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Gerüstet für viele SzenarienStadt Schleiden baut ihren Katastrophen- und Zivilschutz aus

Lesezeit 4 Minuten
Ingo Pfennings (l.) und Wolfgang Fuchs stehen vor einem Bildschirm mit einer Fotocollage zum Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz.

Noch viel Arbeit im Bereich Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz in der Stadt Schleiden haben Ingo Pfennings (l.) und Wolfgang Fuchs vor sich.

Um bei Katastrophen besser reagieren zu können, hat Schleiden Anfang 2024 eine neue Stabsstelle eingerichtet. Erste Projekte wurden angestoßen.

„Oft wird gesagt, man könne Katastrophen verhindern. Dabei kann man nur ihre Auswirkungen reduzieren“, betont Wolfgang Fuchs, der seit gut einem Jahr die Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz bei der Stadt Schleiden leitet. Seit Neuestem ist jetzt auch noch der Zivilschutz hinzugekommen. „Ein Thema, das angesichts der Weltlage immer mehr an Bedeutung gewinnt“, so Bürgermeister Ingo Pfennings.

Anfang Januar 2024 hatte Fuchs, der auch Leiter der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt ist, die neue Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz übernommen. Unterstützt wird er von einer Halbtagskraft und einem ehemaligen Mitarbeiter des Ordnungsamts, der mit zwei Gerätewarten zusammenarbeitet, die auf 520-Euro-Basis eingestellt wurden. „Mögliche Szenarien unserer Arbeit sind Waldbrände, Überschwemmungen, starke Orkane oder heftige Schneefälle, die einen großflächigen Stromausfall verursachen“, erklärt Fuchs.

Immer mehr Defizite in der Löschwasserversorgung

Auch räumlich habe man sich neu organisiert, ergänzt der Bürgermeister. Sowohl die Feuerwehrzentrale als auch der Raum für den Stab für außergewöhnliche Ereignisse werden in den ersten Stock des Rathauses verlegt und mit einem Notstromaggregat und einer Starlink-Verbindung ausgerüstet.

„Die Arbeiten sollen im Herbst abgeschlossen sein“, so Pfennings. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, würden viele Arbeiten vom Bauhof ausgeführt. Die Organisation der Maßnahme sei nicht so leicht, weil die Bereitschaft der Feuerwehrkoordinierungsstelle stets gewährleistet sein müsse.

Eines der ersten Projekte, um das sich Fuchs und seine Mitarbeiter kümmern, ist die Erstellung eines Löschwasserkonzepts. „Mit der Zeit haben sich in dem Bereich immer mehr Defizite in den Höhenbereichen des Stadtgebiets aufgetan“, erläutert Fuchs. Dafür gebe es mehrere Gründe: „Oft reichen die alten Leitungsdurchmesser beispielsweise einfach nicht aus, um die über die Jahre in den Orten entstandenen zusätzlichen Wohn- und Gewerbeflächen zu versorgen.“

Ehemaligen Milchlaster mit 15.000 Liter Fassungsvermögen gekauft

Zunächst sei ein Konzept mit einer Ist-Analyse für alle Orte und Straßen erstellt worden: „Dabei konnten viele Erfahrungen der Feuerwehr einfließen.“ Anschließend sei dann ein Konzept mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen erstellt worden. Ein erster Tankwagen, ein ehemaliger Milchlaster mit 15.000 Liter Fassungsvermögen, sei gerade angeschafft worden. Ein zweites Fahrzeug soll gekauft werden, wenn das geplante Feuerwehrgerätehaus in Herhahn steht.

Am Bürgerhaus in Schöneseiffen sei ein mobiler Löschwasserbehälter mit 25.000 Litern aufgestellt worden. „Dabei handelt es sich um einen gebrauchten Überseecontainer.“ Diese Lösung kann sich Pfennings auch in anderen Orten im Höhengebiet vorstellen.

Mittelfristig sollen feste Entnahmestellen an Urft und Olef eingerichtet werden, damit im Krisenfall nicht erst ein Zugang zu den Gewässern gesucht werden muss. „Eine langfristige Maßnahme ist dann der Ausbau des Leitungsnetzes“, führt Fuchs aus: „Wir sind die einzige Kommune im Kreis Euskirchen, die das Thema angepackt hat.“

Alarm- und Einsatzplan für das Schleidener Stadtgebiet aufgestellt

Außerdem habe man von einem Gutachter ein Konzept mit Notfallmeldestellen und „Leuchttürmen“ erstellen lassen. In den Notfallmeldestellen, die bei Bedarf in Feuerwehrgeräte- oder in Bürgerhäusern eingerichtet werden, können sich Menschen Hilfe holen. „Die Stellen sollen alle eine Funkverbindung zum Krisenstab haben“, sagt Fuchs. In kleinen Orten könnten auch Fahrzeuge der Feuerwehr oder des THW als Anlaufstelle dienen.

„Leuchttürme“ sollen dagegen dazu dienen, Menschen zu versorgen und für einige Tage unterzubringen. „In Schleiden ist die Mensa der Realschule dafür vorgesehen“, erläutert Fuchs. Weitere seien im ehemaligen Ose-Gebäude in Gemünd sowie in den Bürgerhäusern in Herhahn und in Schöneseiffen geplant.

„Darüber hinaus haben wir die Flut 2021 eingehend analysiert und einen Alarm- und Einsatzplan für das Stadtgebiet aufgestellt“, führte der Stabsstellenleiter aus. Der Plan solle in Kürze im Stadtrat vorgestellt werden.

Thema Zivilschutz über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt

„Als weitere Aufgabe kommt der Zivilschutz hinzu. Das Thema ist über Jahrzehnte vernachlässigt worden“, so Pfennings. In vielen Verwaltungen sei das Wissen über Regelungen und Zuständigkeiten verloren gegangen. In dem Zusammenhang werde auch der Bereich „Verschlusssachen und Geheimhaltung“ an Bedeutung gewinnen.

„Die Bewältigung dieser zahlreichen Aufgaben wäre neben der Alltagsarbeit nicht machbar gewesen“, betonte Pfennings. Deshalb sei die Einrichtung der Stabsstelle der richtige Schritt gewesen. „Andere Kommunen werden in dieser Hinsicht nachziehen“, ist er sicher.

„Wir brauchen zum Beispiel ein Schutzraumkonzept und Richtlinien für die Lebensmittel-, die Wasser- und die Stromversorgung“, ergänzte Fuchs. Auch auf eine mögliche Unterbringung von Flüchtlingen müsse man sich vorbereiten. „Vor dem Hintergrund wäre es fahrlässig, wenn der Krankenhausstandort Schleiden weiter abgerüstet werde“, betonte Pfennings.