PilotprojektBehörden sammeln Daten auf meist leerem Pendlerparkplatz bei Mechernich

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Nahaufnahme eines Bodendetektors auf einem ansonsten fast leeren Parkplatz an der B477 bei Mechernich-Breitenbenden.

Die mehr als 120 Parktaschen des Pendlerparkplatzes in Breitenbenden wurden mit solchen Bodendetektoren ausgerüstet.

Eine Landesbehörde montiert Bodendetektoren auf einem Park- und Mitfahrerplatz an der B477 bei Breitenbenden, der kaum frequentiert wird.

Wer auf dem Weg zur Arbeit Fahrgemeinschaften bildet, der weiß es sehr zu schätzen, dass es in der Nähe mancher Autobahnauffahrten Park- und Mitfahrerparkplätze (P+M-Plätze) gibt. Und wer diese Parkplätze nutzt, der weiß in der Regel auch, zu welchen Zeiten man dort ganz bequem einen Parkplatz findet, wann es eng werden könnte und wann man es gar nicht erst versuchen muss.

Die Landesverkehrszentrale NRW und die Autobahn GmbH des Bundes wissen das alles nicht, weshalb sie ein „Pilotprojekt zur Parkstandserfassung bei P+M-Plätzen in Nordrhein-Westfalen“ ins Leben gerufen haben. Insgesamt acht Pilot-Standorte wurden dafür mit unterschiedlichen Erfassungssystemen ausgestattet, teilten die Behörden mit.

Weilerswist, Breitenbenden, Wißkirchen: drei Standorte im Kreis

Aus dem Kreis Euskirchen sind insgesamt drei Standorte beteiligt. Das erste Erfassungssystem, das in Weilerswist zum Einsatz kommt, arbeitet mit einem Laserscanner und erfasst Abstände und Zwischenräume der parkenden Fahrzeuge. Auf den Parkplätzen an der B477 bei Breitenbenden und an der B266 zwischen Obergartzem und Wißkirchen ist hingegen jede Parktasche mit einem Bodendetektor ausgestattet worden, der Informationen über die Nutzung sammelt.

Laut Mitteilung der Pressestelle der zum Landesbetrieb Straßenbau NRW gehörenden Landesverkehrszentrale werden die Daten über einen Zeitraum von vier Jahren erfasst und ausgewertet. Ziel des Pilotprojekts in NRW sei „die Vergleichbarkeit der Systeme im Hinblick auf anfallende Kosten und die Genauigkeit bei der Erfassung“.

Der Mitfahrerparkplatz an der B477 zwischen Breitenbenden und Mechernich wird kaum genutzt, viele Parktaschen sind frei.

An einem ganz normalen Werktag auf dem wenig frequentierten Parkplatz an der B477 zwischen Breitenbenden und Mechernich: freie Platzwahl für Pendler.

Die Informationen sollen „den Pendlerinnen und Pendlern einen besseren Überblick über die Auslastung der P+M-Plätze geben und dadurch eine bessere Fahrtenplanung ermöglichen“, formuliert es die Pressestelle in schönster Behörden-Prosa. Langfristiges Ziel sei es, mit solchen und ähnlichen Maßnahmen „den Menschen eine solide Datenbasis für ein verändertes Verkehrsverhalten und eine verträgliche Mobilität“ zur Verfügung zu stellen.

Mechernicher „Blaumänn“ brachten das Thema in den Karnevalszug

Zumindest im Fall des Pendlerparkplatzes bei Breitenbenden fragt man sich dann aber schon, welche Daten von welchen Nutzern dort gewonnen werden sollen. Denn wenn die P+M-Anlage nicht gerade wegen des Eiserfeyer Lichterzugs am Karnevalsfreitag zum Park&Ride-Parkplatz umfunktioniert wird, stellt dort kaum ein Pendler sein Fahrzeug ab.

An diesen Umstand erinnerte beim Mechernicher Tulpensonntagszug übrigens auch die Gruppe der „Blaumänn“ mit einem Themenwagen. „Zählwerk auf dem Pendlerparkplatz – ein Hohn: der ganze Platz ist für die Katz“ war über einem Luftbild des leeren P+M-Platzes zu lesen. Einzig und allein nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 war der Parkplatz für mehrere Monate vollständig belegt, weil dort zahlreiche vom Wasser zerstörte Autos zwischengelagert wurden.

Ergebnisse der Untersuchung sind noch nicht verfügbar

Stellt sich noch die Frage, wie man an die Ergebnisse des Pilotprojekts kommt. Die gewonnenen Daten, so heißt es dazu von der Landesverkehrszentrale, sollen über nationale Zugangspunkte wie den Mobilitäts-Daten-Marktplatz oder die „Mobilithek“ der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Bislang sucht man jedoch vergebens in den Weiten des weltweiten Webs nach diesen Daten: Nachdem das Projekt im Herbst 2023 angelaufen ist, sollten erste Ergebnisse ursprünglich bereits vor dem Jahreswechsel auf der Seite des NRW-Verkehrsinformationsportals integriert werden. Doch das hat bislang nicht geklappt: „Leider können wir zu diesem Projekt derzeit noch keine Daten liefern“, teilte ein Sprecher der Autobahn-GmbH des Bundes auf Anfrage dieser Redaktion mit.

Immerhin: „Die Anlage wurde errichtet und die technischen Voraussetzungen sind geschaffen.“ Die Auswertung und Nutzung der Daten sei aber noch nicht aktiv: „Hier müssen noch Prozesse ausgearbeitet werden und weitere Abstimmungen erfolgen, bevor das Angebot der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden kann.“ Gerne wolle man sich wieder melden, wenn es Fortschritte und neue Details gebe.

Ein Detail verraten wir ganz frech schon mal an dieser Stelle: Auf der P+M-Anlage in Breitenbenden findet man immer einen freien Parkplatz. Wenn nicht gerade der Lichterzug in Eiserfey geht.


Verkehrszentrale NRW

Die Landesverkehrszentrale NRW übernimmt als Teil des Landesbetriebs Straßenbau NRW Aufgaben im Bereich intelligente, digitalisierte und vernetzte Mobilität. Dazu zählen unter anderem die Digitalisierung von landeseigenen Lichtsignalanlagen sowie der Aufbau einer Zentrale für Intelligente Verkehrssysteme, über die zukünftig automatisiert fahrende Fahrzeuge mit Informationen versorgt werden sollen. In der Behörde sind zudem die Verkehrsmanagementmaßnahmen und die Baustellenkoordination des Landes gebündelt. (thw)

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