Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Holding übernimmt FamilienbetriebSo geht es mit dem Metallbauer Esser aus Euskirchen weiter

4 min
Das Bild zeigt zwei Schweißer bei der Arbeit.

Beim metallverarbeitenden Unternehmen Esser aus Euskirchen werden auch nach dem Verkauf noch die Funken fliegen.

Der Familienbetrieb Metallbau Esser aus Euskirchen hat sich für die Unternehmensnachfolge externe Hilfe geholt. Nun ist der Betrieb verkauft.

Die Ludwig Esser Metallbau GmbH hat einen bedeutenden Schritt in Richtung Zukunft gemacht: Geschäftsführer Ludwig Esser hat sein Familienunternehmen an die DIH Deutsche Industrie-Holding GmbH mit Sitz in Königstein übergeben. Damit sei nicht nur die Unternehmensnachfolge geregelt, sondern auch die langfristige Perspektive für die rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei dem Blechverarbeiter angestellt sind, sowie für die Kunden und Partner gesichert, so Esser.

Die DIH unterscheide sich von klassischen Finanzinvestoren, sagt Matthias von Tettau, geschäftsführender Gesellschafter. Als inhabergeführte Beteiligungsgesellschaft in zweiter Generation investiere die DIH mit eigenem Kapital ausschließlich in mittelständische Industrieunternehmen mit Nachfolgethematik – wie es bei Ludwig Esser Metallbau der Fall war.

Metallbau Esser soll langfristig weiterentwickelt werden

„Wir kommen, um zu bleiben“, betont Philipp Levedag, einer der Geschäftsführer der DIH: „Unser Ziel ist es nicht, Unternehmen nach ein paar Jahren mit Gewinn weiterzuverkaufen. Wir übernehmen Betriebe wie Esser Metallbau mit dem klaren Ziel, sie langfristig zu entwickeln und dauerhaft in unserem Portfolio zu halten.“

Ludwig Esser, der das Unternehmen in vierter Generation von einer Bauschlosserei zu einem modernen und technisch führenden Blechbearbeitungsbetrieb weiterentwickelt hat, bleibt dem Unternehmen noch bis mindestens Juni 2026 als Geschäftsführer erhalten und wird darüber hinaus weiterhin beratend tätig sein. „Es war mir wichtig, die Zukunft meines Lebenswerks frühzeitig und verantwortlich zu regeln“, so Esser: „Mit der DIH haben wir einen Partner gefunden, der unsere Werte als Familienunternehmen teilt und das Unternehmen im Sinne der Mitarbeiter und Kunden weiterführt.“

Geschäftsführer kann mit der Entscheidung sehr gut leben

Bereits das erste Treffen mit den neuen Gesellschaftern im Betrieb im Frühjahr 2024 sei sehr positiv verlaufen. Die Reaktion der Mitarbeitenden auf den Verkauf habe sich schnell in Anerkennung und Zustimmung gewandelt, so Esser. Natürlich sei der eine oder andere überrascht gewesen, erinnert sich der 64-Jährige: „Nach ein paar Tagen Sackenlassen war für viele klar: Das ist genau der richtige Schritt – für das Unternehmen und für unsere eigene Zukunft hier.“

Doch wie findet man einen Nachfolger für sein Lebenswerk, wenn es keinen familiären Nachfolger gibt und auch aus der Belegschaft keiner sagt: Ja, das mache ich. Man hole sich externe Hilfe, erklärt Esser. Die gibt es beispielsweise bei der Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen. Aber es gibt auch sogenannte M&A-Berater. M&A steht für Mergers and Acquisitions und ist ein Sammelbegriff für alle Prozesse, die den Zusammenschluss oder die Übernahme von Unternehmen betreffen.

Das Bild zeigt die Obengenannten in einer Halle der Firma.

Der Blechverarbeiter Metallbau Esser aus Euskirchen ist an die DIH - Deutsche Industrie Holding - verkauft worden. Geschäftsführer Ludwig Esser (2.v.l.) beim Fototermin mit Matthias von Tettau (2.v.r., Geschäftsführender Gesellschafter) und Philipp Levedag (Geschäftsführer DIH Beteiligungen) und Carl Schweickert, Geschäftsführender Gesellschafter DIH Beteiligungen.

Genau einen solchen Prozess stieß Ludwig Esser vor zwei Jahren an. Nach der einen oder anderen konspirativen Führung durch das Unternehmen – meist nach Produktionsende – und vielen Dokumenten, die zusammengetragen werden mussten, war am 18. Dezember 2024 die Tinte unter dem Kaufvertrag trocken.

„Das Feld der Interessenten wurde immer kleiner“, erinnert sich Esser, der auch sagt: „Das war keine einfache Entscheidung, aber die richtige. Der Zeitpunkt stimmt, die Partner passen – und das Unternehmen ist bereit für die nächste Etappe.“

Über den Jahresumsatz schweigen sich die Beteiligten aus

Diese Etappe werde, so Esser, auch Investitionen beinhalten. Im kommenden Jahr werde eine „erhebliche Summe“ in neue Maschinen investiert.

Wie groß der Umsatz des Mittelstandsunternehmens ist? „Könnten wir zwar sagen, aber wollen wir nicht“, so der Noch-Geschäftsführer schmunzelnd. Wichtiger als Zahlen für die Öffentlichkeit sei die interne Gewissheit, dass sich für die Mitarbeiter im Alltag nichts ändere, der Name erhalten bleibe und an der bewährten Unternehmensstruktur festgehalten werde.

Auch bei den Kunden, mit denen inzwischen Gespräche geführt wurden, sei die Resonanz auf den Verkauf des Unternehmens durchweg positiv gewesen. „Die wichtigste Botschaft lautet: Es geht weiter – mit denselben Werten, demselben Anspruch an Qualität und mit neuen Impulsen für die Zukunft“, so von Tettau.


Beratungen zur Unternehmensnachfolge

Die Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen bietet Unterstützung bei Unternehmensnachfolgen, insbesondere durch ihre kostenfreie Beratung im Rahmen der GründerRegion Aachen. Zudem finden regelmäßig Veranstaltungen und Netzwerktreffen für Unternehmer statt, wie das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, die auch Themen wie Nachfolge behandeln und den Austausch fördern.

Der Kreis Euskirchen unterstützt damit aktiv den Generationenwechsel in Unternehmen und die Weiterführung von Betrieben am Wirtschaftsstandort. Eine Veranstaltung zur Unternehmensnachfolge findet am Dienstag, 4. November, in der Ideenfabrik in der Alten Tuchfabrik statt. Veranstalterin ist die Handwerkskammer Aachen.