ReenactmentDie „Römer“ zeigten in Nettersheim, wie sie lebten und was in Mode war

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Zwei Frauen sitzen in römischer Kleidung hinter einem Tisch, auf dem sie ihre Tonkrüge und Textil-Produkte ausstellen.

Das Färber- und Textilhandwerk wurde, wie auch zahlreiche andere Gewerke, vorgeführt.

Wie die Römer einst in Nettersheim gelebt haben könnten, zeigte die Gruppe „Classis Augusta Germanica“ im Archäologischen Landschaftspark.

Eine Zeitreise in die Antike konnten die Besucher des Römerlagers in Nettersheim unternehmen. Zwölf Mitglieder der „Classis Augusta Germanica“ ließen mit ihren originalgetreu rekonstruierten Requisiten die Vergangenheit wieder aufleben. Am Römerkastell neben dem Steinrütsch hatten die Akteure in römischer Kleidung auch in diesem Jahr ihr Lager aufgeschlagen.

Im Jahr 2012 fand in Nettersheim zum ersten Mal ein Römerlager statt, damals noch auf Pfaffenbenden. Mit der Eröffnung des Archäologischen Landschaftsparks siedelten die Lager an ihren heutigen Standort um, zum römischen Vicus am Rand der alten Römerstraße, die hier durch das Tal führte.

Das Leben der römischen Soldaten wird in Nettersheim nachgestellt

„Es ist ein guter Ort für die Darsteller“, stellte Tristan Koehn klar, einer der zwölf Hobby-Römer. Sie sind keine Archäologen, sondern betreiben „Reenactment“. Das heißt: Sie stellen das Leben der römischen Soldaten nach. Dazu verwenden sie die damals bekannten Gerätschaften und können so wieder wichtige Erkenntnisse für die Forschung liefern.

„Wir sind eine Einheit der Truncensimani aus dem 4. Jahrhundert nach Christus“, erläutert Joachim Lommen, Sprecher der Gruppe. Dadurch sähen sie ganz anders aus als die in den Asterix-Heften dargestellten Römer, die rund vier Jahrhunderte früher gelebt hätten. „Wir laufen auch nicht mehr rum wie im Barockzeitalter“, erläuterte er.

Die Nettersheimer Römer tragen die Mode der damaligen Zeit

Sie tragen Kleidung mit Mustern der Kopten, die damals Mode im gesamten Römischen Reich gewesen sei. Auch tragen sie Hosen, was zu früheren Zeiten bei Römern verpönt gewesen sei. „Das haben die Römer aber schnell übernommen, als sie nach Germanien kamen, da war es nämlich einfach kalt“, so Koehn.

Die Truncensimani waren laut Koehn eine Einheit, über die nicht viel bekannt ist: „Das ist gut für uns, weil es Interpretationsmöglichkeiten gibt.“ Wie eine Art Reservetruppe könne man sie sich vorstellen: keine Berufssoldaten, sondern mit normalen Berufen, um für eine Zeit wieder in das Heer einzurücken. „Es ist zum Beispiel vorstellbar, dass die Handwerker aus dem Vicus hier zeitweise das Kastell besetzt haben, um nach einer oder zwei Wochen wieder in ihre Werkstatt zurückzukehren. Insofern passt das gut, dass wir genau hier sind“, so Koehn.

Linda Lorbach ist die neue Archäologin der Gemeinde 

Mit Vorführungen und Demonstration der Ausrüstung und Waffen stellten die Akteure die Welt der römischen Soldaten vor. Als Handwerker waren Färber, Weber und Holzschnitzer vor Ort und zeigten, wie diese Gewerke in der Antike funktionierten. Michael Kuhn vom Ammianus-Verlag informierte über römischen Wein. Regelmäßig wurden auch Rundgänge durch den Vicus angeboten.

Als Gast im Lager war auch die neue Archäologin in Diensten der Gemeinde, Linda Lorbach. Vor einem Monat hat sie ihren Posten angetreten, kennt Nettersheim gut. Nicht nur, weil sie ursprünglich aus Harperscheid kommt, sondern auch, weil sie während ihres Studiums an zwei Grabungscamps teilnahm. „Ich habe hier den Entschluss gefasst, mich auf die Museumspädagogik zu konzentrieren“, erklärte sie. So seien für die Zukunft weitere didaktische Konzepte geplant. „Die Archäologie ist ein wichtiger Bestandteil unserer Naturerlebnisdorfs und des Programms im Naturzentrum“, betonte Bürgermeister Norbert Crump.

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