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Geister und HexensabbatSchaurige Gestalten geistern bei Halloween-Führungen durch Monschau

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In der Monschauer Innenstandt waren wieder allerhand Geister unterwegs. Vier Personen in schaurigen, dunklen Kostümen sind zu sehen.

Hexensabatt am Rurufer: Verena Putzek und ihre Truppe sind zum ersten Mal auf der Seite der Schauerwesen dabei.

In der Monschauer Innenstadt waren wieder allerhand schaurige Gestalten unterwegs. Der Spuk litt unter der Kälte und dem Regen.

Wenn es um Gänsehautmomente geht, dann muss es nicht immer der Grusel sein, der einem Schauer über den Rücken rieseln lässt. Manchmal ist es ganz banal das Wetter – und in selteneren Fällen beides. Wie in diesem Fall, als in der Monschauer Innenstadt wieder die Geister unterwegs sind. Schließlich sind die malerischen Gassen an Halloween als Treffpunkt für Gruselwesen von nah und fern bekannt.

Besonders leidtun kann einem Julia Achterberg. Bei einstelligen Temperaturen und immer wieder einsetzendem Regen sitzt sie festgebunden auf einem Stuhl vor dem Aukloster in der Mitte eines Pentagramms. Sie ist die Hauptperson der Exorzismusszene, die sich die Akteure ausgedacht haben. „Krankwerden ist einkalkuliert“, sagt sie. Ihre Qualifikation für ihre Rolle: Lautes Schreien, wenn der Dämon, von dem sie besessen ist, ihren Körper verlässt – und dafür alle Umstehenden befällt.

Seit vier Jahren ist sie regelmäßig als Akteurin bei den Gruselstadtführungen zu Halloween dabei. Vorher habe sie an den Führungen teilgenommen – bis die Geister entdeckten, dass sie so wunderbar laut schreien könne: „Die haben mir so oft Angst gemacht, dass ich dann lieber die Seiten gewechselt habe.“ Sie bereut ihre   Entscheidung nicht – auch wenn es wie dieses Mal richtig kalt sei. Allerdings werde sie gut umsorgt und ihr zwischen den Führungen immer wieder eine Jacke übergelegt wird.

Durch das schlechte Wetter kamen weniger Besucher nach Monschau

Es ist leerer als sonst an Halloween in den Monschauer Gassen, das Wetter fordert seinen Tribut. Die Führungen, die normalerweise bis in die Nacht durchgeführt werden, sind schon gegen 21 Uhr ausgedünnt. Schade um die Mühe, die sich die Akteure machen, sie hätte viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Rund 80 Geister seien es in diesem Jahr, die die Besucher von Monschau das Gruseln lehren wollen. Mehr als sonst, sagt Nathalie Münch, die als Obergeist dafür sorgt, dass alle glücklich sind. So gebe es einige neue Gruppen, etwa die Hexen, die sich am Gerbermarkt ihr Refugium erobert haben.

Zwei Personen in hellen Kostümen und mit bemalten Gesichtern laufen durch Monschau.

Gruselbräute aus Schwäbisch Hall suchen die Besucher in Monschau heim.

Ein vermummter Geist mit einem Geweih läuft durch die Straßen.

Als Wendigo war dieser Laufact unterwegs.

Mehrere Personen stehen in dunklen Roben um eine Frau herum, die auf einem Stuhl sitzt und festgebunden ist.

Vor dem Aukloster wird ein Exorzismus nachgestellt.

Zwei Figuren stehen vor dem Roten Haus in Monschau und halten einen Kopf in der Hand, der der einen Figur fehlt.

Wem gehört der Kopf, fragen Marie-Claire und Jana, die vor dem Roten Haus mitgeistern.

„Mittendrin und nicht nur dabei“, sagt Verena Putzek, die dieses Mal den Hexensabbat am Rurufer organisiert hat. Vor zehn Jahren sei sie zum ersten Mal als Gast in Monschau hier gewesen, es habe ihr gefallen, so dass sie immer wiedergekommen sei.

