Zehntes Peace CampJunge Leute bauen in Vogelsang den „Tunnel of Visions“

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Am Aufbau des „Tunnel of Visions“ arbeiten Bebu Baka (v.l.), Joshus Odyek und Sven Pleger.  

Schleiden-Vogelsang – Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte, die sich auf den Höhen der Eifel in den vergangenen Jahren abgespielt hat. Mit der zehnten Ausgabe des Peace Camps in Vogelsang begeht der DRK-Kreisverband das Jubiläum eines Projektes, das vielleicht noch nicht die Welt verändert hat, doch seine Spuren bei den Menschen hinterlassen hat, die daran teilgenommen haben.

„Als wir 2013 das erste Peace Camp veranstaltet haben, ging es eigentlich um internationale Jugendbewegung“, so Rolf Zimmermann, Ex-Geschäftsführer des Kreisverbandes und Initiator der DRK-Aktivitäten in Vogelsang. Doch bereits bei der ersten Ausgabe sei klar gewesen, dass man viel mehr machen könne.

20 junge Leute arbeiten in Vogelsang gemeinsam

Zum Beispiel Bauprojekte. Bereits beim ersten Camp wurden eine falsch platzierte Hütte versetzt und eine Brücke gebaut. So sei eher zufällig die Struktur ausgearbeitet worden, die bis heute die Besonderheit der Veranstaltung ausmache.

14 Tage lang kommen 20 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern zusammen, um gemeinsam zu arbeiten, um zu diskutieren, Spaß zu haben und die Region kennenzulernen. „Wir haben immer sieben Arbeitstage, an den anderen werden Ausflüge gemacht“, erklärt Zimmermann. Ziele sind zum Beispiel das Haus der Geschichte in Bonn, der Kölner Dom oder der Drachenfels.

Nicht nur DRK-Mitglieder können mitmachen

Mitmachen kann eigentlich jeder, so Zimmermann. Doch da die Werbung über die Social Media-Kanäle der DRK laufe, sind vor allem Mitglieder des Roten Kreuzes oder Roten Halbmonds dabei. Aus 40 Ländern von vier Kontinenten kamen bisher die Teilnehmer. Wenn nötig, helfen das regionale Rotkreuzbüro oder auch die DRK-Akademie in Vogelsang bei der Finanzierung der Reise.

Weltweit drittgrößtes Rotkreuz-Museum

Der Start mit „Transit 59“

Mit „Transit 59“, dem Jugend- und Umweltbildungshaus, begann im Sommer 2009 das Engagement des DRK in Vogelsang, wo inzwischen nach Genf und Castiglione (Solferino) das weltweit drittgrößte Rotkreuz-Museum entstanden ist.

Museen und Akademie

Mit dem „Humanitarium“ im ehemaligen Kameradschaftshaus Nr. 10 wurde im Sommer 2011 das erste Museum eröffnet . Es folgte das NBC-Trainingshaus – zunächst als Unterkunft für Ortsverein, Bereitschaft und Bergwacht (2014). Später wurde die Rotkreuz-Akademie eingerichtet (2016). Im Haus Nordrhein ist seit Mai 2019 eine Ausstellung zur 150-jährigen Geschichte des Roten Kreuzes im Rheinland zu sehen. 

Die Öffnungszeiten

Die Rotkreuz-Museen sind von 1. Mai bis 31. Oktober samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzliche Führungen können unter Tel. 0 22 51/ 7 9 1 10 vereinbart werden. Der Eintritt für beide Museen kostet für Erwachsene drei, für Jugendliche zwei Euro. Kinder bis zwölf Jahre frei. (sev)

Bereits beim zweiten Peace Camp wurde es anstrengend für die Teilnehmer. Sie stellten sich der Aufgabe, das einstige Kameradschaftshaus, in dem heute das Gästehaus K13 untergebracht ist, zu entkernen. Viel ist entstanden in den Jahren, was auch Botschaft für andere Menschen ist, wie das Grundsätze-Denkmal oder die Klima-Box. „Die 5000 Menschen, die pro Jahr zu unseren Kursen kommen, erleben diese Dinge immer“, so Zimmermann.

