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Viele Neubauten denkbarSo will Euskirchen die Schulen für die Zukunft fit machen

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Das Bild zeigt den Komplex der Franziskusschule aus der Luft fotografiert.

Die Schullandschaft der Stadt Euskirchen wird sich in den kommenden Jahren verändern. An der Franziskusschule in der Südstadt wird angebaut. 

An der Grundschule in Kuchenheim fehlt es nicht nur an Platz, sondern zwei Gebäude sind abgängig. Auch die Marienschule bekommt ein Platzproblem.

In der Schullandschaft der Stadt Euskirchen passiert einiges – sichtbar wird das aktuell vor allem an der Franziskusschule in der Südstadt. Aber auch an der Weststadtschule, an der Grundschule in Kuchenheim und in Stotzheim wird es Veränderungen geben.

Der Erweiterungsbau an der Franziskusschule ist bereits weit fortgeschritten. Bis zur Fertigstellung des Millionen-Projekts wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Alfred Jaax, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen, rechnet damit, dass es im September mit dem Innenausbau weitergeht. „Ich gehe davon aus, dass Anfang des kommenden Jahres dort Unterricht stattfinden kann“, so Jaax im Gespräch mit der Redaktion.

Weststadtschule wird entlang des Winkelpfads verlängert

An der Weststadtschule wird laut Jaax das bestehende Gebäude entlang des Winkelpfads in Richtung Kita verlängert. Die Tage der Kita sind indes gezählt. Sobald die neue Einrichtung am Jülicher Ring bezugsfertig ist – die Stadt rechnet mit Oktober dieses Jahres – wird das bisherige Gebäude in den Schulbestand übergehen. Anschließend sollen laut Jaax die Sanitärenanlagen umgebaut werden. Auch ein neuer Innenanstrich ist geplant.

Der Anbau an die Schule soll in Modulbauweise erfolgen. Jaax geht davon aus, dass die Module im Frühjahr 2026 aufgestellt werden können. „Das Ganze sollte zum Schuljahr 2026/27 nutzbar sein“, sagt der Erste Beigeordnete. Geplant sind PV-Module und eine Dachbegrünung.

Grundschule könnte Pentagon-Charakter bekommen

Abgeschlossen ist die Erweiterung damit aber nicht. Auf dem jetzigen Bolzplatz soll ebenfalls ein Neubau entstehen – der mit etwas Vorstellungskraft der Schule aufgrund der Riegelbauweise einen Hauch von Pentagon-Charakter verleihen könnte.

Wie es mit der Grundschule in Stotzheim weitergeht, ist derzeit völlig offen. Auch ein kompletter Neubau an einem anderen Standort ist laut Bürgermeister Sacha Reichelt nicht ausgeschlossen. „Da müssen wir einfach alle Optionen prüfen“, ergänzt Jaax. Der Standort sei in der Vergangenheit immer wieder erweitert worden. Mittlerweile habe man die Kapazitätsgrenzen jedoch weitgehend erreicht. Zudem befinde sich die Turnhalle noch immer im Wiederaufbauplan nach der Flut.

Am zweiten Standort in Kirchheim, der zum Grundschulverbund gehört, kommen die Bauarbeiten laut Jaax gut voran. Die Erweiterung soll die Voraussetzung für die angestrebte Vierzügigkeit schaffen. Abgeschlossen sein sollen die Arbeiten zum Schuljahr 2026/27.

Wir müssen Klassenräume ergänzen und diese Bereiche erneuern.
Alfred Jaax über den Grundschulstandort in Kuchenheim

An der Grundschule in Kuchenheim sind laut Jaax die Gebäudemodule entlang der Buschstraße sowie der Sanitärbereich marode. „Wir müssen Klassenräume ergänzen und diese Bereiche erneuern“, sagt der Erste Beigeordnete.

Aktuell werde diskutiert, ob der neue Gebäuderiegel erneut entlang der Buschstraße entstehen oder auf die gegenüberliegende Seite verlegt werden soll – dort, wo sich derzeit die Sanitärbereiche in Richtung Turnhalle befinden. Einfluss auf die Entscheidung haben unter anderem die Verlegungsmöglichkeiten für Versorgungsleitungen. „Wir werden wahrscheinlich eine Übergangslösung schaffen müssen“, so die Einschätzung von Jaax.

Schulentwicklungsplan wird regelmäßig fortgeschrieben

Wichtig sei, dass die neuen Räume künftig nicht mehr nur als Klassenräume genutzt werden können, sondern auch für den Offenen Ganztag oder die multiprofessionellen Teams zur Verfügung stehen – mittlerweile Standard an Grundschulen. All das ist im Schulentwicklungsplan der Stadt Euskirchen festgehalten, der stetig fortgeschrieben wird – inklusive Raumkonzept für alle Schulen. Neue pädagogische Entwicklungen sollen dabei von Anfang an berücksichtigt werden.

