Die Showtanzgruppe aus Euskirchen-Billig steht nach dem Erfolg bei der NRW-Meisterschaft nun erstmal beim 100. Geburtstag des SV Rot-Weiß Billig auf der Bühne.
ShowtanzHigh Energy Billig hat sich für die deutsche Meisterschaft qualifiziert

Die Showtanzgruppe High Energy aus Billig hat sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Die Mannschaft von Jana Madré trainiert im Zelt für den Showtanzabend während der eigenen Kirmes.
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Trotz eines durch Verletzungen, Urlaube und Ausfälle stark beeinträchtigten Sommers hat sich die Billiger Showtanzgruppe High Energy unter der Leitung von Trainerin Jana Madré mit einem beeindruckenden Kraftakt für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Bei der Nordrhein-Westfalen-Meisterschaft (NRW) erreichte das Team 46,7 Punkte und belegte damit den vierten Platz – die nötige Mindestpunktzahl für die Qualifikation lag bei 44.
„Wir waren eigentlich überhaupt nicht bereit für die NRW“, sagt Jana Madré: „Wir hatten sogar große Sorge, überhaupt dieses Jahr die Qualifikation zu schaffen.“ Dennoch sei das Ziel erreicht worden – sehr zur Freude des gesamten Teams. „Wir haben uns riesig gefreut über die Punktzahl, weil wir aufgrund der späten Routine beim Training gar nicht damit gerechnet hatten“, so die Übungsleiterin.
Nach dem Erfolg nun die Kirmes im eigenen Dorf
Doch auf dem Erreichten ausruhen? Nicht mit High Energy. Und schon mal gar nicht, wenn der eigene Showtanzabend samt Kirmes und Vereinsjubiläum vor der Tür steht. Der SV Rot-Weiß Billig, der Heimatverein von High Energy, feiert am Wochenende seinen 100. Geburtstag – mit drei Heimspielen an drei Tagen seitens des Aushängeschilds des Vereins.
Für die Tänzerinnen und Tänzer ist der Auftritt vor heimischem Publikum immer etwas Besonderes. Entsprechend akribisch bereitet sich das Team in den Tagen vor dem Auftritt vor. Es gibt sogar eine Art Stellprobe auf der großen Bühne im Festzelt. „Zu Beginn einer Session fehlt uns natürlich die Bühnenerfahrung zum aktuellen Tanz. In der Halle stecke ich immer mit Hütchen die durchschnittliche Bühnengröße ab. Das Gefühl ist einfach was anders auf der Bühne und in der Halle“, sagt Madré: „Bei Turnieren nennt man so etwas Stellprobe, damit das Team ein Gefühl von der Größe und Dimension bekommt. Bei regulären Auftritten gucken sich auch immer zwei, drei Leute im Vorfeld die Bühne an und schauen, wo was aufgebaut werden kann.“
Wir arbeiten mit einer App für die Aufstellung. Da ist jedes Bild des Tanzes hinterlegt – mit entsprechender Position.
Bei der Stellprobe im Festzelt darf am Mittwochabend das Tablet nicht fehlen. Auf das schaut vor allem die Trainerin. „Wir arbeiten mit einer App für die Aufstellung. Da ist jedes Bild des Tanzes hinterlegt – mit entsprechender Position. Es ist farblich markiert, wer tanzt und wer hebt und – mit entsprechenden Bemerkungen – auf welchen internen Kommandos die Hebungen aufgebaut und gezählt werden“, so Madré, die sich mit dem Team auf die Auftritte freut – auch, weil sie eine Art Belohnung sind für die zurückliegenden Wochen.

