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Weitere Ausfälle möglichDie Hintergründe zum stundenlangen Stromausfall in der Region

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An der Unfallstelle bei Klein-Vernich kam es zu einem kleinen Flächenbrand durch die heruntergefallene Hochspannungsleitung.

Kreis Euskirchen/Klein-Vernich – Etwa 65.000 Menschen waren im Kreis Euskirchen, dem Rhein-Erft-Kreis und Vettweiß von einem Stromausfall betroffen. Der Grund: Ein Traktor war am Donnerstag gegen einen Strommast gefahren, der daraufhin abknickte. Am frühen Abend war die Stromversorgung wieder hergestellt. Allerdings kann es nach Angaben der Gemeinde Weilerswist aufgrund der Reparaturarbeiten nun immer wieder zu temporären Stromausfällen kommen.

Der Unfall

Gegen 11.15 Uhr war ein 16-jähriger Traktorfahrer aus dem Rhein-Sieg-Kreis bei Feldarbeiten nahe der K11 bei Klein-Vernich mit einem größeren Strommast kollidiert, der daraufhin abknickte und über den Traktor hinweg auf das Feld stürzte.

Dadurch gelangten die Stromleitungen, bei denen eine Spannung von 110.000 Volt anliegt, auf die Straße. Ein Auto geriet in diese Leitungen. Die beiden Insassen, ein Ehepaar aus Weilerswist (50 und 51 Jahre alt), sowie der Traktorfahrer wurden leicht verletzt. Die Kreisstraße blieb über Stunden gesperrt und war auch für Fußgänger nicht passierbar. Zwar floss kein Strom mehr. Westnetz-Mitarbeiter vor Ort wollten aber eine gewisse Restspannung auf der Leitung nicht ausschließen.

Die Feuerwehrgerätehäuser, wie hier in Weilerswist, waren während des Stromausfalls besetzt und Anlaufpunkte für die Bürger.

Durch die herabfallenden Stromleitungen kam es zudem zu drei kleineren Flächenbränden: einmal direkt neben der Unfallstelle, dann auf beiden Seiten der Straße im Böschungsbereich. Dieser wurde von Einsatzkräften der Weilerswister Feuerwehr gelöscht.

Warum der 16-Jährige frontal gegen den Strommast gefahren ist, ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen. Diese versucht herauszufinden, ob die Ursache einen technischen Hintergrund hat oder ob eventuell ein Bedienfehler des jungen Landwirts vorlag.

Für die Reparaturarbeiten am Mast mussten die Leitungen stromlos geschaltet bleiben. Aufgrund der Größe des Schadens zog sich der Stromausfall in einigen Bereichen bis zu vier Stunden hin. Betroffen waren Weilerswist, Zülpich, Erftstadt und Teile von Euskirchen. Auch das Mobilfunknetz war gestört oder ausgefallen.

Die Feuerwehrgerätehäuser in den betroffenen Orten waren als Anlaufstelle für die Bevölkerung besetzt. In Ortschaften, in denen es keine Gerätehäuser gibt, waren Einsatzkräfte als Ansprechpartner abgestellt. Auch die Polizei erhöhte ihre Präsenz in dem betroffenen Gebiet.

Zülpich

Auch in Zülpich ging nichts mehr. Durch den Stromausfall mussten Geschäfte schließen, Unternehmen ihre Produktion einstellen und Mitarbeiter vorzeitig nach Hause schicken. Das Zülpicher Rathaus war ebenfalls betroffen.

„Die Bürger haben besonnen reagiert“, berichtete eine städtische Mitarbeiterin im Rathaus. Nur vereinzelt seien Bürger und Gastronomen ins Rathaus gekommen und hätten sich informiert, was denn passiert sei. Beim Rewe an der Römerallee funktionierte nur noch eine Kasse. Über diese wurden sämtliche Kunden, die noch im Laden waren, abkassiert.

In Zülpich waren die Tankstellen kurzfristig geschlossen.

Im Geriatrischen Zentrum und der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marienborn sprangen die Notstromaggregate an. Nach Angaben von Martin Holtmann, der in den Einrichtungen für die Technik zuständig ist, reichten die 280 kW Notstrom für 24 Stunden Betrieb auf Volllast. Damit können unter anderem die Kühlschränke, in denen die Medikamente der Patienten gelagert sind, weiter am Laufen gehalten werden.

Supermärkte und andere Geschäfte mussten schließen.

Auch werde der Schwestern-Notruf so in Betrieb gehalten. Genau wie die Aufzüge, die für den Patiententransport von Bedeutung sind, berichtete der Experte. Dekubitus -Matratzen, die durch Wechseldruck dafür sorgen, dass Patienten sich nicht wund liegen und vor allem im Geriatrischen Zentrum eingesetzt werden, seien auch akkubetrieben, so Holtmann. Im äußersten Notfall sorgten zudem Sauerstoffflaschen für die Beatmung der Patienten.

