Traubeneiche, Esskastanie, BergahornWieder sind in Euskirchen Hunderte Bäume vertrocknet

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Auf einer städtischen Aufforstungsfläche in Euskirchen sind Hunderte Setzlinge verdorrt, im Vordergrund ist eine kleine dürre Eiche zu sehen.

Ein trauriges Bild gibt die Aufforstungsfläche am Rande des Gewerbegebiets Euro-Park in Euskirchen ab.

Die FDP-Ratsfraktion übt heftige Kritik: Die Stadt Euskirchen hatte Fläche im Rosental im April neu bepflanzt – zum wiederholten Male.

Zum zweiten Mal in weniger als zwei Jahren sind auf einer städtischen Aufforstungsfläche in Euskirchen Hunderte Setzlinge verdorrt. FDP-Sprecher Manfred van Bahlen reagierte im Stadtrat mit scharfer Kritik. Seiner Fraktion liegt die Angelegenheit besonders am Herzen, war sie es doch, die 2019 mit Erfolg beantragt hatte, im Haushalt 50.000 Euro für Neuanpflanzungen bereitzustellen.

Es dauerte rund zwei Jahre, bis die Stadtverwaltung auf einer Fläche im Rosental junge Bäume in die Erde bringen ließ – Traubeneiche, Esskastanie, Vogelkirsche und Bergahorn. Im vergangenen Frühjahr gab Fachbereichsleiter Bernd Kuballa im Ausschuss für Tiefbau und Verkehr jedoch bekannt, dass die Kultur vertrocknet sei, durch die Dürre im Frühjahr und die Hitze im Sommer 2022, wie er erklärte.

Euskirchen: Junge Bäume wurden nicht bewässert

„Eine Bewässerung wurde nicht vorgenommen, da sie nicht der forstlichen Praxis entspricht und bei den extremen Witterungsverhältnissen nur mit einem nicht vertretbaren finanziellen Aufwand als Punktbewässerung durchführbar gewesen wäre“, schrieb Kuballa in einer Vorlage für den Ausschuss.

Fraktionschef van Bahlen hatte in einer vorangegangenen Sitzung die Standortwahl bemängelt. Die Kultur steht am Rande des Gewerbegebiets Euro-Park, auf einem rund 2500 Quadratmeter großen Areal zwischen der Verlängerung der Carl-Benz-Straße und der Erft. Dabei, so van Bahlen, handele es sich um eine Auenlandschaft, zu deren Charakter eine dichte Bewaldung nicht passe. Während Kuballa erklärte, das Gesetz schreibe eine Neubepflanzung der Fläche vor, warnte van Bahlen, ein derartiger Verlust dürfe sich nicht wiederholen.

Wenn wir so weitermachen, ist es nicht nur schade um das schöne Geld, sondern wir erreichen auch über zig Jahre null Komma nichts.
Manfred van Bahlen, Sprecher der FDP-Fraktion im Stadtrat Euskirchen

Genau dazu ist es aber gekommen. Wieder sind die Setzlinge verdorrt. Sie waren nach Angaben des FDP-Fraktionschefs Anfang April gepflanzt worden. Er sprach von 1000 Exemplaren, der Fachbereichsleiter bezifferte die Zahl auf Anfrage dieser Zeitung mit 880.

Vertrocknete Stecklinge: Stadt Euskirchen will Experten einbinden

Van Bahlen ist aus einem bestimmten Grund besonders verärgert: In unmittelbarer Nähe der Aufforstungsfläche residieren die Technischen Dienste der Stadt Euskirchen. Mitarbeiter des Bauhofs gössen regelmäßig die Bäume an dem Rad- und Gehweg, der sich an die Carl-Benz-Straße anschließt. Die benachbarte Fläche mit den Setzlingen dagegen werde von den Stadtbediensteten ignoriert, obwohl der Wasserbedarf doch bekannt sein müsse. Dies sei ein Unding.

Der Technische Beigeordnete der Stadt Euskirchen, Wolfgang Honecker, erklärte dem Stadtrat, die Verwaltung sei mit der Entwicklung natürlich nicht zufrieden. Die Technischen Dienste seien aber kaum noch in der Lage, die vielen anfallenden Grünpflegearbeiten auszuführen, ergänzte der Dezernent.

Was die Fläche im Rosental anbelange, müsse man wissen, dass das Neuanlegen von Wald anders gehandhabt werde, als dies bei Straßenbäumen der Fall sei. Die Verwaltung wolle nun einen Experten einbinden, der im Tiefbauausschuss berichten solle. Fachbereichsleiter Kuballa ergänzte auf Anfrage, dass das Forstamt nach dem Ende der Vegetationsperiode „eine abschließende Aufnahme“ vornehmen werde.

Schaden beläuft sich bislang auf mindestens 8600 Euro

Dann werde sich herausstellen, ob alle neu gepflanzten Bäume vertrocknet seien. Der finanzielle Schaden lasse sich ebenfalls erst anschließend ermitteln. Die Kosten für die Erstaufforstung im Herbst 2021 beliefen sich nach Kuballas Angaben auf 4400 Euro, die Nachpflanzung in diesem Jahr schlug mit 4200 Euro zu Buche.

Van Bahlen befürchtet unterdessen, dass zwei Kulturen, die die Stadt nach der FDP-Initiative in diesem Jahr in Kirchheim und in Kreuzweingarten angelegt hat, das gleiche Schicksal wie die Setzlinge im Rosental ereilt haben könnte. Auch diese Flächen wird das Forstamt nach der Vegetationsperiode in Augenschein nehmen, wie Kuballa erklärte.

Das vorläufige Fazit des erzürnten FDP-Sprechers lautet so: „Wenn wir so weitermachen, ist es nicht nur schade um das schöne Geld, sondern wir erreichen auch über zig Jahre null Komma nichts. Und die Forstverwaltung stört es offenbar nicht. Es ist ihr egal, man schaut über Monate einfach nicht hin.“

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