Seit dem 10. Oktober müssen die Menschen in Nettersheim-Tondorf ihr Trinkwasser abkochen. Neue Ergebnisse werden für Freitag erwartet.
Abkochgebot bleibtAuf der Suche nach der Ursache der Bakterien im Tondorfer Trinkwasser

Die Wasserleitungen wurden in der Falkenberger Straße erneuert. Denkbar ist, dass dabei die Bakterien in die Trinkwasserleitungen gelangt sind.
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Die schlechte Nachricht zuerst: Mindestens bis Freitag wird das Abkochgebot für das Trinkwasser in Tondorf weiterbestehen. Das teilt der Kreis Euskirchen auf Anfrage mit. Denn ob die Maßnahmen zur Bekämpfung der Trinkwasserverunreinigung Erfolg haben, könne frühestens dann festgestellt werden.
Drei Tage in Folge müsse die Keimfreiheit des Wassers nachgewiesen werden. Zudem dauere es zwei Tage, bis die Ergebnisse aus dem Labor kommen, so Kreissprecher Wolfgang Andres. Da am Montag, Dienstag und Mittwoch Proben gezogen wurden, sei mit den Ergebnissen frühestens am Freitag zu rechnen.
Die Tondorfer müssen sich also weiter in Geduld üben. Für ihr Trinkwasser besteht seit dem 10. Oktober ein Abkochgebot, nachdem bei Routinekontrollen Enterokokken und coliforme Bakterien nachgewiesen worden waren.
Die Tondorfer nehmen das Abkochgebot ernst
„Es ist lästig, aber es geht“, sagt eine Frau, die einen Kinderwagen durch den Ort schiebt. Zwei kleine Kinder habe sie, sagt sie, anderthalb und vier Jahre alt. Das Wasser zum Zähneputzen und Waschen werde abgekocht. „Wir kochen sogar das Wasser ab, mit dem wir das Gemüse kochen, obwohl das vielleicht gar nicht nötig ist“, sagt sie. Doch bei jedem Handgriff überlege man, was notwendig sei. Und: „Wir kaufen jetzt auch Wasser im Supermarkt, während wir vorher immer das Wasser aus dem Hahn getrunken haben.“
Auch Karin Zalfen, die in der Bäckerei hinter der Theke steht, nimmt die Warnung ernst. „Ich habe dem Hund Leitungswasser zu trinken gegeben, und der hat tatsächlich Durchfall bekommen“, berichtet sie. Sie wisse auch von Leuten, die trotz der Warnungen das Wasser getrunken und Magenprobleme bekommen haben. Schwierig sei die Situation für ihr Enkelkind, das Neurodermitis habe, da das Kind derzeit nicht mit dem Leitungswasser gebadet werden sollte.
Routinemäßige Wasserproben wenn neue Leitungen in Betrieb gehen
Dass etwas nicht in Ordnung sei, sei am Freitag vor einer Woche festgestellt worden, so Nettersheims Bürgermeister Norbert Crump: „Bei einer Baustelle in der Falkenberger Straße in Tondorf sind neue Wasserleitungen gelegt worden.“ Immer, wenn neue Leitungen in Betrieb genommen werden, werden routinemäßig Wasserproben genommen.

Ohne Befund waren die Proben am Hochbehälter in Tondorf. Von dort stammen die Verunreinigungen nicht.
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In der Spülküche des Dorfsaals steht Ortsvorsteher Simon Jung. Dieses Wasser sollte so nicht getrunken werden.
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Doch diesmal war es keine Routine, denn gleich zwei Stämme von Darmbakterien wurden an verschiedenen Stellen im Tondorfer Trinkwasser nachgewiesen. Sofort habe das Gesundheitsamt des Kreises ein Abkochgebot ausgesprochen. Mit Flyern, Feuerwehrdurchsagen und Warn-Apps seien die Bürger informiert worden, so Crump: „Es waren zwar nur einzelne Straßen betroffen, doch das Gebot wurde für den ganzen Ort ausgesprochen, um absolute Sicherheit für die Bürger zu haben.“
Ortsvorsteher kritisiert die Informationspolitik der Gemeinde
Die ersten Versuche, die Keime aus dem Wasser zu bekommen, seien nicht erfolgreich gewesen, so der Bürgermeister. Danach wurde das Wasser mit Chlor versetzt. Ob diese Maßnahme greift, muss sich noch zeigen.
Fest steht laut Crump, dass die Verschmutzung nichts mit dem Hochbehälter zu tun hat, der in der Nähe der Autobahn steht und aus dem Tondorf mit Trinkwasser versorgt wird: „Der ist safe.“ Stattdessen bestehe der Verdacht, dass die Verschmutzung durch die Arbeiten an der Trinkwasserleitung in das Netz gekommen sei. Aber, so Crump: „Sicher ist das nicht.“ Es habe eine enge Abstimmung zwischen Gesundheitsamt, Gemeinde und Wasserverband Oleftal gegeben. „Die Spezialisten vom Wasserverband haben uns geholfen und zum Beispiel die Chlorungsanlage installiert“, so Crump. Jetzt müsse abgewartet werden.
Kritik über die Informationspolitik der Gemeinde kam von Ortsvorsteher Simon Jung: „Es gibt kaum Infos von der Kommune.“ Immer wieder werde er von den Tondorfern angesprochen und verweise sie an die Bürgerhotline, die die Verwaltung eingerichtet hat. „Auch da ist nichts zu erfahren“, bemängelt Jung. So habe er sich die Informationen online zusammensuchen müssen: „Von der Verlängerung des Abkochgebots in der letzten Woche habe ich erst über Facebook erfahren.“
Das lässt Crump so nicht stehen: „Wir haben zweimal informiert.“ Auch seien Flyer an die Haushalte verteilt worden. Die Kritik in den Sozialen Medien sei nicht zutreffend. Solange die Ursache nicht feststehe, könne man nichts sagen. „Ich verstehe das nicht: Mehr, als wir tun, kann man nicht tun“, so Crump.

