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Grusel und HorrorBurg Satzvey ist wieder eine perfekte Kulisse für Geister und Zombies

6 min
Eine Vampirin versucht, die Besucher beim Halloween-Spektakel auf der Burg Satzvey anzulocken.

Die schaurigen Angebote der Vampirin im Parcours des Schreckens lehnten die Besucher eher ab.

Groß war der Andrang auf Burg Satzvey. Die zweite Halloween-Gruselnacht findet am 31. Oktober statt.

Rund 1000 Besucher sind zur ersten von zwei Halloween-Nächten auf Burg Satzvey gekommen, um sich so richtig von den Gruselprofis einer Fachagentur erschrecken zu lassen. „Fröhliches Gruseln“ verspricht die Kartenabreißerin am Eingang. Das bezieht sich garantiert nicht auf das usselige Nieselregenwetter. Doch oh Wunder: Vor Beginn des Abendprogramms hört der Regen auf, sogar einzelne blaue Himmelsflecken sind zu sehen, bevor die Dämmerung einbricht, und Burg Satzvey, unheilvoll von roten Scheinwerfern angestrahlt, einen nicht unbedingt gemütlichen Abend verspricht.

Den wollen die Besucher auch nicht erleben. „Wir haben schon vor einigen Jahren den zweiten Halloween-Abend eingeführt. Es waren für einen Abend einfach zu viele geworden“, so Marc Schwarz, Veranstaltungsleiter auf Burg Satzvey.

„Ich freue mich schon darauf, dass ich erschreckt werde“, sagt Jonah, fünf Jahre alt, der mit Mutter Saskia aus Brühl angereist ist. Er lässt sich beim Kinderschminken sein Gesicht in einen Totenkopf verwandeln, andere Kinder wählen die Variante Spinne. Derweil streckt Dante am Stand nebenan einem Airbrusher furchtlos den rechten Unterarm entgegen. Peter Tronser aus Rümmelsheim bei Bingen macht sich an die Arbeit. Ein Zombiekopf soll es sein. Keine fünf Minuten später ist das durch die Schablone gesprühte Werk vollbracht. Der kleine Remscheider ist stolz: Auch er trägt seinen Teil zum bunten Treiben der Geister auf dem Burggelände bei.

Besucher lassen sich im eisernen Käfig für Insta-Account fotografieren

So wie hier herrscht den ganzen Abend auf dem nicht übervollen Burggelände entspannt gute Laune. Man schlendert die Gassen mit den Kunsthandwerkern und den Speisenständen entlang. Die „Haarliche Flechterei“ verspricht das kunstvolle Drehen des Haupthaars, bei der „Lederey“ gibt es Tierisches für die Füße oder als Jacke.

Stockbrot aus dem Holzofen, Senf von der Monschauer Mühle, Fladenbrot, Crêpes und Reibekuchen sind im Angebot. Kürbisschnitzen ist möglich, man kann sich im eisernen Käfig, ein mittelalterliches Foltermittel, das der Abschreckung durch die Zurschaustellung von Gefangenen am Eingang von Burgen oder vor dem Stadttor diente, für den Insta-Account fotografieren lassen.

Ein Fährmann ist mit seinem Boot auf dem Burggraben unterwegs. Die Burg Satzvey ist rot angestrahlt.

Der schaurige Fährmann wartet auf dem Burgsee in Satzvey.

Zwei Männer in Kostümen stehen nebeneinander.

Sebastian Pöschke war als Pestarzt (l.) und Oliver Röhmeier als Echsenmann unterwegs.

Die Eltern und ihre beiden Kinder sind als Horrorfiguren verkleidet.

Die kleine Horrorfamilie: Kläsers aus Brohl bei Cochem freuten sich auf die vielen Angebote beim nachmittäglichen Kinderprogramm.

Ein als Vogelscheuche verkleideter Mann ist zu sehen.

Dieser Vogelscheuchenmann war einer der 32 Walking Acts.

Auch Familie Kläser aus Brohl bei Cochem lässt sich so treiben. Rebecca und Fabian sind Schamanen für einen Abend, die fünf Jahre alte Jule versucht grimmig als Skelett zu gucken, was bedingt gelingt. Bruder Anton, neun Jahre, komplett schwarz vermummt und mit schwarzer Strumpfmaske, schwingt die Sense.

So langsam baut sich unter den Besuchern eine gewisse Vorfreude und Spannung auf. „Mindestalter 12 Jahre! Die Knickleuchten gelten hier nicht mehr!“ So warnen vor dem Eingang zum Weg über die Burgwiesen bis zur Brücke über einen kleinen Bach Schilder an einer Scheune. Knickleuchten können Kinder oder Furchtsame hochhalten, wenn es ihnen zu viel wird. Die Walking Acts lassen dann sofort von ihnen ab. Es sind die Warnungen vor dem Besuch des Parcours des Schreckens, der bald öffnen wird.