Der Friedenspfad gehört nun zum Eifelsteig

Auch ist der Friedenspfad mittlerweile Teil des Eifelsteigs und des Wildnis-Trails, so dass die Wanderer unvermutet mit 200 Friedensbotschaften der Rotkreuzler konfrontiert werden.

In den letzten Jahren habe das Organisationsteam beschlossen, mehr inhaltlich zu arbeiten. So wurde der Fokus vom Frieden auf den Klimawandel ausgeweitet – ein Thema, das noch bedrohlicher für die Menschheit sei als der Krieg. Wie zur Bestätigung ereignete sich kurz vor Beginn des 2021er Camps die Flutkatastrophe in der Eifel, so dass die Camp-Teilnehmer nach Gemünd fuhren, um dort zu helfen. Das sei für die Teilnehmer sehr bewegend gewesen. „Sie haben gelernt, dass Not nicht nur dort ist, wo sie herkommen“, sagt Zimmermann.

In Vogelsang entsteht nun ein Tunnel voller Optimismus

Viele ehemalige Teilnehmer halten immer noch Kontakt mit dem Team. So habe eine Frau aus Taiwan geschrieben, dass das Peace-Camp, an dem sie teilnahm, der Start ihres zweiten Lebens gewesen sei, so Zimmermann. Die Rückmeldungen machten immer wieder deutlich, dass die Menschen viel gelernt haben. Zudem sei das Camp wichtig, um den Charakter des Ortes Vogelsang zu verändern. Der Ort habe eine enorme Stärke, so Zimmermann: „Hier können wir auf das Gestern schauen, um zu sehen, was da schief gegangen ist, aber auch auf das Morgen, wo wir hinwollen.“

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Herausforderungen durch den Klimawandel habe das Team sich im Vorfeld Gedanken gemacht. Und einen „Tunnel of Visions“ entworfen, in dem positive Botschaften aus allen Teilen der Welt Mut machen sollen: „Was kann man positiv tun? Das ist der Ansatz.“

Im alten Laster werden die Botschaften ausgesucht

Mit einem Teil des Teams hat sich Emma Sellke in den alten DRK-Lastwagen zurückgezogen. Hier suchen die jungen Menschen im Internet, auf Facebook oder Instagram nach Botschaften, mit denen der Tunnel ausgekleidet werden soll. „Wir reden über depressive Themen, aber wollen positive Botschaften“, sagt die junge Kölnerin. Aus aller Welt seien Nachrichten bei ihnen eingegangen, nachdem sie die Anfrage gestellt hätten. Eine Botschaft sei beim Team besonders gut angekommen: „Frieden beginnt mit einem Lächeln.“

Bereits zum vierten Mal ist Sven Pleger beim Peace Camp dabei. Mit Joshua Odyek und Babu Baka arbeitet er am „Tunnel of Visions“. „Es zieht einen jedes Mal wieder hinein. Es gibt so viele verschiedene Kulturen und Personen, die hier zusammenkommen, das bereichert“, berichtet er. Es gebe viel Optimismus, etwas zu bauen oder etwas zu schaffen.

Krieg in der Ukraine wird Thema im Fluchthaus

Eine zweite Gruppe gestaltet derzeit einen Teil des Fluthauses neu. Während die Seite, die sich mit Flucht vor der Klimaveränderung beschäftigt, unverändert ist, wird die Seite, die Flucht vor Krieg zum Thema hat, neu gestaltet – mit dem Krieg in der Ukraine als Hintergrund.

Anders als bei kommerziellen Escape-Room-Spielen hat das DRK in Vogelsang auch einen pädagogischen Ansatz. „Wenn die Gruppen den Parcours bewältigt haben, geht es darum, wie die Teilnehmer sich in der Fluchtsituation gefühlt haben und was davon auf die Realität übertragen werden kann“, erklärt Zimmermann. Am Freitag, wenn das Peace Camp endet, soll im neuen Escape-Room probegespielt werden – bis dahin ist noch einiges zu tun.

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