Traurige TollitätRoitzheims Prinz hat keinen Saal und kaum Zochteilnehmer

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Der Roitzheimer Karnevalsprinz steht in seinem Ornat vor der Baustelle des Dorfsaals.

Roitzheims Prinz Dirk I. (Schneider) hofft, dass die Teilnehmerzahl des Karnevalszugs in Rözem noch steigen wird. Noch lassen sich die Gruppen an zwei Händen abzählen.

Wegen Sturm und Corona musste Dirk Schneider drei Jahre warten, Prinz in Roitzheim zu sein. Nun gibt's wegen der Flut keinen Saal und das Interesse am Zoch ist gering.

Der Dorfsaal – eine Baustelle. Der Karnevalszug – so klein wie bisher noch nie in der Geschichte. Die Karnevalsstimmung im Ort – ein bisschen wie an Aschermittwoch. Obwohl es bis dahin noch zweimal elf Tage sind.

Für Roitzheims Prinz Dirk I. (Schneider) ist es eine schwierige Session. Nach drei Jahren Warten sollte der Zoch am Karnevalssonntag eigentlich der krönende Höhepunkt für die Tollität der KG Pannejecke sein. Doch die Anmeldungen, die bei Organisatorin Christina Baum bisher eingetrudelt sind, ließen sich bis vor wenigen Tagen an einer Hand abzählen. „Normalerweise gehen so 13 bis 16 Gruppen mit. Aktuell sind es sieben – vier Fußgruppen, drei Festwagen“, sagt Baum.

Nach der Flut haben die Roitzheimer noch andere Sorgen

Drei der Gruppen haben sich laut der Geschäftsführerin der Pannejecke erst am Wochenende angemeldet, nachdem die KG einen Aufruf in den Sozialen Netzwerken veröffentlichte. Die bisher kleinste Gruppe wolle mit drei Jecken mitgehen. „Das ist toll. Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, Dirk einen unvergesslichen Tag zu bescheren“, so Baum.

Die Roitzheimer Tollität hat Verständnis für die Zurückhaltung seiner närrischen Untertanen. „Viele Menschen im Dorf haben andere Sorgen. Die Flut ist im Ort noch allgegenwärtig“, erklärt Prinz Dirk. Zudem spiele die Inflation und Energiekrise eine Rolle. „Karneval ist teurer geworden“, sagt der 33-Jährige.

Das merke er beim Einkauf der Leckereien für den Prinzenwagen. 30 bis 50 Prozent seien manche Süßigkeiten teurer geworden. Das Budget sei schon überschritten, aber noch lange nicht alles für die drei Züge eingekauft. Denn die Pannejecke gehen nicht nur in Roitzheim mit, sondern auch beim Südstadtzug und am Rosenmontag in Euskirchen.

Der Prinz hat mangels Saal fast nur Auswärtsspiele

Der Fokus liegt für die Tollität aber auf dem Heimspiel. „Wenn die Roitzheimer schon selbst nicht mitgehen, hoffe ich, dass sie zahlreich am Straßenrand stehen“, so Schneider, der nach eigenem Bekunden 40 Auftritte in der Session hatte oder eben noch haben wird. „Es ist einfach schade, dass der Dorfsaal uns nicht zur Verfügung steht. Von dort aus könnte der Funken vielleicht noch ein wenig auf die Dorfbewohner überspringen“, ärgert sich die Tollität.

Ursprünglich sollte der Dorfsaal bereits saniert sein, doch dann entdeckte man zunächst einen Schaden am Dach, dann gab es zu allem Überfluss einen Wasserschaden. Bis auf die Mundartmesse hat die Rözemer Tollität deshalb nur Auswärtsspiele. Sowohl die Kindersitzung (Samstag, 4. Februar, 14.30 Uhr) als auch der karnevalistische Frühschoppen (Sonntag, 5. Februar, 11.11 Uhr) finden im Hotel Zweiffel-Mäling in Stotzheim statt. Auf ein bisschen Heimspielatmosphäre hofft Dirk I. aber noch.

Die Roitzheimer können improvisieren und arbeiten am Plan Z

Dafür arbeitet er mit seiner Freundin Sarah und Geschäftsführerin Baum an einem „Plan Z“, wie er es formuliert, denn eins habe er in den vergangenen Jahre gelernt: Man müsse improvisieren können. „Plan Z“ sieht vor, den Dorfsaal zu nutzen, ohne Saal. Über den Innenhof soll laut Tollität eine Plane gespannt und auf die Straße ein kleines Zelt gestellt werden. „Wir machen eine After-Zoch-Party. Versprochen“, sagt die Tollität.

Wer beim Roitzheimer Zug mitgehen möchte, kann sich bei Christina Baum melden.

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