"Stroke Unit“ des Marien-HospitalsNach Schlaganfall zählt jede Minute
Euskirchen – Zeit ist der entscheidende Faktor, wenn es um die Behandlung von Schlaganfallpatienten geht. Je länger es dauert, bis sie behandelt werden, desto schwieriger wird die Situation. „Wir haben maximal viereinhalb Stunden, um die Lysetherapie anzuwenden“, sagt der Chefarzt der Neurologie am Marien-Hospital Euskirchen, Dr. Hartmut Bauer. Bei dieser Therapie erhält der Patient ein stark blutverdünnendes Mittel. Oft gelingt es damit, die Folgen des Schlaganfalls zu mildern. Je schneller der Betroffene im Krankenhaus ist, desto größer sind die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung.
Damit die Schlaganfallpatienten in Euskirchen sofort von speziell ausgebildeten Kräften übernommen werden können, gibt es im Marien-Hospital die „Stroke Unit“, ein interdisziplinäres Team, in dem – je nach Krankheitsbild – Neurologen, Radiologen, Gefäßchirurgen und Kardiologen zusammenarbeiten. Das Konzept sieht auch einen frühen Einstieg in die Rehabilitation vor.
„Bei uns fängt die Reha am Aufnahmetag an“, erklärt Bauer. Deshalb gehören Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten und speziell ausgebildete Krankenschwestern zur Unit. Ein Sozialarbeiter plant die Reha-Maßnahmen und die häusliche Versorgung. Fast 60 Mitarbeiter des Hospitals bilden das Team der Stroke Unit – täglich sind 16 davon in dieser Einheit aktiv, die momentan sechs Betten betreut. Geplant ist, die Zahl aufzustocken.
Seit Bauer 2006 die Neurologie samt Stroke Unit gründete, ist die Zahl der behandelten Schlaganfallpatienten deutlich gestiegen. Waren es 2005 noch 323 Patienten, so wurden im vorigen Jahr 851 Betroffene therapiert. Damit liegt in der Region nur die Bonner Uniklinik vor dem Marien-Hospital.
Dass die Abläufe gut durchgeplant sind und schnell vonstattengehen, belegt nun auch die Zertifizierungsurkunde, die Bauer am Mittwoch entgegennahm. Ein Jahr lang hatte sich die Unit auf den Zertifizierungsprozess vorbereitet. „70 Kriterien wurden schriftlich abgefragt, bevor wir zugelassen wurden“, beschrieb Bauer das Verfahren, das er mit dem leitenden Oberarzt der Neurologie, Dr. Gaius Masset, betreute.
Die Abläufe geprüft
Zwei Prüfer, ein Neurologe und ein Mitarbeiter des Zertifizierungsunternehmens, das dem Tüv Rheinland untersteht, folgten den Ärzten einen Tag lang und nahmen die Abläufe in Augenschein. „Es ging darum, wie wir mit den Patienten umgehen und wie schnell wir sind“, erklärte Bauer. Die Prüfung verlief erfolgreich und so ist die Stroke Unit für die nächsten drei Jahre zertifiziert.
Überreicht wurde die Urkunde vom Geschäftsführer des Marien-Hospitals, Johannes Dörr, im Rahmen einer Informationsveranstaltung zum Thema Neurologie. Hartmut Bauer referierte einführend über Aufbau und Funktionsmerkmale des Gehirns. Im Anschluss sprach Prof. Peter Weiss-Blankenhorn über aktuelle Erkenntnisse zum menschlichen Gehirn am Beispiel des Sehens.