ArchäologieWeilerswister Sarkophage nach Entdeckung geplündert

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Weilerswist Vernich Sarkophage

Zwei der drei Steinkisten in einem Grabungsloch: Das Desaster von Vernich ist noch heute ein Albtraum für Archäologen. 

Weilerswist-Vernich – Wie wichtig Geheimhaltung bei Grabungen sein kann, zeigt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit in der hiesigen Region. Im Winter und im Frühjahr 2003 sondierte ein privates Archäologieunternehmen im Auftrag der Gemeinde Weilerswist den Boden für ein Baugebiet in Klein-Vernich.

Spätrömische Fundstücke

Die Archäologen legten mit einem Bagger Sondierungsstreifen an und fanden einige Relikte aus spätrömischer Zeit. Als fast die gesamte Fläche erforscht war – man hatte Reste von Fundamenten eines römischen Gutshofes entdeckt – stießen die Ausgräber auf drei Steinsarkophage und sicherten die Fundstelle, indem sie die Särge wieder mit Erde bedeckten.

Dennoch sprach sich herum, dass im Süden von Klein-Vernich „ein Fund“ gemacht worden war, der weitere Kostbarkeiten versprach. Tagelang wurden die Experten des Landesamtes für Denkmalpflege davor gewarnt, die Fundstelle unbewacht zu lassen. Vergeblich.

Nächtliche Plünderung

Als die Archäologen eines Morgens auf ihre Sondierungsfläche zurückkehrten, stellten sie fest, dass Unbekannte nachts Tunnel exakt zu den drei Steinsarkophagen gegraben und die Särge offenbar geplündert hatten. Im Erdreich wurden Spuren von Goldbrokat nachgewiesen.

Jetzt musste alles ganz schnell gehen. Plötzlich konnte eine Notgrabung stattfinden und es war auch Geld für die Grabung und die Bergung der Steinsarkophage da.

Die Nachricht von der Plünderung der Steinsärge verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Medienvertreter aus der gesamten Bundesrepublik beobachteten, wie die tonnenschweren Steinkisten, die aus lothringischem Stein gefertigt worden waren, freigelegt und geöffnet wurden.

Später stellte sich heraus, dass die Sarkophage auch schon vor Jahrhunderten geplündert worden waren. Folglich hatten die neuzeitlichen Grabräuber vermutlich nur noch Beutereste vorgefunden. Die Vernicher Steinsarkophage wurden dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn zur Verfügung gestellt.

Die Experten des Landschaftsverbandes ließen eine Kopie eines Vernicher Steinsarkophages anfertigen. Das Grundstück, auf dem die Särge gefunden worden waren, wurde später mit Einfamilienhäusern bebaut. Deshalb, so lautete jedenfalls damals ein Gerücht, waren womöglich von interessierter Seite Informationen über den Römerfund durchgestochen worden, um die Grundstücke schneller räumen zu können.  

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