Doch Schulentwicklungsplanung sei weit mehr als Gebäude und Zahlen, betont Verwaltungschef Reichelt. Sie beginne mit der Analyse von Kinderzahlen aus bestehenden und künftigen Wohngebieten – weil die Stadt bereits heute mehr oder weniger wisse, wie viele Kinder in sechs Jahren eingeschult werden. In der Weststadt liege beispielsweise bereits Entwicklungspotenzial in Form eines möglichen Baugebiets vor, das eng mit pädagogischen Überlegungen verzahnt werde. Dabei seien Flexibilität und datenbasierte Entscheidungen entscheidend: „Wir arbeiten mit softwaregestützten Geburten- und Wohnentwicklungsprognosen, um langfristige Planbarkeit zu sichern.“

Euskirchen und die Schulen: immer einen Plan B haben

Während im Kita-Bereich oftmals Unsicherheiten bestehen – es gibt keine Kita-Pflicht, Anmeldezahlen schwanken – ist der Schulbereich aufgrund der Schulpflicht deutlich strukturierter planbar. Dennoch gilt: Eine Planung ist nur so gut wie ihre Annahmen. Trotz sorgfältiger Prognosen sorgt die dynamische Bevölkerungsentwicklung, etwa durch den Zuzug Geflüchteter, immer wieder für Herausforderungen. Der Grundsatz von Jaax lautet daher: Immer einen Plan B haben – sei es für Containerlösungen oder flexible Raumnutzung.

All das geschieht in enger Zusammenarbeit mit sehr engagierten Schulleitungen – „außerordentlich loyal“ und kooperativ, wie man im Rathaus betont. Eine produktive Zusammenarbeit, die bei Bauprojekten hilft und von der man nie sagen könne, man sei fertig. „Es geht immer weiter – auch wenn sich die Rahmenbedingungen ändern“, so Jaax. Er ist seit 25 Jahren im Bereich Schulverwaltung aktiv und hat gelernt: Auch vermeintlich abgeschlossene Entscheidungen können Jahrzehnte später revidiert werden müssen – etwa durch Flüchtlingsbewegungen.

Wir sind grundsätzlich verpflichtet, Kinder an unseren Schulen aufzunehmen, wenn in deren Heimatgemeinde keine entsprechende Schulform zur Verfügung steht.
Alfred Jaax

Diese Entwicklungen betreffen nicht nur die Grundschulen, sondern auch die weiterführenden Schulen. „Auch dort stehen wir mit der Bezirksregierung im Austausch und werden perspektivisch zusätzlichen Raum schaffen müssen“, so Jaax: „Wir sind grundsätzlich verpflichtet, Kinder an unseren Schulen aufzunehmen, wenn in deren Heimatgemeinde keine entsprechende Schulform zur Verfügung steht.“ Das erklärt Jaax anhand von Beispielen: „Wenn sich Kinder aus Bad Münstereifel oder Zülpich an der Gesamtschule anmelden, werden sie genauso behandelt wie Euskirchener Kinder. Gleiches gilt, wenn sich Weilerswister an einem Euskirchener Gymnasium oder an der Realschule bewerben.“

Probleme bei Sanierung Gerade an der Marienschule und am Emil-Fischer-Gymnasium sei das zuletzt der Fall gewesen. Entsprechend habe man an den Gymnasien einen zusätzlichen Zug eingerichtet. „Davon gehen wir auch perspektivisch aus“, so Jaax. Ähnlich wie an anderen Schulen im Kreisgebiet stellt sich aber auch dort die Frage, wie neue pädagogische Prinzipien wie offene Lernlandschaften mit den in die Jahre gekommenen Gebäuden kombinieren lassen.

Probleme gibt es laut Jaax mit der energetischen Sanierung an der Geschwister-Graf-Gesamtschule. Im Bereich der Fassade spricht die Stadt von einer „mangelhaften Ausführung der Arbeiten“. Derweil kann die Aula genutzt werden, da eine Betriebserlaubnis nun vorliege, so Jaax.

Schlussendlich zeige der Umgang mit der Schulplanung: Es sei ein Balanceakt zwischen vorausschauender Planung und – wenn nötig – flexibler Reaktion. „Wir bemühen uns um pragmatische, langfristige Lösungen, die über Jahre tragfähig sind und dennoch Raum für das Unerwartete lassen“, sagt Bürgermeister Sacha Reichelt.