Christmette im ZeltGemünder St.-Nikolaus-Kirche ist noch nicht nutzbar

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Eine Christmette, die den Gemündern lange in Erinnerung bleiben wird: Pastor Philipp Cuck zelebrierte an Heiligabend den Gottesdienst im Zelt.

Eine Christmette, die den Gemündern lange in Erinnerung bleiben wird: Pastor Philipp Cuck zelebrierte an Heiligabend den Gottesdienst im Zelt.

Schleiden-Gemünd – Es ist wohl kaum ein Gottesdienstraum dem Stall von Bethlehem ähnlicher, als ein Zelt. Und wenn es dann noch das Zelt ist, in dem die von der Hochwasserflut getroffenen und traumatisierten Gemünder in den vergangenen Wochen Zuflucht und Geselligkeit gefunden haben, so wird die Übereinstimmung noch größer. Auch, wenn es in dem Stall, in dem Maria und Josef Obdach fanden, nachdem sie überall in Bethlehem abgewiesen worden waren, keine Heizpilze und keinen Essenswagen gegeben hat. Damit um- und versorgte die Pächterin des Gemünder Brauhauses, Ulrike Geuenich, die Besucher der Christmette.

Kleine Bescherung

Geschenke gab es für die Teilnehmer des Gottesdienstes. Carlos Emunds, Fluthelfer der ersten Stunde, verteilte 100 Geschenktüten an die Gemünder, die auf den Platz vor der Alten Schule kamen.

Gestiftet hatten die Tüten nebst Inhalt die Karnevalisten der „Kölsche Lotterbove“, die die Spenden zum DER-Reisebüro von Emunds brachten. Dazu kamen noch FC-Mützen und Fanschals, die die Rewe-Group für die Geschenktüten beigesteuert hatte. (sev)

Als die Gemünder „Church Singers“ sangen, war der Geist der Weihnacht, die Sehnsucht nach Gemeinschaft, Frieden und Erlösung und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft deutlich zu spüren. Die Idee, den Gottesdienst am Heiligabend im Zelt zu feiern, wurde aus der Not heraus geboren, damit überhaupt eine Christmette in Gemünd stattfinden konnte. Noch immer ist die Pfarrkirche St. Nikolaus so schwer beschädigt, dass Gottesdienste dort nicht stattfinden konnten.

Probleme mit der Stromversorgung

„Ich war dankbar und froh, als Bürgermeister Ingo Pfennings und Bianka Renn von der Stadt Schleiden den Vorschlag machten, eine Christmette hier im Versorgungszelt zu veranstalten“, sagte Pastor Philipp Cuck. Statt der mehr als 300 Menschen, die in der Kirche Platz finden, waren es 45, die nach Voranmeldung auf einem Stuhl sitzen konnten. Weitere 30 standen auf dem Platz vor der Alten Schule und verfolgten von dort den Gottesdienst, so dass direkt die Seitenwand des Zeltes geöffnet wurde.

Rund 45 Menschen drinnen und noch einmal rund 30 auf dem Platz vor der Alten Schule verfolgten die ungewöhnliche Messe.

Rund 45 Menschen drinnen und noch einmal rund 30 auf dem Platz vor der Alten Schule verfolgten die ungewöhnliche Messe.

Gottesdienste in St. Nikolaus durchzuführen, werde noch nicht so bald wieder möglich sein, da es Probleme mit der Stromversorgung gebe, erklärte Cuck. „Das Jugendheim muss wahrscheinlich abgerissen werden. Und die Stromleitung geht von dort zur Kirche“, erläuterte er.

Gebäude bleibt erhalten

Noch größer seien die Sorgen bei der Kirche in Olef gewesen, berichtete er weiter. Hier habe im Raum gestanden, dass die Kirche abgerissen werden müsse. Zwar hätte das Wasser dort nur zehn Zentimeter hoch gestanden, doch das habe den Boden der Kirche verändert. „Bei einem statischen Gutachten wurde aber festgestellt, dass zwei Säulen der Kirche tiefer gründen, so dass das Gebäude sicher steht“, sagte er.

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Da sämtliche Messgewänder in Gemünd Opfer des Wassers geworden waren, hatte Pastor Cuck sich eines aus Schleiden mitgebracht. Auf dem Altar im Zelt lag während der Christmette auch eine geschnitzte Figur des Jesuskindes. Nach dem Gottesdienst wurde sie in einer Prozession zur Pfarrkirche gebracht. Dort hatte ein Gemeindemitglied vor der Kirche eine Krippe aufgebaut, in die das Jesuskind dann gelegt wurde. Für die musikalische Gestaltung sorgte Heinz Ströder mit den „Church Singers“, dem stark geschrumpften Gemünder Kirchenchor.

„Fürchtet Euch nicht – Die Engel haben leicht reden“

„Fürchtet Euch nicht – Die Engel haben leicht reden“, sagte Cuck. Es sei eine seltsame Botschaft. Doch Menschen, die sich vor der Flutnacht nicht mehr angeguckt hätten, seien sich wieder nahe gekommen. Helfer seien aus dem gesamten Bundesgebiet gekommen, um mit anzupacken. Andere hätten ihre Türen geöffnet, um Betroffenen ein Obdach zu geben, wieder andere ihr Portemonnaie. Das seien Wunder, die zeigten, dass das Kind im Stall nicht umsonst auf die Welt gekommen sei.

Die Welt verändere sich nicht schlagartig, doch die Botschaft des Kindes im Stall sei, dass jeder die Welt verändern könne, so wie es die Welt verändert habe.

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