denn sowas... Bei den 16 Pink-Panther-Ladys um Claudia Wassong aus Weyer unternimmt man netterweise mal den Versuch: Zwölf Lichterketten sind am imposanten Kopfschmuck. Zwölf am Körper. Wie viele Lämpchen hat jede Kette? Man einigt sich auf 24. Macht 576 Lichter. An einem Kostüm. Dä! Endlich mal ein Anhaltspunkt. Doch Moment. Schon wird überlegt: Dazu kommen noch die an den Handschuhen. Die an den Stulpen. Lassen wir das einfach. Ist auch eigentlich egal: Wenn sie sich alle zur leuchtenden Perlenkette aufreihen, brennen sich die Bilder unwiderruflich ein.

Da muss man einfach mitmachen – das steht für die Zirkustruppe um Miriam Tham und Saskia Poth fest: Als Azubis haben sie angefangen, mangels finanzieller Möglichkeiten als Fußgruppe und mit einem kleinen Wagen. Inzwischen haben sie ein sehr stattliches Gefährt. Und Wurfmaterial, das besonders die Kleinen begeistert: 60 Säcke Kuscheltiere, die in einem Kinderheim überzählig waren, haben sie gewaschen, verpackt und sorgen damit bei den Kleinen für leuchtende Augen. Und die Kleinen, die im Zoch mitgehen? Drache Scharleen Becker ist mit ihren neun Jahren ein absoluter Jeck und wie all die anderen Stääne em Feytal überglücklich, dat et Trömmelche wieder jeht.


Glehner Priaten auf großer Fahrt

Die Glehner Äzebälleg kann nun nichts mehr aufhalten: Endlich können sie mit ihrem imposanten Piratenschiff in die jecke See stechen. 2020 musste ihr Zoch in Glehn wegen des Sturms abgesagt werden, dann kam Corona. Am Sonntag konnten sie nun endlich in Glehn durch den Heimatzoch schippern – und davor im Lichterzug den Jecken viele Ahs und Ohs entlocken. 2019 haben sie den Wagen schon gekauft – bei Ebay-Kleinanzeigen und im Prinzip „blind“, wie Sitzungspräsident und Literat Werner Ackermann berichtet.

Ein riesiges Piratenschiff haben die Jecken aus Glehn als Karnevalswagen.

Die Jeckensee erobern die Glehner Äzebälleg-Piraten.

Mit dem Tieflader wurde das gute Stück vom Niederrhein in die Eifel gebracht, umgebaut und teils verstärkt, damit der TÜV bei der Abnahme nichts zu meckern hat. Rund 1000 Euro haben die Äzebälleg laut Ackermann alleine in die Lichterausstattung investiert. Bei aller Begeisterung will er die Schwierigkeiten, mit denen gerade die kleinen Karnevalsvereine es zu tun haben, nicht kleinreden: Um jedes Mitglied, um jede Aktion müsse man eben kämpfen. Doch nicht nur ein magischer Abend wie der in Eiserfey zeigt, wofür sie es machen. „Wir müssen die Traditionen erhalten. Und dabei kommt es vor allem auf uns als Dorfvereine an“, sagt Ackermann. (rha)


Die Eiserfeyer feiern ihren Lichterzug

Den Fastelovend, das Leben und den Lichterzoch zu feiern, ist für viele Eiserfeyer entlang des Zugwegs ein Muss. Auch für Oliver Menke. Eher klein mit einem Fässchen Bier im Carport hat das bei ihm am Alten Weg angefangen. Über die Jahre hat die Party bei ihm etwas andere Dimensionen angenommen. Im Carport und einem Veranstaltungsanhänger sind Theke und Verpflegungsstationen aufgebaut. 60, 70 Freunde und Bekannte feiern inzwischen alleine dort, die Begeisterung ist groß. (rha)


Integration klappt im Karneval

Karneval ist für alle da. Das sind für die Feytaler Jecken keine leeren Worte: Sie laden die Max-Ernst-Gehörlosenschule alljährlich zum Lichterzoch ein und stellen den Wagen. Gut 20 Erzieher, Eltern und Kinder plus einige von den Nordeifelwerkstätten bevölkern das riesige Bobbycar.

Einen eigenen Wagen stellten die Feytaler Jecken wieder für die Max-Ernst-Gehörlosenschule aus Euskirchen bereit.

Einen eigenen Wagen stellten die Feytaler Jecken wieder für die Max-Ernst-Gehörlosenschule aus Euskirchen bereit.

Das Licht, die visuellen Reize und die Bässe der Musik sind für die Kinder ein fantastisches Erlebnis, so Internatsleiter Wolfgang Knott. Sehr spendabel sind die Kinder mit dem Wurfmaterial, berichtet Knott lachend – vielleicht ein bisschen zu spendabel: Kurz vor der Einfahrt in die Kirchenkurve, wo erst Halbzeit ist, ist schon alles unters Volk gebracht. Doch dem Erlebnis tut das keinen Abbruch. (rha)

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