Da oben wollen sie hin: Bei der deutschen Meisterschaft soll das Ergebnis aus dem Qualifikationswettkampf verbessert werden.
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Während des Auftritts wird auch mal Foxtrott getanzt.
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Die Sommermonate haben dem Team laut Madré stark zugesetzt. In diesem Jahr seien viele Tänzerinnen und Tänzer feriengebunden gewesen, was sich massiv auf die Trainingsbeteiligung auswirkte. „Wir waren gefühlt sechs Wochen nie komplett“, so die Trainerin. Trotz doppelter Besetzungen seien oftmals beide Positionen gleichzeitig im Urlaub gewesen. Zusätzlich kamen Verletzungen hinzu – eine Tänzerin brach sich kurz vor einem wichtigen Probentermin den Mittelhandknochen.
Infolgedessen sei das komplette Bühnenprogramm mehrfach umgestellt worden. „Das war alles Ende August“, so Madré: „Wir konnten zwar tanzen, aber es war noch keine einzige Hebung eingebaut.“ Dabei seien gerade die Hebungen besonders zeitaufwendig in der Einstudierung. „Man muss sie zuerst aufbauen, dann auf Musik einüben, in den Tanz einbinden und schließlich im Stück proben. Das kostet enorm viel Zeit und Kraft.“
Zwölf Einheiten in 21 Tagen, um für die Meisterschaft fit zu werden
In den drei Wochen vor der NRW-Meisterschaft absolvierte High Energy an zwölf von 21 Tagen Trainingseinheiten. „Wir wussten, dass wir richtig viel vor der Brust haben und jetzt ranmüssen“, sagt Madré. Denn neben der NRW steht auch der große Showtanzabend der Gruppe an – sowie weitere Auftritte bei einer 100-Jahr-Feier und auf der Billiger Kirmes.
Der Showtanzabend und damit auch die Auftritte während der Session unterschieden sich deutlich von einem Turnierauftritt, so die Übungsleiterin: „Bei einem Turnier hast du nur einen gekürzten Ein- und Ausmarsch und den Haupttanz. Bei unserer Show ist der Einmarsch fünf Minuten lang, der Haupttanz dauert fünf Minuten, dazu kommen viereinhalb Minuten Zugabe und drei Minuten Ausmarsch.“

Gute Stimmung herrschte bei der Generalprobe im Festzelt. Trainerin Jana Madré (r.) war mit der Leistung zufrieden.
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Deshalb habe das gesamte Team auf einen möglichst breiten Einsatz trainiert: „Es tanzen wirklich alle Positionen – das ist toll fürs Teamgefühl, aber natürlich auch eine Herausforderung, wenn gleichzeitig das Turniertraining läuft.“
Ein erster Probelauf fand am Freitag vor der NRW-Meisterschaft statt – beim internen „Family & Friends“-Abend. Der jedoch lief nicht wie gewünscht. „Da ging einiges schief“, gibt Madré offen zu. „Ich glaube, das lag auch an der Nervosität, der Anspannung und dem Druck der letzten Wochen.“ Sie habe das Team daher dazu ermutigt, den Turnierauftritt in NRW als Chance zu begreifen: „Ich wollte nicht, dass sie mit so einem Gefühl in den Showtanzabend gehen. Ich habe ihnen gesagt: Genießt es und habt einfach Spaß. Entweder wir schaffen es oder wir schaffen es nicht.“
Mit der Qualifikation in der Tasche blickt die Gruppe nun nach vorne. „Wir haben uns jetzt als Ziel gesetzt, bis zur Deutschen Meisterschaft ganz, ganz viel aufzuholen“, so Madré.
Auch gegenüber der Konkurrenz zeigt sich Madré respektvoll: „Die anderen Gruppen waren auch ganz, ganz toll. Die haben meinen riesigen Respekt.“ Besonders beeindruckt habe sie die gegenseitige Unterstützung unter den Teams: „Auf der Bühne ist man Konkurrent, vor der Bühne ist man ein Team und feuert sich gegenseitig an.“
Zumindest in einem Punkt lief alles reibungslos: bei den Kostümen. „Wir sind total happy – sie sind sehr crazy und bunt, und wir freuen uns dieses Jahr darauf, mal anders zu tanzen“, so die Trainerin über das Motto: „Peace & Love – Mir sin bunt, mir sin eins!“
Kirmes in Billig und Vereinsjubiläum
Der SV Rot-Weiß Billig wird 100 Jahre alt. Gefeiert wird das drei Tage lang im Zelt am Sportplatz. Los gehen die Feierlichkeiten am heutigen Freitag um 18 Uhr mit dem Showtanzabend. 18 Gruppen haben sich angekündigt. Höhepunkt dürfte der Auftritt von High Energy werden.
Aber es dürfte noch mindestens einen umjubelten Auftritt geben: Erstmals in der 100-jährigen Vereinsgeschichte gibt es ein Männerballett. Die „Men on Fire“ werden von Petra Ludes und Danica Haas trainiert und werden um 22.15 Uhr unter dem Motto „Olympia“ auf der Bühne stehen. Wer die beiden Trainerinnen kennt, weiß, dass der Auftritt aber mehr sein wird als „Dabei sein ist alles“. Schließlich haben die Männer seit Januar mindestens einmal pro Woche trainiert.
Am Samstag starten die Feierlichkeiten mit dem Kreisliga-B-Spiel zwischen der SG Billig/Veytal und Dom-Esch. Anpfiff ist um 17 Uhr. Anschließend lädt der Verein zum kölschen Abend ins Festzelt ein. Auftreten werden unter anderem die Funky Marys und die Klüngelköpp.
Am Sonntag folgt um 10 Uhr die Kranzniederlegung. Eine Stunde später startet der Festkommers im Festzelt. Am Nachmittag steht das Klotzetheater auf dem Plan.