Fluthilfe für KinderMalzirkus feierte zur Eröffnung ein Mittelalterfest in Gemünd

Lesezeit 4 Minuten
Landrat Markus Ramers, Rebecca Müller (links) und Klaudia Skodnik stehen in einem Bauwagen, der Spielmaterial und die Möglichkeit für Kreativangebote bietet.

Den Malzirkus im neuen Bauwagen von „Fortuna hilft“ nahm Landrat Markus Ramers mit Rebecca Müller (l.) und Klaudia Skodnik in Betrieb.

Die Arbeit von „Fortuna hilft“ und anderen Hilfsorganisationen wird in Schleiden-Gemünd und den weiteren Flutorten noch lange notwendig sein.

Auch zwei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe sind die Wunden noch immer nicht verheilt. Viele Häuser zeigen noch deutlich die Folgen des Hochwassers. Bei manchen hat sogar der Wiederaufbau noch gar nicht begonnen. Nicht so deutlich erkennbar sind die seelischen Wunden, die manchmal sogar erst nach Jahren zum Vorschein kommen.

So ist die Arbeit des Interkommunalen Fluthilfezentrums in Gemünd noch lange nicht beendet. Und auch die Hilfsorganisationen, die immer noch aktiv sind, können ihr Engagement noch nicht für beendet erklären.

Dazu gehört „Fortuna hilft“, die gerade mit ihrem Malzirkus an die Grundschule in Gemünd umgezogen ist. Hier wartet jetzt ein Zirkuswagen auf die Kinder, die über das Basteln, Zeichnen und Malen Traumata bewältigen können. Mit einem Mittelalterfest wurde am Samstag die Neueröffnung gefeiert.

Therapieplätze sind im Kreis Euskirchen immer noch knapp

„Bei vielen Familien sind jetzt Belastungsgrenzen erkennbar“, sagte Gaby Hammer von der Hilfsorganisation. Auch die Erwachsenen würden vermehrt die Nähe suchen. „Es gibt zu wenig Therapieplätze“, monierte Klaudia Skodnik, die Vorsitzende des Vereins, der sich vor zwei Jahren nach der Flut gegründet hatte. Vor wenigen Tagen habe sie mit einer Kollegin den Hilferuf einer Mutter erhalten, dass ihr Kind sich umbringen wolle. „Doch niemand wollte das Kind aufnehmen“, berichtete Skodnik.

Ein Mädchen zielt bei einem Mittelalterfest mit einer Kinder-Armbrust auf ein Ziel.

Mit einer Armbrust zu schießen, übte Amalia Troptard aus Gemünd auf dem Mittelalterfest.

In Bad Neuenahr und in Gemünd ist die Hilfsorganisation aktiv. An beiden Orten wird an sechs Tagen ein Malzirkus angeboten, der für die Kinder kostenlos ist. Auch in der Erlebnispädagogik ist der Verein aktiv. So wird in Gemünd auf der Batterie das Kreativcamp angeboten, wo Silke Fröhlich mit den Kindern arbeitet. „Wir bieten ihnen die Möglichkeit, in geschütztem Rahmen Gas zu geben“, sagte Fröhlich. Seit Juli des letzten Jahres gebe es dieses Angebot.

Helfer sind glücklich über Unterstützung durch die Stadt Schleiden

In dem Camp würden sich flutbetroffene Kinder, aber auch solche mit der Diagnose ADHS treffen. „Die brauchen Raum, um sich zu entfalten“, erklärte sie. Je nach Möglichkeit seien zwei bis drei Betreuer vor Ort, um mit vier bis sechs Kindern zu arbeiten. „Das ist wichtig, um in Akutsituationen die Kinder begleiten zu können und aus der Gruppe herausnehmen zu können“, so Fröhlich.

Den Standort an der Schule habe die Stadt bereitgestellt, zeigte sich Skodnik dankbar. „Wenn irgendetwas ist, stehen alle parat und helfen“, lobte sie das Engagement der Schleidener Behörden. So positiv habe sie das sonst nicht wahrgenommen. Auch für sein Sommercamp habe der Verein die Wiesen rund um die Grundschule nutzen dürfen. „Wir haben eine gute Vernetzung zum Fluthilfezentrum und sind dankbar für die Verbindung“, sagte sie. Eine derartige Hilfeleistung sei nur gemeinsam möglich, betonte sie.

Relativ wenig Kinder fanden den Weg auf die Wiese an der Grundschule, auf der früher das Vereinsheim der Gemünder Karnevalisten gestanden hat, bevor die Flut es von den Fundamenten schob. Das Thema Mittelalter komme bei den Kindern gut an, sagte Rebecca Müller, die im Gemünder Malzirkus arbeitet: „Das geht zurück zu den Wurzeln und hilft, Fähigkeiten zu entdecken.“

Zum Mittelalterfest kamen nur relativ wenig Kinder nach Gemünd

Eine Vielzahl von Spielen und Aktivitäten wie Hau den Lukas, Armbrustschießen oder Dosenwerfen war aufgebaut worden. Auch für mittelalterliche Musik war gesorgt. Mit ihren Vögeln war außerdem die Falknerei Yuki Onna nach Gemünd gekommen.

„Wir waren mit in dem Sommercamp und fanden das so toll, dass wir auch heute gekommen sind“, sagte eine Frau aus Kall, die sich mit Sohn und Tochter auf den Weg gemacht hatte.

Nur einen kurzen Weg hatte dagegen Amalia Troptard, die die Grundschule in Gemünd besucht. Sie besuchte mit Eltern und Geschwistern das Mittelalterfest. „Wir sind kurz vor der Flut nach Gemünd gezogen, aber haben glücklicherweise nur Wasser im Keller gehabt“, sagte Vater Samuel. Doch seine Tochter machte deutlich, dass sie dieses Erlebnis als sehr wohl schlimm empfand. „Da standen doch unsere gesamten Sachen“, protestierte sie.

KStA abonnieren