Weilerswist

Im Rathaus an der Bonner Straße tagte am Mittag ein „kleiner Krisenstab“, wie Gemeinde-Pressesprecherin Claudia Roberz sagte: „Die Bürgermeisterin, der Erste Beigeordnete und Vertreter des Ordnungsamts waren beteiligt – durch die Urlaubszeit arbeiten wir momentan in kleiner Besetzung.“

Westnetz-Mitarbeiter arbeiteten mit Hochdruck an der Leitung.

Nach der Besprechung begann die Verwaltung nach eigenem Bekunden damit, mithilfe der Feuerwehren in die Orte zu fahren und über die Situation per Lautsprecherdurchsagen zu informieren. Auch das Ordnungsamt war im Einsatz. „Wir sollen doch Strom sparen – dann machen wir das jetzt eben“, sagte ein Anwohner, der den Stromausfall mit Humor nahm. „Wir haben lange in Spanien gelebt, da gibt es im Sommer immer mal wieder Stromausfälle. Außerdem haben wir uns nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr mit Vorräten, einem Notstromaggregat und Gaskochern auf solche Lagen vorbereitet“, so der Weilerswister, der seinen Namen nicht nennen wollte.

Einschalten wolle er die Notstromversorgung aber erst, wenn die Kühltruhen dies notwendig machten. Straßenzugsweise wurde die Stromversorgung bereits am frühen Nachmittag wieder hergestellt. Während die Jet-Tankstelle an der Kölner Straße schon wieder über Strom verfügte, wartete man gegenüber im AWO-Altenzentrum Am Rosenhügel noch auf die Elektrizität. Auch in Vernich, Derkum, Hausweiler und Ottenheim hatten die Verbraucher bereits früh wieder Strom.

Nur wenige Tankstellen haben vorgesorgt

Moderne Tankstellen

Nur die wenigsten Tankstellen in Deutschland verfügen nach Angaben von Dr. Hans-Walter Borries, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbands für den Schutz Kritischer Infrastruktur (BSKI), über eine eigene Notstromversorgung. „Moderne Tankstellen verfügen zwar häufig über die Vorrichtung für den Anschluss eines Aggregats, doch müssen auch hier erst entsprechende Geräte beschafft werden“, sagte Borries dem Fachportal „Crisis Prevention“.

Die Situation in Weilerswist und Zülpich

In Weilerswist und Zülpich waren die Tankstellen während des Stromausfalls geschlossen, weil ohne Elektrizität keine Treibstoffe gefördert werden konnten und die Kassensysteme nicht arbeiteten. Anwohner Christoph Rund, der in Weilerswist in Sichtweite der Jet-Tankstelle wohnt, kam sofort angefahren, um den Tank seines Autos und einen Reservekanister zu befüllen, als die Tankstelle nach Wiederherstellung der Stromversorgung wieder ihren Betrieb aufnahm. „Wir haben Zuhause ein Notstromaggregat angeschafft, um auf solche Notfälle vorbereitet zu sein. Aber leider hatte ich keinen Sprit im Haus“, bekannte er lachend.

Benzin und Diesel

Benzin ist grundsätzlich lange haltbar, wenn es luftdicht in einem Metallkanister gelagert wird. Durch die Einwirkung von Sauerstoff verliert Benzin aber zunehmend an Qualität. Anders sieht es bei Diesel aus: Selbst luftdicht gelagert, ist er höchstens sechs Monate lang haltbar. Der Grund sind die Bakterien im beigemischten Biodiesel-Anteil. Sie zersetzen den enthaltenen Kohlenstoff und bilden daraus eine schlammartige Masse, die so genannte Dieselpest. Die begrenzte Lagerfähigkeit der Treibstoffe gilt es zu bedenken, wenn man sich ein Notstromaggregat fürs eigene Zuhause oder den Betrieb angeschafft hat. Die Vorräte sollten also regelmäßig erneuert werden, raten Experten. (thw)

Euskirchen

Nach Angaben der Stadt waren die Ampelanlagen an den Kreuzungen Billiger Straße/Eifelring und Winkelpfad/Jülicher Ring ausgefallen.

Die Westnetz

Über Umschaltungen konnte Westnetz einen Großteil der ursprünglich betroffenen 65.000 Einwohner wieder versorgen. „Ich danke allen Beteiligten und den Einsatzkräften für die gute Zusammenarbeit. Seitens Westnetz haben 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Wiederversorgung gearbeitet“, sagt Patrick Wittenberg, Geschäftsführer der Westnetz GmbH.

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Nach der Wiederversorgung werde in den nächsten Tagen ein provisorischer Strommast errichtet, erklärte Westnetz. Der beschädigte Mast muss anschließend vollständig neu aufgebaut werden. Die Stromversorgung bleibe aber gesichert.