Für 5,6 Millionen EuroKölner Unternehmen baut Lernschwimmbad in Weilerswist

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Das Bild zeigt einen modernen Bau, dessen Eingangsbereich mit viel Glas gestaltet ist. Vor dem Gebäude steht ein Stein mit der Aufschrift „Sharky Sportsclub“. An einer Hecke und einer Wiese vorbei führt der Weg zum Eingang.

Wie auf dieser Visualisierung soll das Schwimmbad in Weilerswist von außen aussehen.

Eltern im Kreis Euskirchen müssen lange warten, bis ihr Kind einen Platz in einem Schwimmkurs erhält. In Weilerswist wird nun ein Bad gebaut.

„Wir bauen kein Schwimmbad, sondern ein Lernschwimmbad“, sagt Martin Becker. Dem Mitbegründer der Sharky-Schwimmschule aus Köln ist dieser Unterschied wichtig. Natürlich sei auch der Bedarf an einem normalen Schwimmbad groß, aber der an einem Lernschwimmbad noch größer.

Tatsächlich sind die Wartelisten für Kinderschwimmkurse im Kreis Euskirchen lang. Noch länger sind sie geworden, seit dem am 1. April 2023 das Bewegungsbad im Geriatrischen Zentrum in Zülpich nicht mehr für Schwimmunterricht genutzt wird.

Immer weniger Menschen können sicher schwimmen, weil es immer weniger Gelegenheiten – sprich Schwimmbäder – gibt, um guten Schwimmunterricht zu ermöglichen.
Matthias Wessel, Bezirksleiter der DLRG im Kreis

Der Grund: Die Promedik als Mieter des Bads hat den Betrieb wegen stark gestiegener Nebenkosten eingestellt. Auch Gespräche mit dem Vermieter, das Kreiskrankenhaus Mechernich, brachten nichts. Während für das Bewegungsbad im Kreiskrankenhaus mit der Euskirchener Schwimmschule Wellenbrecher ein Nachmieter gefunden werden konnte, ist das Bad in der Reha-Klinik in der Römerstadt seitdem ungenutzt.

„Kreisweit besteht zwar insgesamt kein schlechtes Angebot, aber nach unserer Kenntnis müssen die Eltern überall mit teilweise langen Wartezeiten für einen Platz im Kinderschwimmkurs rechnen“, sagt auch Matthias Wessel, Bezirksleiter der DLRG im Kreis: „Die Gefahr besteht, dass sich die Zahl der Bäder noch reduziert. Immer weniger Menschen können sicher schwimmen, weil es immer weniger Gelegenheiten – sprich Schwimmbäder – gibt, um guten Schwimmunterricht zu ermöglichen.“

Die Visualisierung zeigt ein Becken, die Wände sind in Stein gehalten.

Das Konzept des Schwimmbads ist voll und ganz auf Schwimmunterricht ausgelegt.

Den „guten Schwimmunterricht“ will die Sharky-Schwimmschule in Weilerswist anbieten. Dass der Bedarf groß und die Wartelisten lang sind, haben nach Angaben von Sharky-Chef Becker auch Banken registriert. Der Bau des Lernschwimmbads werde daher nicht mehr wie zu Beginn der Unternehmensgeschichte von einem Risikoinvestor finanziert, sondern von einer normalen Bank.

Investor scherzt: Becken nicht mit Geld gefüllt wie bei Dagobert Duck

Auf die ist Becker mit seinem Partner Philippe Krükel angewiesen, auch wenn die Sharky-Schwimmschulen in Köln, Düsseldorf und Bensberg laut Becker längst Selbstläufer sind. 5,6 Millionen Euro – so viel investieren Becker und Krükel nach eigenen Angaben an der Bertha-Benz-Straße in den Neubau. So viel Geld haben die beiden Geschäftspartner nicht als Eigenkapital. Ihre Schwimmbecken seien schließlich mit Wasser und nicht wie bei Dagobert Duck mit Geldscheinen gefüllt, sagt Krükel augenzwinkernd.

Im Eingangsbereich, so zeigt es die Visualisierung, ist eine Theke vorgesehen. Das Innere ist mit Stein und Holz gestaltet.

Modern werde der Neubau in Weilerswist sein, erklären die Investoren.