Kostüme für die Halloween-Abende sind sehr aufwendig

Denn wie man Furchtsame an ihre Belastungsgrenzen bringt, das wissen die über eine Agentur gebuchten 32 Walking Acts natürlich genau. Die Darsteller werden von der Patricia Gräfin Beissel GmbH auch zum Mittelaltermarkt oder der Burgweihnacht gebucht, dann eben als Knappen oder Elfen. Die Kostüme für die Halloween-Abende sind allerdings besonders aufwendig. Alles ist handgenäht, die teils spektakulären Masken von Hand gebaut. Visagisten haben ganze Arbeit geleistet. Aufgabe für die 32 ist es, unbeteiligt mit den Besuchern zu schlendern – was die Gäste schon irritiert – und dann als Zombie, Untote oder gruselig entstellter Wiedergänger kurz auszurasten. Die eine Körperdrehung zu viel, der eine Schritt zu nah an den normalen Besucher.

Einige sind schon den ganzen Abend als Erschrecker auf dem Burggelände unterwegs. Der Vogelscheuchenmann, wie alle Walking Acts namenlos, ist zum vierten Mal dabei. „Das macht schon Spaß, wenn man erwachsene Menschen erschrecken kann“, brummelt es unter dem Strohbart aus der schrundigen Kopfmaske hervor: „Bei meinem ersten Einsatz habe ich einen der Busch-Buddies gespielt, also einer, der hinter einem Busch oder Baum hervorspringt. Da hat sich eine Frau so erschrocken, dass sie mir sogar Prügel angedroht hat.“ Man glaubt ein zufriedenes Grunzen zu hören.

Venezianischer Pestarzt mit lederner Schnabelmaske

Sebastian Pöschke und Oliver Röhmeier aus Bergheim, der eine als venezianischer Pestarzt mit lederner Schnabelmaske, der andere als Echsenmensch, kann er wohl kaum schocken. Auch der bei Bedarf leicht wahnsinnig wirkende „The Butcher“, als der sich Stefan Schießberg aus Brühl kostümiert hat, dürfte eher erschreckerresistent sein. „Wir sind einfach in einen Kostümhandel gegangen“, so der „Metzger“: Eine mit Blutspritzern übersäte Schürze, eine Zombiehalbmaske, vor allem ein großes Metzgerhackebeil, das er bedrohlich schwingt – das wirkt.

Kurz vor 19 Uhr wird der Weg bis zur Bachbrücke in die Anderswelt freigegeben. Zwei Sicherheitsdienstmitarbeiter erklären, wie man sich jetzt verhalten solle: Nicht stehen bleiben, keinen derer, die einem begegnen, berühren – „das mögen die gar nicht“. Dann könne nichts passieren, also viel Vergnügen. In 30er Gruppen werden die ungeduldig Wartenden in den Parcours eingelassen. Bunte Bengalos beleuchten in der Nacht wabernde Trockeneisnebel. Dieser Weg zu den Unheilbringern wird ein matschiger sein. Da gibt es stellenweise kaum ein Halten, es ist eher ein vorsichtiges Tapsen, vorbei an Toten oder noch nicht so ganz Verblichenen im Gestrüpp. Man will es lieber nicht wissen. Dann versperrt da immer wieder etwas den Weg.

Vampirin weidet im Schreckens-Parcours von Satzvey ihr Opfer aus

Ein scheinbar harmlos aussehender Handwerker im Blaumann scheucht die aufschreienden Besucher vor sich her. Er geht eben etwas ungelenk, die Arme schlackern, der Kopf wirkt wie nachträglich schief aufgesetzt, in die toten Augen lohnt kein Blick. Einer seiner Kollegen startet grinsend seine Kettensäge. In einem kleinen Schuppen leben seltsame Bewohner: Ein Durchgeknallter im Anstaltshemd zwingt sich aus einem Fenster, um sich auf die Besucher zu stürzen – und dann doch in die Hütte des Grauens zurück zu klettern.

Wenige Meter weiter weidet eine Vampirin ihr Opfer auf einem Tisch aus. Die Dame ist mitteilsam. Wer das Herz wolle? Ein bisschen Leber? Aber gerne! Dankend abgelehnt, ekeln sich die Besucher ein wenig und stehen schon vor dem rettenden Parcours-Ausgang. Doch da ist noch  ein Pferch. Der versperrt einer bedrohlichen Raubvogelschamanin mit Totenkopf und gefährlichen Flügelkrallen den Ausweg.

Das Wesen spannt die Schwingen, ein Feuerball steigt hinter ihr auf. Ein Mitglied der Löschgruppe Satzvey hat aus einem kleinen Holzverschlag fachmännisch die Entzündung ausgelöst. Es ist eben auf Burg Satzvey an diesem Abend am Ende doch mehr Schein als Sein. Dann öffnet im Bourbonsaal die Disco. Der Tanz der Untoten beginnt mit Michael Jacksons „Thriller“.

Halloween auf Burg Satzvey gibt's auch am 31. Oktober. Das Familien- und Kinderprogramm findet von 15 bis 18 Uhr statt, der Parcours des Schreckens ist von 18.30 bis 21.30 Uhr geöffnet, um 21 Uhr öffnet die Disco. Tickets kosten im Vorverkauf für Erwachsene 25 Euro, für Kinder von vier bis zwölf Jahren 15 Euro und sind online erhältlich.