Hilfe für CelinaHaus in Großbüllesheim in 36 Tagen fertiggestellt

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Das Bild zeigt Celina, wie sie in ihrem neuen Kinderzimmer steht.

Die zwölfjährige Celina in ihrem Zimmer. Sogar Ihr Lieblingskuscheltier Stitch befindet sich am richtigen Platz.

In nur 36 Tagen ist das neue Zuhause für die Familie Trapp aus Großbüllesheim fertig. Bei der Schlüsselübergabe flossen Tränen.

36 Tage waren es. 36 Tage, die Ana Frühauf wohl nie vergessen wird. In dieser Zeit hat die Euskirchener Unternehmerin gefühlt das Unmögliche möglich gemacht und einen ehemaligen „Pferdestall“ in ein behindertengerechtes Wohnhaus verwandelt.

Natürlich lebte Michael Trapp mit seinen Töchtern Celina (12) und Sophie (10) nicht in einem Pferdestall. Aber das Gebäude, wie es vor vier Wochen noch aussah, als Zuhause zu bezeichnen, wäre auch eine maßlose Übertreibung gewesen. Und an dessen Standort an der Talstraße in Großbüllesheim stand vor einigen Jahren noch ein Pferdestall. Daher die Bezeichnung.

Haus in Großbüllesheim in nur 36 Tagen komplett umgebaut

Mit viel Engagement und Hilfe ist in 36 Tagen der unfertige Anbau hinter dem Haus in ein Wohnhaus umgebaut worden, das vor allem am Bedarf von Celina ausgerichtet ist. Der Grund: Bei der Zwölfjährigen ist der Tumor hinter dem Auge wiedergekehrt, eine Chemotherapie wohl unausweichlich.

Während die Familie in den vergangenen gut vier Wochen in Vater-Töchter-Kur war, drehten freiwillige Helfer und Handwerker das Grundstück in Kuchenheim einmal auf links. Es wurde entrümpelt, entsorgt, abgerissen. Und so gut wie alles neu installiert: Fensterbänke, Bad, Kinderzimmer, Couch und zum Schluss sogar noch Rollrasen samt überdachter Terrasse. Nach Informationen dieser Zeitung sind etwa 300.000 Euro in das von Organisatorin Ana Frühauf auf den Namen „Zuhause im Glück“ getaufte Projekt geflossen.

Das Bild zeigt die Zwölfjährige, wie sie mit der Projektleiterin durch die Tür geht.

Der erste Blick ins neue Haus. Celina betritt mit Projektleiterin Ana Frühauf das Haus in Großbüllesheim.

„99 Prozent der Handwerker haben ehrenamtlich geholfen. Jedes Rädchen hat gepasst. Das war einfach der Wahnsinn“, so Frühauf. Sie habe keine Minute lang am Erfolg des Vorhabens gezweifelt, sagt die Euskirchenerin. Eine Helferin, die zur Schlüsselübergabe am Samstag in Großbüllesheim eingeladen war, hatte da schon eher Zweifel. „Hier ist nicht nur ein kleiner Berg, sondern der Mount Everest versetzt worden“, staunte sie.

Und die Trapps? Die konnten das alles nicht glauben, was da am Samstagnachmittag auf sie einprasselte. Ungläubig sahen sie sich um. Erst später schienen sie zu realisieren, was geschehen ist. Da waren die meisten der Gäste schon wieder gegangen. Und dann flossen die Tränen. „Das ist der Wahnsinn“, sagte Michael Trapp.

Hilfe für Celina

Der Umbau des Hauses in Großbüllesheim

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Celina stand überwältigt in ihrem neuen Zimmer, ebenso ihre jüngere Schwester in deren neuem Reich. Positive Reizüberflutung. „Ich wusste nichts von den Baufortschritten“, so Michael Trapp: „Ich hatte keine Bilder. Selbst Google hat nichts verraten.“ Er habe absolut keine Vorstellung von dem gehabt, was ihn erwarte. Sein Haus dürfte er kaum wiedererkannt haben.

Was an der Talstraße in den vergangenen vier Wochen passiert ist, sieht man sonst nur im Fernsehen, in sogenannten Doku-Soaps im Privat-TV. Auch dort wird von Handwerkern das Haus einer in einer Notsituation befindlichen Familie innerhalb weniger Tage umgebaut. Anders als im Fernsehen stand Frühauf aber kein fester Handwerkerstamm zur Verfügung.

Ursula-Barth-Stiftung spendet 10.000 Euro für Celina

„Nach dem Aufruf sind wir von Hilfsangeboten überschüttet worden“, berichtet die Organisatorin. Wer nicht zur Hand gehen konnte, konnte Geld spenden. Das tat beispielsweise Bettina Hühn im Namen der Ursula-Barth-Stiftung. 10.000 Euro spendete sie nach eigenen Angaben für das Projekt. Hühn zeigte sich beeindruckt von dem Erreichten.

Dass so viele mit großen Augen das Grundstück in Großbüllesheim betraten – allen voran Familie Trapp –, lag auch an Helferinnen wie Ute Schneider. „Sie hat das Projekt gelebt, genau wie viele andere“, sagt Frühauf über ihre Mitarbeiterin. Bis zu zwölf Stunden Arbeit täglich habe Schneider investiert. Immer wieder habe sie Einkaufslisten abgearbeitet, zum Putzlappen gegriffen oder auch Fahrdienste übernommen.

Eine perfekte Nachbarin für die Familie Trapp

„Ute steht stellvertretend für das Projekt. Sie ist darin aufgegangen“, so Frühauf, die in den vergangenen 36 Tagen unzählige Gespräche geführt und, das gibt sie zu, zuweilen auch genervt hat. „Aber nur aus gutem Grund“, stellt sie mit einem Lächeln klar. „Ich werde sie wohl besser blockieren“, ulkt Kurt Ostermann. Der Werbefachmann hatte im Vorfeld die Website für das Projekt ins Leben gerufen und stand während des Projekts immer wieder mit Rat und Tat zur Seite.

„Ich weiß nicht, wie oft ich ihn angerufen und genervt habe“, gesteht Frühauf: „Ich könnte schon verstehen, wenn er mich jetzt blockiert.“ Nachbarin Jenny Barion war in den vergangenen Wochen ebenfalls eine große Hilfe. Sie kümmerte sich um die Katze der Trapps und warf unentwegt die Waschmaschine an, um die Kleidung von Michael Trapp und seinen Töchtern zu waschen. „So eine Nachbarin wünscht man sich“, lobt Frühauf.

Vor einigen Monaten hatte sich die Unternehmerin der Familie angenommen. Kennengelernt hat sie Michael Trapp über ihre Firma Medisector. Frühaufs Mitarbeiterinnen unterstützen die Trapps im Alltag und helfen Michael Trapp bei der schwierigen Aufgabe, sich um Celina und Sophie zu kümmern.

Auch ein Mieter für das ehemalige Wohnhaus der Trapps ist laut Frühauf gefunden. Ein Euskirchener Handwerker wolle dort einziehen. Der Vertrag sei unterschrieben und laufe über sechs Jahre. „Er wohnt dort mietfrei, dafür bringt er das Haus auf eigene Kosten auf Vordermann“, erklärte die 47-Jährige.

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