Vom Hötte Flößje zum DüwelstratschNeuer Flyer für spannenden Vlattener Dorfrundgang

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Die Vorburg ist  eines der markanten Gebäude im Dorf.

Heimbach-Vlatten – Knapp eine Stunde dauert der Dorfspaziergang durch Vlatten, wenn die Runde entlang ausgewählter Sehenswürdigkeiten des 900-Einwohner-Orts gewählt wird. Der Bürgerverein hat sie in einem Flyer zusammengestellt, dessen Herstellung über ein Leader-Projekt finanziert wurde.

„Im hinteren Teil standen früher sogar noch die Reckstangen.“ Hans-Peter Klassen deutet auf die 1916 fertiggestellte Jugendhalle an der Straße Auf dem Hostert mitten in Vlatten. Und schon ist man mittendrin in der Geschichte.

Hans-Peter Klassen führt seit drei Jahren durch Vlatten

Nicht von ungefähr, denn Klassen bietet seit drei Jahren Führungen durch sein Dorf an. Er kennt sich mit der Geschichte der einst von den Römern begründeten und von den Karolingern vermutlich zur Pfalz erweiterten Siedlung in der Senke des heutigen Vlattener Baches einfach aus.

Natürlich weiß er, dass der immer noch größte Saalbau der Gemeinde Heimbach einst als Ort für die „Leibesertüchtigung der Jugend“ ganz im Sinne der Turnvater-Jahn-Bewegung gedacht war. „Aber es war schon etwas Besonderes, dass die Jugendhalle mitten im Ersten Weltkrieg gebaut werden konnte“, so der Dorfchronist.

Hinweistafeln mit QR-Codes werden noch aufgestellt

Mit ihm und Anja Krudwig, Schriftführerin des Bürgervereins, geht es jetzt auf eine rund einstündige Tour durchs Dorf entlang ausgewählter Sehenswürdigkeiten und markanter Punkte. Grundlage wäre die Karte im neuen Flyer – was sich dank der Ortskenntnisse der beiden in diesem Fall erübrigt. 2000 Exemplare beträgt die Druckauflage des kleinen Dorfführers. Er ist so neu, dass vor Ort an den sieben Stationen die Hinweistafeln, auf denen per QR-Codes und Smartphone weitere Informationen abrufbar sind, noch gar nicht aufgestellt sind.

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Sieben Vlattener haben  den  Flyer zum Spaziergang zusammengestellt. Drei von ihnen sind Burgbesitzerin Ulla von Gagern (v.l.), Hans-Peter Klassen und Anja Krudwig.

Klassen, Krudwig, Petra Tutlies, Kurt Krüttgen, Vorsitzender des Bürgervereins, Ulla von Gagern, Hausherrin auf Burg Vlatten, Gerda Küpper und Hanni Lutz haben über drei Monate ausgewählt, was in den Flyer aufgenommen wird. So erfährt man etwa, dass Vlatten ein Ober- und ein Unterdorf hat. Die Mühlengasse im Oberdorf etwa trägt ihren Namen von einer Mühle, die 1510 erstmals urkundlich erwähnt wurde und bis ins 19. Jahrhundert bestanden haben muss.

Kampf mit dem Teufel in Vlatten

Sie wurde vom Vlattener Bach, dessen Lauf das Dorf der Länge nach durchzieht, und dem Hötte Flößje gespeist. „Dieser Zulauf entsprang zwar anscheinend unter einer Hütte, tatsächlich aber bezieht er sich auf die Hütte, das Kupferbergwerk oberhalb von Vlatten Richtung Heimbach“, so Hans-Peter Klassen.

Klassen und Krudwig steigen nun über den kleinen Pfad hoch zum Lützenberg und der weithin sichtbaren St.-Michael-Kapelle. Das Gotteshaus, das in den Sommermonaten sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist, verfügt in der Apsis, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, über Reliquien der heiligen Georg und Anna.

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Am Standort der Kapelle soll es einer Sage nach in einer Gewitternacht zum erbitterten Kampf zwischen dem Erzengel und dem Teufel gekommen sein. Der Teufel wurde in die Flucht geschlagen und hinterließ angeblich auf einem Sandsteinklotz im Feld einen Hufabdruck, den Düwelstratsch. „Heute ist der Abdruck aber nicht mehr erkennbar“, so Krudwig. Vor der Jugendhalle erinnert eine Bronze-Plastik an den legendären Zweikampf.

Tour führt auch zum ehemaligen Gefängnis

Ob die Schutzmantelmadonna, angefertigt aus 15 Zentnern farbiger Steinchen von der Künstlerin Margarita Rieth, ob die im ältesten Teil von 838 stammende Pfarrkirche St. Dionysius, oder die erstmals 1385 erwähnte Burg Vlatten: Was im Dorf an historischen Gebäuden bemerkenswert ist, wird auf diesem kleinen Rundgang erreicht – auch einige der elf bis zu über 200 Jahre alten Wegkreuze.

Eines steht an der Quellenstraße neben einem unscheinbaren Gebäude mit schmalen Fensterspalten, die durch eine Eisenstange gesichert sind. Heute ist es das Buswartehäuschen. „Aber es war mal das Vlattener Gefängnis, später das Spritzenhaus der Feuerwehr“, so Hans-Peter Klassen, der einfach zu viel weiß, um es alles in einen kleinen Flyer aufschreiben zu können.

Der „Dorfspaziergang“-Flyer ist erhältlich bei der Rureifel-Tourismus, Auf der Laag 4 in Heimbach, beim Bürgerverein und im Einzelhandel in Vlatten sowie als pdf zum Download: www.vlatten-eifel.nrw.

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