An der Roitzheimer Straße werden bis Ende 2026 mehr als 23.000 Tonnen belasteter Boden ausgetauscht. Das Areal ist Teil der City Süd.
Früheres GaswerksgeländeMillionenschwere Altlastensanierung in Euskirchen beginnt

Symbolischer Spatenstich mit Frank Fritze (v.l.), Sacha Reichelt, Roland Arnz und Markus Böhm.
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Die Grube, die in den kommenden Monaten an der Roitzheimer Straße entsteht, wird aussehen „wie ein Tagebau in klein“. So formulierte es Dr. Roland Arnz, als am Freitag der offizielle Startschuss für eine große Baumaßnahme fiel. Arnz ist Geschäftsführer des AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung, der die Federführung bei der Bodensanierung auf dem früheren Gelände des Euskirchener Gaswerks hat.
Mit seinem Vergleich bezog Arnz sich auf die 9,50 Meter tiefe Grube, die durch den Aushub von etwa 23.500 Tonnen belasteten Erdreichs entstehen wird. Es wird danach durch sauberes Material ersetzt. Die Arbeiten sollen nach jetzigem Stand bis Ende 2026 dauern.
In der City Süd entstehen das neue Rathaus und Ersatz fürs City-Forum
Das insgesamt rund 6200 Quadratmeter große Areal, auf dem die Stadt Euskirchen von 1860 bis 1944 ihr Gaswerk betrieb, gehört zur Entwicklungsmaßnahme City Süd. Auf dem Gelände hinter dem Bahnhof entstehen unter anderem das neue Rathaus, der Ersatzbau für das City-Forum, ein Parkhaus sowie Wohn- und Gewerbeflächen.
Das Gaswerk war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Nach dem Krieg wurde das Terrain etwa zwei Meter hoch aufgefüllt, ehe man von 1950 an neue Gebäude errichtete. Untersuchungen im Rahmen der City-Süd-Planung ergaben, dass das Grundstück mit gaswerktypischen Hinterlassenschaften belastet ist – mit Schadstoffen wie polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX), Phenolen, Cyaniden und Mineralölkohlenwasserstoffen, wie es in einer Mitteilung des AAV heißt.
Die Sanierung dient vor allem dem Schutz des Grundwassers
Vor allem zum Schutz des Grundwassers sei der Bodenaustausch unumgänglich, sagte Arnz, dessen Verband mit der Stadt, dem Kreis Euskirchen und der e-regio kooperiert. Der Energiedienstleister führt das operative Geschäft für den Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal (WES), dem 80 Prozent des Geländes gehören. Bis 2014 hatte der WES seine Zentrale in einem Verwaltungsgebäude an der Roitzheimer Straße. Es wird nun abgebrochen – wie vorher schon alte Garagen, Werkstatt- und Lagerräume.
Das Bürogebäude diente in den zurückliegenden Jahren als Außenstelle des Weiterbildungskollegs Bonn und als Flüchtlingsunterkunft. Die Euskirchener Tafel hatte ebenfalls eine Zeit lang ihr Domizil auf dem Grundstück.
Materialien werden abgedeckt oder in geschlossenen Containern transportiert.
Auf die Abrissarbeiten folgen Leerung, Reinigung und Entsorgung eines alten Teerbeckens und eines Gasbehälters, so Sabine Schidlowski-Boos vom AAV-Pressedienst. Danach beginnt der Aushub. Zum Schutz der Arbeiter, so die Sprecherin, werde die Baugrube messtechnisch überwacht. Und weiter: „Staubemissionen werden durch regelmäßige Befeuchtung bei Trockenwetter unterbunden. Um Geruchsbelästigungen zu vermeiden, erfolgt die Freilegung belasteter Bereiche nur kleinflächig. Materialien werden abgedeckt oder in geschlossenen Containern transportiert.“
Apropos: Der AAV rechnet mit insgesamt 1900 Lkw-Fuhren. Die Anwohner hat er nach eigenen Angaben bereits Anfang Juni schriftlich über die Arbeiten informiert.
Eine derart große Sanierungsmaßnahme kann eine Kommune nicht allein schultern.
„Eine derart große Sanierungsmaßnahme kann eine Kommune nicht allein schultern. Wir sind deshalb froh, dass der AAV uns unterstützt“, sagte Bürgermeister Sacha Reichelt (CDU) am Freitag, ehe er mit Arnz, e-regio-Geschäftsführer Markus Böhm und Frank Fritze, Abteilungsleiter Umwelt beim Kreis Euskirchen, zum symbolischen ersten Spatenstich schritt. Die Arbeiten gingen mit Beeinträchtigungen einher, so Reichelt. „Am Ende wird aber eine riesige Aufwertung für das Gebiet stehen.“
Der WES hatte die Kosten in einer Verbandsversammlung mit 7 Millionen Euro angegeben. Arnz sagte nun, der AAV habe bisher Aufträge für 4 Millionen Euro vergeben. „Das heißt aber nicht, dass es dabei bleibt. Überraschungen können wir nicht ausschließen.“
Der AAV übernimmt 80 Prozent der Ausgaben. Den Rest tragen WES (16 Prozent) und Stadt (4 Prozent) gemäß dem jeweiligen Anteil ihres Grundeigentums. Nach der Sanierung werde die Stadt die WES-Flächen erwerben, erklärten Böhm und Reichelt.
Böhm lenkte den Blick auch auf den Bau der Fernwärmenetzleitung in der Roitzheimer Straße: „Hier räumen wir das Alte weg, unmittelbar daneben entsteht das Neue.“ Dies symbolisiere in gewisser Weise die Wärmewende.