Kunstwerk in der EifelDie Eiserfeyer Gülle-Kanone ist startklar

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In den Eiserfeyer Himmel ragt die „EFL 2020“, die Gülle-Kanone. Die Idee zum Kunstwerk hatte Peter Ratz, Aktive der Feykultur halfen beim Bau.

In den Eiserfeyer Himmel ragt die „EFL 2020“, die Gülle-Kanone. Die Idee zum Kunstwerk hatte Peter Ratz, Aktive der Feykultur halfen beim Bau.

  • Ein merkwürdiges Gefährt steht mitten in Eiserfey.
  • Die „EFL 2020“, zusammengebaut aus Siloaufleger, Unterkonstruktion, Wohnwagen, Kleinwagenkabine und viel Edelstahl, ist startklar.
  • Entdecken kann dies, wer im Dorf den Alten Weg an der kleinen Pfarrkirche entlanggeht.

Mechernich-Eiserfey – „Wie bekloppt muss man eigentlich sein?“ Peter Ratz steht vor einer Mischung aus Kampfjet, Wohnwagen und Silotank auf Autorädern. Der Kleinkompressor der Pumpe rattert noch, durch den das Konstrukt per Hydraulikpumpe im 45-Grad-Winkel steil in Richtung des Eiserfeyer Himmels aufgerichtet ist.

„Das ist die Gülle-Kanone“, sagt Ratz, um ein wenig Klarheit zu schaffen – und schmunzelt. Hier, vor diesem seltsamen Flugobjekt hinter der alten Scheune seines Wohnhauses, fällt der Blick auch auf die Hügel gegenüber, wo der Ortsname in großen weißen Lettern im Hang aufgestellt ist – so, als wäre es Hollywood. Das macht das Ganze zusätzlich surreal.

Wohnwagen, Ka und Silotank

Für Peter Ratz sind ungewöhnliche Großskulpturen nichts Besonderes. Er ist Spezialist für die skurrilsten Objekte aus Edelstahl, vor allem für fantasievolle Figuren, die nicht nur den Garten seines Wohnhauses, das alte Bürgermeisteramt von Eiserfey, sondern auch die Ecken und Plätze rund um den Alten Weg bevölkern.

Mit Stahlblechen arbeitet Künstler Peter Ratz seit Jahren.

Mit Stahlblechen arbeitet Künstler Peter Ratz seit Jahren.

Doch das hier ist eine andere Dimension: 16,50 Meter lang und drei Tonnen schwer ist die „EFL 2020“, die unter dem „Treibstofftank“ als Gülle-Kanone ausgewiesen wird. Ein Monstrum, an dessen Anfang der in der Mitte als Kabine verbaute, alte Wohnwagen von Ratz und seiner Ehefrau stand. „Der war im Garten geparkt und wurde schon lange nicht mehr benutzt. Meine Frau meinte eines Tages: ,Raus damit’“, so Ratz. Und so habe es im Oktober 2019 angefangen – mit Schrott-Recycling. Der alte Wohnwagen, aufgeschnitten und neu montiert, ist jetzt die Passagierkabine der „EFL 2020“.

Das steckt hinter der Idee

Doch zuerst machte sich Ratz mit seinen Kumpels Raimund Ullrich und Theo Weidebach von der Initiative Feykultur ans Tüfteln. Die Idee von einer Gülle-Kanone, die aus der Stratosphäre Gülle über die Eifelfelder regnen lassen sollte – so ungefähr jedenfalls – nahm Gestalt an. Ein dadaistisches Kunstobjekt sollte es werden.

Der Heckantrieb der „EFL 2020“, die wohl niemals abheben wird.

Der Heckantrieb der „EFL 2020“, die wohl niemals abheben wird.

Was benötigt eine Kanone, die eher eine Mischung aus Rakete und Flugzeug ist? Zum Beispiel einen großen Treibstofftank. Ratz fand einen havarierten Silotank samt Aufleger zum Schrottpreis im Internet. Ein Fahrwerk montierte das Trio aus der Bereifung des Wohnwagens und der eines ausrangierten Kleinwagens eines Freundes. Die Fahrerkabine des Ford Ka ist nun die Pilotenkanzel. Und eine Rakete muss einen Antrieb und Flügel haben. Also räumte Ratz seine große Stahlbauwerkstatt leer und machte sich an die Arbeit. Er schnitt in der „Gülle-Kanonen-Werft“die Teile eines riesigen Heckpropellers und für zwei Tragflächen zurecht und griff zum Schweißgerät.

Gülle-Kanoe wird Teil des Feykultur-Festival

Als Kunstaktion ist das Ganze mittlerweile auch für mögliche Zuschussgebern deklariert und im Förderantrag begründet. Das hat tatsächlich Geldgeber überzeugt, freut sich Ratz. Der „ELF 2020“ soll beim ins kommende Jahr verschobenen Feykultur-Festival eine Rolle spielen. „Im Silotank kann ein Mensch fast aufrecht stehen. Denkbar ist, das für eine Gesangseinlage zu nutzen oder für Livemusik“, so der Raketenmann von Eiserfey.

Ein havarierter Silotank samt Aufleger dient als Treibstofftank.

Ein havarierter Silotank samt Aufleger dient als Treibstofftank.

An seinem Standort am Alten Weg soll das Gerät eigentlich nicht bleiben. Die Initiatoren wollen die „EFL 2020“ gerne auf einem Kreisverkehr, etwa vor Breitenbenden, aufstellen. Doch dafür wären einige Probleme zu lösen – der Transport und die verkehrssichere Verankerung beispielsweise. Vielleicht bleibt es dann doch bei der Idee.

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