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App auf SmartphoneBeim Heimatcaching lässt sich der Kreis Euskirchen völlig neu entdecken

4 min
04.09.2025 Der Kreis Euskirchen hat eine neue Bildungs-App vorgestellt. Die App richtet sich an Schüler der 5. und 6. Klassen, aber auch Erwachsene können Spaß beim Entdecken der Heimat haben.

Ein Fernglas kann beim Heimatcaching nicht schaden. Aber auch die Anleitung für die App ist natürlich wichtig.

Mit der App „Heimatcaching“ lässt sich die Landschaft im Kreis Euskirchen neu entdecken – digital geführt, aber live erlebt.

Die Heimat entdecken, sie mit anderen Augen sehen. Und der in früherer Zeit vergleichen können. Auf dem Smartphone, aber auch in der Natur. Nicht digital, sondern live, trotz des Handys. Mit der App „Heimatcaching“ ist das nun möglich.

Der Kreis Euskirchen hat ein entsprechend innovatives Bildungsprojekt gestartet, das Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen neue Zugänge zur Landschaft in ihrer Umgebung eröffnet. Entwickelt wurde die Anwendung von der Stiftung Naturschutzgeschichte in Königswinter, gefördert vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung.

Heimatcaching App startet mit Iversheim und Zülpich

Projektleiter Dr. Jürgen Rosebrock erklärte bei der Vorstellung im Medienzentrum des Kreises, dass die App ihre Nutzerinnen und Nutzer per Geodaten zu exemplarischen Orten der Nordeifel führt – nach Iversheim und nach Zülpich.

Dort können sie anhand historischer Fotos, Zeitzeugen-Videos, Audioclips und Texten nachvollziehen, wie sich Landschaft und Kultur im Laufe der Zeit gewandelt haben. „Je mehr man über eine Landschaft weiß, desto eher ist oder wird sie Heimat“, betonte Rosebrock.

Die App setzt nicht nur auf visuelle Eindrücke, sondern spricht auch andere Sinne an. Neben Quizfragen gibt es ein Modul „Selbst erforschen“, das Schülerinnen und Schülern Hilfen an die Hand gibt, eigenständig die Geschichte einer Landschaft zu untersuchen – von Recherche-Tipps bis hin zu Ideen für Präsentationen.

Drei Schatzkisten ausgegeben

Ergänzt wird die digitale Anwendung durch eine sogenannte Schatzkiste mit Materialien für den Unterricht und die Gruppenarbeit. Sie enthält etwa Bildtafeln mit historischen und aktuellen Aufnahmen sowie Ferngläser für die Erkundung vor Ort. Die ersten Boxen wurde an das Kreis-Medienzentrum und die Städte Bad Münstereifel und Zülpich übergeben. Deren Mitarbeiterinnen hatten die Bildrecherchen für die App maßgeblich unterstützt. Und auch Zeitzeugen, etwa Landwirte, organisiert, die kleine Videos aufgenommen haben.

Sabine Diemer, wissenschaftliche Begleiterin des Projekts, hob hervor, dass die App nicht nur für Schulen geeignet sei, sondern auch Familien, Vereinen oder Touristen spannende Möglichkeiten bietet. Wichtig sei zudem die praktische Umsetzbarkeit: Die Lernorte seien gut erreichbar, die Anwendung lasse sich offline nutzen und sei bereits erfolgreich mit Schulklassen erprobt worden.

Das Bild zeigt die Empfänger der drei Schatzkisten im Medienzentrum des Kreises Euskirchen.

Der Kreis Euskirchen hat eine neue Bildungs-App vorgestellt. Die App richtet sich an Schüler der 5. und 6. Klassen, aber auch Erwachsene können Spaß beim Entdecken der Heimat haben.

Mit dem Mix aus moderner Technik, lokalem Bezug und spielerischem Lernen ist ein Projekt entstanden, das Heimatgeschichte lebendig macht und die Lust weckt, die eigene Umgebung neu zu entdecken.

Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, zeigte sich von der App begeistert. „Die App ist sehr gut gelungen“, sagte Blindert. Er habe sie sich auch schon aufs Smartphone geladen und wolle selbst bald mal losziehen. Aber der Allgemeine Vertreter des Landrats gehört nicht zur eigentlichen Zielgruppe, die für das „Heimatcaching“ begeistert werden soll. Die App setzt nach Angaben von Diemer nämlich da an, wo Lernpläne in der Schule aufhören. Und weil dort eben das Thema Landwirtschaft für die Klassen 5 und 6 verankern sei, habe man es für die App aufgegriffen.

Wir fordern die Kinder explizit auf, auch mal die Augen vom Smartphone, von der App zu nehmen.
Sabine Diemer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Erste Testläufe mit Lehrern und Schülern seien positiv verlaufen, berichtete Rosebrock. Das Feedback – positives, aber auch negatives – sei verarbeitet worden. Und Feedback ist in der App auch jetzt noch erwünscht. So werden die Teilnehmenden beim Heimatcaching aufgefordert, ihre Wunschlandschaft zu schildern, ganz subjektiv, ganz aus den Augen jedes einzelnen.

Laut Rosebrock ist man im Schnitt gut eine Stunde mit der App beschäftigt, bevor dann auch alle Quizfragen, Videos und Inhalte abgearbeitet sind. „Wir fordern die Kinder explizit auf, auch mal die Augen vom Smartphone, von der App zu nehmen. Und in die Natur zu schauen. Oder mal die Augen zu schließen und die Natur ganz bewusst nur mit den Ohren wahrzunehmen“, so die Wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Grundsätzlich sei es möglich, weitere Orte zum Heimatcaching hinzuzufügen. Auch Themen wie Karneval oder Schützenbruderschaften ließen sich integrieren, sagte Rosebrock. Das werde aber nicht die Stiftung Naturschutzgeschichte machen können. Dazu fehle nicht nur die Manpower, sondern auch die finanzielle Ausstattung, da es sich um ein Förderprojekt gehandelt habe.