Helmut Kalenborn aus EuskirchenEin Denkmal für den König der Berge

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Gerührt war Helmut Kalenborn, als er selbst den Stein mit der Ehrentafel enthüllen durfte. Alberto Frau (v.l.), Präsident des veranstaltenden Clubs Escuderia Serra Tramuntana, Rafael Abraham, Präsident der Motorsport-Föderation, und weitere Funktionäre gratulierten.

Gerührt war Helmut Kalenborn, als er selbst den Stein mit der Ehrentafel enthüllen durfte. Alberto Frau (v.l.), Präsident des veranstaltenden Clubs Escuderia Serra Tramuntana, Rafael Abraham, Präsident der Motorsport-Föderation, und weitere Funktionäre gratulierten.

Euskirchen – Tränen der Rührung standen dem Euskirchener Helmut Kalenborn in den Augen. Verlegen wischte er sie mit der mallorquinischen Flagge aus den Augen. Der Flagge, die Minuten zuvor noch ein Denkmal verhüllt hatte, das ihm zu Ehren an der Startlinie der Rennstrecke am Puig Major am Hafenstädtchen Soller errichtet worden war.

Die Motorsport-Föderation der Balearen würdigte damit die Leistung des 74-Jährigen, der als Rekordhalter der Balearen-Meisterschaft in den Analen steht. Die Ehrung erfolgte anlässlich des Bergrennens auf der 4,4 Kilometer langen Strecke. Rafael Abraham, Präsident der Föderation, hielt im Beisein sämtlicher Rennfahrer und Hunderter von Zuschauern die Laudatio: „Wir möchten einen charismatischen und erfolgreichen Piloten ehren, der neunmal Balearen-Meister wurde. Helmuts tadelloses Auftreten auf Mallorca und seine Hilfsbereitschaft den Kollegen gegenüber haben ihn über die Jahre immer beliebter gemacht.“

Botschafter der Balearen

Bei zahlreichen Bergrennen um die Europameisterschaft sei „Don Helmut“ ein großartiger Botschafter der Balearen gewesen, da er ja mit der spanischen Lizenz für die Escuderia TR Balear Mallorca gestartet sei. „Wir sind ihm alle sehr dankbar und froh, dass wir ihn haben. Durch das Denkmal hat Helmut sich unsterblich gemacht,“ sagte Abraham unter dem Applaus der Piloten und Zuschauer. Dann enthüllte er das Denkmal mit der Kupferplatte, auf der Kalenborns größte Erfolge verewigt sind.

Kalenborn, der seit einigen Jahren auf Mallorca wohnt, war sichtlich überwältigt, in fließendem Spanisch dankte er für „die große Ehre und Auszeichnung durch meine spanischen Freunde“. So etwas sei ja nicht alltäglich. Er habe sich in all den Jahren auf der Insel wohlgefühlt und könne mit Nachdruck behaupten: „Ich bin zwar Deutscher, aber auch mit Sicherheit ein Mallorquiner.“

Dass Kalenborn von Mallorca „adoptiert“ worden sei, sagte auch Alberto Frau, Präsident des veranstaltenden Clubs Escuderia Serra Tramuntana. Helmut Kalenborn habe man auch dieses Meisterschaftsrennen gewidmet. In der Tat: Auf allen Plakaten war Kalenborns Konterfei abgebildet. Es gab eine spezielle Edition von Kalenborn-T-Shirts, die schnell vergriffen waren. „Helmut ist eben der erfolgreichste Rennfahrer in der Geschichte der Balearen-Meisterschaft“, betonte der Präsident.

Zwei Tage vor dem Rennen hatte bereits der Bürgermeister von Soller, Carlos Simarro, extra für „Don Helmut“ zu einer Pressekonferenz gebeten und erinnerte daran, dass Kalenborn seit 1976 nicht weniger als 24 Rennen am Puig Major gefahren war, zahlreiche Gesamtsiege erzielte und auch lange Zeit Rekordhalter war (auf der ehemals 8,2 Kilometer langen Strecke). Simarro: „Fühle dich hier wie zu Hause Helmut, Mallorca und Soller lieben dich. Keiner hätte die Ehrung mehr verdient als du.“ Dann hatten die Funktionäre, die allesamt das Kalenborn-T-Shirt trugen, eine Überraschung für „Don Helmut“ parat. „24 Rennen bist du hier am Puig Major gefahren“ sagte Präsident Alberto Frau, „aber an diesem Wochenende sollst du ein kleines Jubiläum haben und zum 25. Mal diesen Berg hochfahren.“ Man hatte vorgesorgt und einen Porsche 911 Turbo von Kalenborn-Fan Martin Cardona besorgt, der mit „Hillclimb Legend“ (Legende am Berg) und einer symbolischen Startnummer „1“ mit Porträt plakatiert war, „für den Besten“, wie Alberto Frau betonte.

So kam es, dass der 74-Jährige beim Zeittraining und den beiden Rennläufen jeweils noch einmal seinen geliebten Puig Major hochraste. Am Ziel wurde er von den Fans – einige waren sogar aus Ibiza angereist – umringt und schrieb Autogramme. Die örtlichen Zeitungen hatten vor dem Rennen „Don Helmut“ teils eine ganze Zeitungsseite gewidmet. Dass er sehr bekannt und vor allem beliebt ist, kann man fast minütlich erleben, wenn man mit ihm einige Stunden unterwegs ist. Immer wieder wird er angesprochen und um Autogramme gebeten, die er auch gerne gibt. „Die Insel und die Bergrennen haben mir viel gegeben, dafür bin ich dankbar“, sagt der 74-Jährige, der sich zur Maxime gemacht hat: „Ich genieße jeden Tag so, als ob es mein letzter sein könnte.“

Kalenborn begann erst mit 36 Jahren, Rennen zu fahren. Er entschied sich schnell für Bergrennen. Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Slowakei und letztlich die Balearen-Inseln Ibiza und Mallorca wurden seine sportliche Heimat.Er ist Rekordhalter auf den Balearen mit neun Titeln. Insgesamt kommt Kalenborn auf 49 Gesamtsiege und zudem auf über 70 weitere Podestplätze auf den Balearen. Auf allen neun Rennstrecken fuhr er Rekordzeiten.

Sportler des Jahres

1996 und 1997 wurde er auf den Balearen zum Sportler des Jahres gewählt und auch die „Rundschau“-Leser wählten ihn in den 90er Jahren bei der Sportlerwahl aufs Podest. Zumal er auch noch bei drei „24-Stunden-Rennen“ auf dem Nürburgring beachtlich „gerundet“ hatte, auch auf einem BMW von und mit Klaus Müller von TM Motorsport in Euskirchen. Der schickte ihm eine Mail nach Mallorca: „Wenn einer es verdient hast, dann du.“

Vor zwei Jahren, als er mit dem aktiven Rennsport Schluss machte, schrieb er einen Mallorca-Krimi mit dem Titel „Rennen, Rettung, Mallorca“, in dem – es wundert kaum – ein Rennfahrer ebenso eine Hauptrolle spielt wie die Rennstrecke am Puig Major. Dies und seine Rennerfolge führten auch dazu, dass er von Bettina Böttinger eine Einladung in den „Kölner Treff“ erhielt.

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