Nach Umzügen wegen Bränden, Corona und der Flut hat die Stadtbibliothek Schleiden ihre neuen Räume im Johannes-Sturmius-Gymnasium bezogen.
Nach Brand und FlutIn Schleidener Bibliothek wird nun mit Blick auf die Stadt geschmökert

Die Besucher der Eröffnungsveranstaltung nutzten die Möglichkeit zum Stöbern und Schmökern.
Copyright: Wolfgang Kirfel
Es ist das Ende einer knapp siebenjährigen Odyssee: Die Stadtbibliothek Schleiden hat nach den Brandanschlägen am Johannes-Sturmius-Gymnasium, der sich anschließenden Corona-Zeit und der Flut am Dienstag ihr neues Domizil auf dem Dach eines Trakts des Johannes-Sturmius-Gymnasiums bezogen. Pünktlich zum 50-jährigen Bestehen hat die Bücherei nach zahlreichen Umzügen nun wieder eine Heimat mit einem tollen Ausblick auf die Stadt.
Zahlreiche Besucher, darunter Landrat Markus Ramers und die ehemaligen Bürgermeister Alois Sommer, Ralf Hergarten und Udo Meister, waren gekommen. „Als die Bürgerstiftung 2018 die Bibliothek übernommen hat, dachte ich mir, was soll da schon groß passieren“, erklärte Marcel Wolter, Geschäftsführer der Stiftung. Doch da habe er sich getäuscht. „Erst wurde die Einrichtung vollständig durch die Brandanschläge im November und Dezember 2018 im Johannes-Sturmius-Gymnasium zerstört und musste ins Rathaus umziehen.“
Medien, die beim Brand gerettet werden konnten, holte die Flut
Weil schnell klar gewesen sei, dass die Stadtbibliothek nicht über mehrere Jahre im Rathaus bleiben konnte, sei keine zwei Monate nach den Bränden die ehemalige Buchhandlung Rees angemietet worden. Die Ausstattung wurde mehr oder weniger zusammengesucht: Als Ausleihtheke diente die ehemalige Lotto-Annahmestelle, die Regale stammten aus der alten Bibliothek der Gemeinde Kall.

Marcel Wolter (M.) dankte dem Büchereiteam mit (v.l.) Pamela Tendler, Natalie Kirch, Sabine Hergarten und Hanne Gehlen.
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Die kleinen Besucher können sich auf eine große Spielecke mit zahlreichen Möglichkeiten freuen.
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Kurze Zeit später die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, in der die Stadtbibliothek mehrfach geschlossen werden musste. Im Sommer 2021 lief der Betrieb dann mit kleinen Einschränkungen wieder in geregelten Bahnen, bis am 14. Juli die Flut kam. Die Medien, die beim Brand noch gerettet werden konnten, wurden ebenso wie die teilweise gespendeten Einrichtungsgegenstände Opfer der Wassermassen. Die Stadtbibliothek musste wieder bei null anfangen.
Dank engagierter Helfer konnten rund 4000 Medien gerettet und in der Städtischen Realschule zwischengelagert werden. Zum Glück war der Server, auf dem alle Ausleihdaten gespeichert waren, unversehrt geblieben. Aus ganz Deutschland, insbesondere vom Malteser Hilfsdienst und von der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen, kamen großzügige Sach- und Geldspenden. Dadurch konnte die Stadtbibliothek zum wiederholten Male aufgebaut werden. Im Februar 2022 öffnete sie im ehemaligen Schuhhaus Hoss mitten in der Schleidener Innenstadt. Der Geschäftsführer hofft, dass dies erst einmal der letzte Umzug der Einrichtung gewesen ist: „Wir sind diesmal gekommen, um zu bleiben.“
Umfangreicher Medienbestand in Schleiden lässt keine Wünsche offen
Wolter dankte dem gesamten Team der Bibliothek mit Leiterin Sabine Hergarten, Natalie Kirch, Hanne Gehlen und Pamela Tendler: „Ohne das große Engagement wäre die Stadtbibliothek nicht das, was sie heute ist.“ Sein Dank galt ferner dem Leiter der Stabsstelle Hochbau, Armin Fischbach, und dem Bauhof.
„Die Stadtbibliothek möchte als Treffpunkt und als Rückzugsort für alle gesehen werden“, so Sabine Hergarten. „Wir freuen uns über jeden Besucher, der nicht zwangsläufig bei uns registriert sein muss, um die Bibliothek nutzen zu können.“
Der aktuelle Medienbestand umfasst rund 11.500 Medien von Romanen, Krimis und Thrillern über Fantasy- und Science-Fiction bis hin zu Biografien und Ratgebern, zum Beispiel aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Pädagogik und Garten. Weiter sind Koch-, Back- und Handarbeitsbücher sowie Bücher zu Sport, Hobby, Haustieren, Haus und Technik sowie Wirtschaft im Bestand. Im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur gibt es unter anderem Bilder- und Vorlesebücher, Leselernhilfen, Comics und Wissensbücher, Jugendromane, Mangas und New-Adult-Literatur. Kinderbücher in ukrainischer Sprache sind ebenso vorhanden wie ein abwechslungsreiches Zeitschriftenangebot. Ergänzt wird das Angebot durch Hörbücher, Hörspiele und Gesellschaftsspiele.
Vorträge, Lesungen und Info-Veranstaltungen sind geplant
Im Eingangsbereich wird es künftig ein neues Selbstverbuchungsterminal geben. Alle Medien wurden dafür speziell umetikettiert. Nicht gescannte Medien werden von den Sicherungsantennen in den Türbereichen erkannt und gemeldet. Gebührenzahlungen sollen darüber hinaus künftig mit EC-Karte möglich sein. Zudem wird es außen am Gebäude einen Einwurf für die Medienrückgabe geben. Darüber hinaus sind Vorträge und Info-Veranstaltungen geplant. Ob künftig wieder Lesungen angeboten werden können, hänge vom Veranstaltungsetat ab, so Hergarten.
Wolter ging auch auf das 50-jährige Bestehen der Bibliothek ein: „1975 gab es im Stadtgebiet mehrere kleine Büchereien und die Bücherei des Kreises Schleiden“, so Wolter. Nach der Auflösung des Kreises Schleiden war die Zukunft der Bücherei ungeklärt: „Damals hat der Stadtrat mit zwölf zu sieben Stimmen und zwei Enthaltungen entschieden, die Einrichtung zu übernehmen.“ Das sei die Geburtsstunde der Stadtbibliothek gewesen.
Die Bürgerstiftung hat zum Jubiläum eine 28-seitige Broschüre herausgebracht, die in der Bibliothek und im Rathaus erhältlich ist und auf den Internetseiten der Einrichtungen heruntergeladen werden kann.