Der erst 23 Jahre alte Lucas Hamacher hat eine Chronik seines Heimatdorfs Hostel verfasst und ist dabei auf viel Lesenswertes gestoßen.
Neue DorfchronikJunger Autor vertieft sich in die Geschichte seines Heimatorts Hostel

Das Hosteler Dorfleben der vergangenen Jahrzehnte, hier zum Beispiel die Kutschfahrt durch das Dorf nach dem traditionellen Hahnenköppen in den 1950er-Jahren, wird im umfangreichen Bildteil der Chronik wieder lebendig.
Copyright: privat/L. Hamacher
In der Nordeifel gibt es eine Menge hübscher Fachwerkdörfer. Für Lucas Hamacher gehört sein Heimatdorf Hostel selbstredend zu den schönsten überhaupt – so viel Lokalpatriotismus muss erlaubt sein. „Ich habe mit Anfang 20 damit begonnen, eine Internetseite für und über den Ort Hostel aufzusetzen“, berichtet der heute 23-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung: „Im Laufe der Zeit sind dabei so viele Informationen, historische Fotos und Geschichten aus der Ortshistorie zusammengekommen, dass es für ein ganzes Buch gereicht hat.“
Unterstützung erhielt der junge Dorfchronist bei dem ambitionierten Projekt von seinem Opa Dieter Schröder. Der interessiert sich wie sein Enkel für geschichtliche Themen und ist ebenfalls Buchautor: Im Jahr 2019 stellte Schröder sein 600 Seiten starkes „Künstlerlexikon Maler der Eifel“ vor, in dem er in mehr als 50 Jahren 2500 Künstlerbiografien zusammengetragen hat.
Großvater Dieter Schröder lobt die Arbeit seines 23-jährigen Enkels
Von der Arbeit seines Enkels ist Schröder begeistert: „Die Chronik musste wirklich nur gedruckt werden – alles andere hat Lucas ganz alleine und mit großer Genauigkeit vorbereitet: Texte, Layout, Bildbearbeitung, Satz. Einfach stark.“

Mit der Geschichte seines Heimatdorfs hat sich Lucas Hamacher, hier mit seinem Großvater Dieter Schröder, intensiv befasst.
Copyright: Thorsten Wirtz
Die Chronik über Hostel (Untertitel: „Das kleine Dorf in der Eifel“) fällt mit 135 Seiten zwar deutlich kürzer als das Künstlerlexikon des Opas aus, bietet dem interessierten Leser aber trotzdem jede Menge informativen und unterhaltsamen Lesestoff. Ein besonderes Augenmerk hat Hamacher dabei auf die historischen Fotos gelegt, die das Hosteler Dorfleben des vergangenen Jahrhunderts detailreich illustrieren.
„Ich war teilweise echt überrascht, wie gut die Qualität mancher rund 100 Jahre alten Aufnahmen war, die uns Familien aus dem Dorf für die Veröffentlichung in der Chronik zur Verfügung gestellt haben“, berichtet Hamacher.
Hosteler Familien durchsuchten private Fotoalben nach Historischem
Unterstützung erhielt er bei seinem Buchprojekt auch von der Stadt Mechernich, die sich mit einem kleinen Zuschuss an den Druckkosten beteiligt hat. Das erste Exemplar überreichten der junge Autor und sein Großvater daher noch vor Ablauf seiner Amtszeit an Bürgermeister Hans-Peter Schick. „Ich bin sehr froh, dass es junge Menschen wie Lucas gibt, die sich so intensiv mit der Geschichte ihrer Heimat befassen. Es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, wie unsere Vorfahren gelebt und gewirkt haben“, sagte Schick.
Erst im April hatte der 23-Jährige, der erst kurz zuvor sein duales Studium im Fach „General Management“ erfolgreich abgeschlossen hatte, einen Aufruf im Dorf gestartet, mit dem er um Unterstützung für sein Buchprojekt gebeten hatte.

Eine Übung der Feuerwehr hielt ein Hobbyfotograf kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs am Frankenring mit seiner Kamera fest.
Copyright: privat/L. Hamacher
„Die Resonanz war überwältigend“, freut sich Hamacher: „Viele Hosteler haben ihre privaten Fotoalben und Kisten auf dem Dachboden nach historischen Bildern durchsucht, das war wirklich toll, was da alles aufgetaucht ist.“ Neu war für Hamacher zum Beispiel die Geschichte über einen besonders betagten Einwohner des Dorfes: In einer Zeitungsmeldung aus dem Jahr 1931 wurde über die Feier zum 100. Geburtstag des Hostelers Wilhelm Züll – Spitzname: „der ewige Züll“ – berichtet. Hundertjährige habe es zu dieser Zeit aber nur selten gegeben. „Deshalb ist der Bericht über den alten Herrn in sämtlichen Gazetten des Landes erschienen“, so Hamacher.
Die Hosteler St.-Hubertus-Kapelle ziert den Einband der Dorfchronik
Ausführlich hat Hamacher in seinem Buch auch die Geschichte der Hosteler St.-Hubertus-Kapelle dokumentiert, der er ein eigenes Kapitel widmet. Eine Zeichnung der Kapelle, angefertigt von Theo Wambach, schmückt übrigens auch den Einband des Buchs. Um das hübsche Gotteshaus genauer unter die Lupe zu nehmen, ist der 23-Jährige eigens über steile Holzleitern bis hinauf in den Dachstuhl geklettert. „Ganz oben gibt es ein kleines Fensterchen. Die Aussicht von dort ist absolut irre.“
Auch den alten Römern, die vor rund 2000 Jahren auf der Hosteler Höhe einen Wachturm mit quadratischem Grundriss errichteten, ging es darum, sich einen guten Überblick zu verschaffen. Vom Turm aus nahmen sie einen ihrer wichtigsten Handelswege, die Via Agrippa von Köln nach Trier, in den Blick. „Die ersten Dokumente diesbezüglich stammen aus dem Jahr 15 vor Christus“, weiß Hamacher aus seinen Recherchen. „Aus diesem Grund entstand genau hier später auch eine Pferdewechsel-Station, aus der sich nach und nach unser kleiner Ort entwickelt hat.“
Auf historische Kriminalfälle, die sich in Hostel ereigneten, ist Hamacher bei den Nachforschungen für sein Buch ebenfalls gestoßen. „Weil ja auch die Geschichte des Ortes weitergeht, will ich auch die Chronik weiterführen“, so der Autor.
Inzwischen hat er sein in einer Auflage von 300 Exemplaren gedrucktes Buch bei einer gut besuchten Veranstaltung in der Dorfhalle vorgestellt. „Die Hälfte der Auflage ist schon weg“, freut sich der 23-Jährige, der mit dem Buch kein Geld verdienen will: Zwei Euro des Verkaufspreises in Höhe von 12 Euro gehen als Spende an die Hilfsgruppe Eifel.
Die Dorfchronik „Hostel – Das kleine Dorf in der Eifel“ kann direkt über den Autor Lucas Hamacher, Tel. 0157 / 32534531, E-Mail: lucashamacher01@gmail.com, bezogen werden.