Die ersten Kurse sollen in Weilerswist im Januar 2025 angeboten werden. „Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, ist das mehr als realistisch“, sagt Becker. Der Neubau zwischen DRK-Kita und dem neuen DHL-Verteilzentrum kommt von außen puristisch daher, im Inneren dafür umso zukunftsorientierter.

Die Wassertemperatur von 32 Grad werde vornehmlich mithilfe von Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen erreicht. „Die Energie, die wir zukaufen müssen, ist grüne Energie. Wir können nicht nachhaltig in Kinder investieren und selbst nicht nachhaltig sein“, so Becker: „Ein Schwimmbad klimaneutral zu gestalten, ist wohl unmöglich, aber wir geben unser Bestes. Das, was wir tun können, das machen wir natürlich auch.“

Für die Eltern wird es ein Café im Weilerswister Bad geben

Weil das Schwimmbad nicht nur Schwimmbad sein soll, sondern auch Treffpunkt für Familien, wird es auch ein Café geben. Das soll so ins Gebäude integriert werden, dass aus dem Café heraus die Eltern ihrem Nachwuchs beim Unterricht zuschauen können.

Die Kinder wiederum sollen während des Unterrichts nichts von den Eltern mitbekommen, sondern sich vollends aufs Schwimmen konzentrieren. Deshalb soll die Scheibe mit einer Folie versehen werden – ähnlich wie bei Verhörräumen im TV-Krimi.

Martin Becker und Philippe Krükel stehen auf der Baustelle in Weilerswist.

Die Kölner Martin Becker (r.) und Philippe Krükel bauen in Weilerswist ein Lernschwimmbad. Sie haben vor einigen Jahren die Schwimmschule Sharky gegründet, nun investieren sie in Weilerswist 5,6 Millionen Euro.

Laut Becker lernen allein in Deutschland bei Sharky mehr als 20.000 Kinder schwimmen – in Köln seien es allein 2200 Kinder pro Woche. Die Schwimmschule sei europaweit aktiv und unter anderem in 135 TUI-Hotels am Start. Das geplante Schwimmbecken biete alles, was man für Kurse benötige, so Becker.

Das sei auch das Erfolgsgeheimnis des Projekts. „Es funktioniert, weil wir ausschließlich auf ein Kurskonzept setzen“, so der ehemalige Wasserball-Nationalspieler. Das Becken ist 20 Meter lang und 10 Meter breit. Die durchschnittliche Wassertiefe ist 1,40 Meter, der Boden in der Tiefe nicht variabel – allein aus Kostengründen. Geht es nach den möglichen Betreibern, schwimmen auch bald Weilerswister Schul- und Kitakinder in dem neuen Bad. „Wir brauchen die Gemeinde nicht, um die Wasserzeiten zu füllen, nehmen sie aber sehr gerne mit ins Boot“, so Becker.

Es werde zudem für Erwachsene ein Frühschwimmen angeboten. „Und wir machen alles, was man sich mit Wasser vorstellen kann. Beispielsweise Aquafitness“, so Krükel. An Schwimmlehrern in den eigenen Reihen mangele es nicht. „Auch deshalb, weil wir sie selbst ausbilden“, berichtet Partner Becker. Weitere Informationen im Internet.


Kreis Euskirchen erhält einen Schwimmcontainer

Um mehr Kindern im Kreis Euskirchen Schwimmzeiten zu ermöglichen, erhält der Kreis einen Schwimmcontainer. Bei den Containerpools handelt es sich nach Angaben von Markus Strauch, Geschäftsführer des Kreissportbunds, um mobile Schwimmbecken aus gebrauchten Seecontainern.

Die haben eine etwa 5 mal 2,50 Meter große Wasserfläche. Die Container sollen vor allem dazu dienen, Kinder ans Wasser zu gewöhnen oder auch erste Tauchversuche zu unternehmen.

Die Schwimmcontainer können bedarfsgerecht und individuell ausgestattet werden. Definitiv vorhanden sind in den Containern Umkleidemöglichkeiten. Eine Aachener Firma hat sich auf solche mobile Lösungen spezialisiert.

Wie Strauch berichtet, ist noch unklar, wann der Kreis letztlich den Schwimmlerncontainer erhalten wird. Aktuell geht Strauch davon aus, dass der Container zum neuen Schuljahr genutzt werden könnte. Dann werde auch ein konkreter Standortplan erarbeitet.

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