Zu Gast im MalzirkusDie Kinder in Gemünd stehlen dem Nikolaus die Schau

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Ein Mann mit rotem Mantel, Mitra auf dem Kopf und langem, weißen Bart hält einem Mädchen eine bunte Geschenk-Tüte hin.

Als Nikolaus verkleidet beschenkte Helmut Conrads die Kinder im Malzirkus in Gemünd.

Helmut Conrads besucht seit 30 Jahren als Nikolaus Kinder in der Eifel. Im Gemünder Malzirkus wussten die allerdings ziemlich gut Bescheid.

„Ich habe etwas Rotes gesehen!“ Gebannt hängen die Kinder des Malzirkus in Gemünd an der Scheibe des Bauwagens. Der Nikolaus hat sich angekündigt und die Aufregung ist entsprechend groß. Dann: Glockengeläut. „Er kommt“, rufen die Kinder und setzen sich schnell hin. Einige halten lieber etwas Abstand zu der Tür.

Zusammen mit ein paar Müttern stimmen sie „Lasst uns froh und munter sein“ an. Als die letzte Zeile verklungen ist, steht er in der Tür. Der Nikolaus – roter Mantel, weißer Bart, Mitra und Bischofsstab.

Mitra des Gemünder Nikolaus' war ein Geschenk von Bischof Reger

Helmut Conrads aus Zehnstelle hat viel Nikolaus-Erfahrung. „Das mache ich seit 30 Jahren in vielen Kindergärten“, berichtet der ehemalige Polizist. Üblicherweise sei er im Hellenthaler Raum unterwegs. Das Kostüm stamme vom Vereinskartell Wolfert und die Mitra sei sogar echt. Die habe ihm einmal der aus Giescheid stammende Weihbischof (em.) Karl Reger geschenkt. „Ich musste ihm aber versprechen, dass sie nicht im Karneval benutzt wird“, berichtet Conrads.

Zum Malzirkus, der Kinder aus flutbetroffenen Familien betreut, ist er auf Bitte von Hans Mießeler gekommen. „Das ist etwas, was mich nichts kostet, womit ich anderen eine Freude machen kann und das mache ich einfach gern“, so Conrads. 

Fünfjährige traf Nikolaus zum ersten Mal

Für die fünfjährige Jolina Sophie Golitz ist es ein aufregender Tag. „Sie hat noch nie den Nikolaus gesehen“, verrät Mutter Elena. Zehn Kinder, die den Malzirkus schon einmal besucht haben, sind heute gekommen. Man habe leider nicht genug Platz, um eine solche Veranstaltung öffentlich zu machen, sagt Rebecca Müller vom Malzirkus. 

Die Kinder, die da sind, freuen sich jedenfalls und schauen den Nikolaus gespannt an. Seine Engel hätten ihm verraten, dass hier nur gute Kinder seien, berichtet der:  „Da kann ich das große Buch auch mal zur Seite legen.“ Conrads legt den dicken Wälzer, in dem der Tradition nach alle guten und schlechten Taten der Kinder vermerkt sind, auf ein Regal und setzt sich hin. 

Schokonikoläuse für Kinder beim Malzirkus in Gemünd

Dann beginnt er, eine Geschichte zu erzählen. Sie handelt von Nikolaus, Schiffen und Körnern. Doch er kommt nicht weit. Einer der älteren Jungen unterbricht ihn und erzählt die Geschichte in wenigen Sätzen zu Ende. Da staunt Conrads, lobt den Jungen und beginnt eine andere Geschichte zu erzählen. Diese handelt von einem alleinerziehenden Vater und drei Kindern – erneut fällt ihm ein Kind ins Wort. „Die haben wir heute in der Schule gelesen“, sagt es und bringt sie schnell zu Ende.

Da guckt Conrads doch etwas konsterniert. „Ich nehme an, jetzt wollt ihr die Geschenke haben?“, fragt er in die Runde. „Jaaa“, lautet die Antwort und Nikolaus schreitet zur Tat. Jedes Kind darf zu ihm nach vorne kommen und erhält eine Tüte. „Ein Riesen-Schokonikolaus“, staunt ein Junge beim Blick hinein. 

Nachdem alle Kinder versorgt sind, unterhält sich der Nikolaus noch etwas mit ihnen. Schließlich hat er noch Zeit, seine Geschichten konnte er schließlich nicht erzählen. Die Kinder erzählen ihm, was sie im Malzirkus machen und welche Hobbys sie so haben. Die meisten haben bereits das bunte Papier vom Schokonikolaus abgerissen und herzhaft hineingebissen. Glücklich schmausend sitzen sie so noch eine Weile mit dem Nikolaus zusammen.

Und weil dessen Sack noch nicht leer ist, gibt es auch noch Geschenke für die Geschwisterkinder und die anwesenden Mütter.


Nikolaus beendet nach 45 Jahren den Dienst

Zum letzten Mal ist Dieter Arntz in diesem Jahr in den roten Mantel geschlüpft und hat sich die Mitra aufgesetzt. Seit 45 Jahren besucht er als Nikolaus verkleidet die Kinder der Kita Herz Jesu in Euskirchen. Wie die Katholische Kirche Euskirchen nun mitteilt, habe Arntz beschlossen, dass dieses Jahr sein letztes als Nikolaus sein soll. 

Er habe die Rolle stets mit viel Freude und Engagement übernommen und den Kindern gerne Geschenke gebracht oder ihnen Nikolaus-Legenden erzählt, heißt es in der Mitteilung weiter. Im Gegenzug haben die Kinder ihm stets Nikolauslieder gesungen oder Gedichte vorgetragen.

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