Jecke stürmen das RathausMechernicher Bürgermeister mit Bauernprotest und Kapitulation

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Bürgermeister Hans-Peter Schick sitzt auf einem Spielzeugtrecker und schwenkt die weiße Fahne. In der linken Hand hält er den Stadtschlüssel, den er an die Jecken abgibt.

Bürgermeister Hans-Peter Schick sitzt auf einem Spielzeugtrecker und schwenkt die weiße Fahne, bevor er den Stadtschlüssel an die Jecken abgibt.

Das war's für Dr. Hans-Peter Schick: Der Mechernicher Bürgermeister hat die Macht in der Stadt bis zum Aschermittwoch an die Jecken abgegeben.

Als die Klimaproteste von „Fridays for Future“ vor ein paar Jahren in aller Munde waren, da trat Mechernichs Bürgermeister Hans-Peter Schick als blondbezopfte „Greta“ vor die Narrenschar. Und auch in diesem Jahr nutzte der gelernte Landwirt den Rathaussturm an Weiberfastnacht für eine politische Botschaft: „Was mich als engagierten Landwirt stört, davon habt ihr sicher alle schon gehört“, begann das Stadtoberhaupt seine gereimte Kapitulationserklärung, um die Bauernproteste mit karnevalistischen Mitteln fortzusetzen.

Dem Ansturm der Jecken aufs Rathaus hatte Schick zuvor nicht lange standgehalten: Nachdem die Mechernicher Prinzengarde (PGM) die traditionellen Böllerschüsse aus der vereinseigenen Kanone abgefeuert hatte, rollte der Bürgermeister auf einem Kindertrecker auf die Bühne, schwenkte dazu die weiße Fahne und übergab den Stadtschlüssel an Prinz Tamara (Empt) aus dem Vussemer Dreigestirn.

Mechernichs Bürgermeister war „klimaneutral mit Tretpedal“

Ganz „klimaneutral mit Tretpedal“, so reimte Schick weiter, habe er sich mit seinem Trecker nach Berlin aufgemacht, um gegen die Politik der Ampel zu protestieren: „Die Klimakrise steht bei der Ampel hoch im Kurs, bei uns Bauern sorgt sie aber nur für Verdruss. In Deutschland heißt es Subventionen sparen, während die belgischen Bauern mit Heizöl fahren.“

Rathaussturm in Mechernich

Dr. Hans-Peter Schick hat nichts mehr zu sagen

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Bis Aschermittwoch haben also nun die gekrönten Narrenoberhäupter aus Vussem, stellvertretend für alle Tollitäten aus dem Stadtgebiet, die Macht im Mechernicher Rathaus übernommen. Bei der Begrüßung hatte Prinzengarde-Chef Karl „Charly“ Theißen sich noch erleichtert darüber gezeigt, dass die Vussemer die Veranstaltung mit ihrem Dreigestirn – wie schon im vergangenen Jahr – gerettet hatten. Denn auch in dieser Session hat sich im Kernort mal wieder keine Tollität gefunden.

Mit reichlich Frauenpower übernahm Prinz Tamara, die im Dreigestirn von ihren Schwestern Jana (Jungfrau) und Elena (Bauer) unterstützt wird, dann den Stadtschlüssel vom Bürgermeister: „Es ist längst an der Zeit, dass die jecken Wiever hier die Macht übernehmen!“, rief sie den knapp 100 Besuchern des Rathaussturms zu.

Mitarbeiter der Stadtverwaltung sorgten für die Livemusik

Mehr Jecke hatten sich in diesem Jahr wegen des wenig einladenden Wetters nicht aus dem Haus getraut, um gemeinsam den Start in den Straßenkarneval in Mechernich zu feiern. Vom Schunkeln und einem ersten Kölsch ließen sich die wenigen Besucher aber trotzdem nicht abhalten.

Die Musik dazu kam live vom wettergeschützten Rathausbalkon: Einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die in ihrer Freizeit in verschiedenen Musikvereinen spielen, hatten mit Unterstützung von Bläsern aus den Reihen der Prinzengarde die musikalische Begleitung des Rathaussturms übernommen.

Am Ende war PGM-Chef Theißen, der sich ausdrücklich über die Unterstützung des KC Bleifööss, des Festausschusses Mechernicher Karneval und des Clubs der ehemaligen Tollitäten bedankte, optimistisch für den weiteren Verlauf der Session: Schlechter könne das Wetter auch beim Karnevalszug am Sonntag nicht werden.

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