Horrorbräute warteten vor dem Standesamt

Im vergangenen Jahr habe sie dann erfahren, dass man sich der Geistertruppe anschließen könne. „Wir sind dann aus Recklinghausen zu einem Planungstreffen gefahren, und jetzt sind wir hier.“ In einer benachbarten Villa, die als Ferienhaus vermietet wird, haben sie ihr Standquartier eingerichtet. Mit drei Familien, Erwachsene und Kinder, machen sie mit. Damit man sich im Regen unterstellen kann, haben sie noch einen Pavillon aufgestellt. „Das ist total schade, dass so ein Wetter ist.“ Doch es mache so viel Spaß, als Geister unterwegs zu sein, dass sie schon überlegten, auch im nächsten Jahr   mit dabei zu sein. Wovon es abhängt? „Es kommt vor allem darauf an, ob wir ein Ferienhaus finden.“

Neu im Reigen der Geister ist auch die Gruppe, die sich am Gefängnis positioniert hat. In einem Schattenspiel setzen Miriam, Manja und Dirk aus Höfen die Geschichte des Londoner Barbiers Sweeney Todd in Szene, der im 19. Jahrhundert seine Opfer mit dem Rasiermesser tötete und deren Leichen eine Nachbarin zu Pasteten verarbeitete. „Wir haben das durch unsere Kinder mitbekommen und Lust bekommen, auch mitzumachen“, berichtet Miriam. Die Leute zu erschrecken sei toll –   das Aufbauen im Regen weniger. Doch die Anwohner würden sie unterstützen. „Wir können die Sachen in einer Garage über Nacht unterbringen und die Anwohner liefern Strom“, sagt Dirk.

Vor dem Standesamt warten die Horrorbräute, in den Gassen sind die aufwendig gestalteten Gruselgestalten unterwegs. Alle Geister sind ehrenamtlich unterwegs. Doch so eine Veranstaltung braucht eine Struktur im Hintergrund. Nach zwei Jahren, in denen die „MonEv“ die Organisation der Geisternacht von der Monschauer Land-Touristik übernommen hatte, ist nun die Stadt Monschau mit dabei.

Auch die Stadt Monschau beteiligt sich nun an der Organisation

„So etwas kann man nicht dauerhaft als Ehrenamtler auf die Beine stellen“, sagt Lutz Schell, der mit Bernd Maaßen das Event sichergestellt hat. „Die Geisternacht ist eines der Highlights und Hauptzuschauerattraktion in Monschau“, betont er. Sie unterstützen den Ablauf, doch die Hauptverantwortung liegt nun bei der Stadt, wo Anika Brandenburg für das Veranstaltungsmanagement verantwortlich ist. Sie hat das Rahmenprogramm initiiert, bei dem mit Zauberworkshops und Stadtrallye viel für die Kinder angeboten wird.

Gerade für die Jüngeren ist das Ganze ein Riesenspaß. Wie für die achtjährige Luisa aus Simmerath, die mit ihrer Mutter unterwegs ist. „Mama hat sich dreimal erschreckt“, sagt sie zufrieden. Sie selber liebe es, sich ordentlich zu gruseln: „Sonst ist es langweilig.“

Andere Kinder geistern gleich mit. „Das ist mein Kopf!“ Marie-Claire und Jana streiten sich vor dem Roten Haus um den abgeschlagenen Schädel, der eigentlich auf dem Hals sitzen sollte, den Jana sich umgeschnallt hat. Sie hat die Rolle des Kopflosen, der zu der Hinrichtungsszene gehört, die seit Jahren vor dem Roten Haus stattfindet. Die beiden sind in die Monschauer Geisterriege hineingewachsen, Janas Mutter und Großvater sind Geisterführer, während Marie-Claires Stiefoma früher als Organisatorin aktiv war.

„Seit ich Kleinkind bin, habe ich gefragt, ob ich mitmachen kann“, sagt Jana und Marie Claire ergänzt: „Das macht total Lust, die Leute zu erschrecken.“ Eine Frau habe angefangen zu schreien und sei weggelaufen, als ihr der abgeschlagene Kopf entgegengestreckt worden sei, erzählt sie mit zufriedenem Grinsen. Doch ihre Mutter lasse sie vorsichtshalber nicht auf die Straße, wenn zu viele Gäste unterwegs seien, so Jana.