Zuschauer dreht durchSchlägerei bei Fußball-Turnier in Weilerswist

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Die Polizei schaffte es schließlich, die Streithähne vor der Halle zu trennen.

Weilerswist – Es läuft die Schlussminute. Die SV Rheindörfer Köln-Nord und der FC Schwadorf stehen sich beim Erft-Swist-Cup in der Weilerswister Sporthalle gegenüber. Dann eskaliert die Situation. In einem hitzigen Duell mit gleich drei Zeitstrafen brennen einigen Beteiligten nach einem Foulspiel eines Schwadorfers Spielers auf dem Parkett und auf der Tribüne die Sicherungen durch. Es folgt ein Ballwurf in Richtung des Schwadorfer Akteurs, die Situation wird immer unübersichtlicher.

Dann springt ein 24-jähriger Zuschauer, der den Kölnern die Daumen drückt, über die Bande streckt einem 33-jährigen Spieler des FC Schwadorf von hinten mit einem Faustschlag nieder – der Fußball rückt endgültig in den Hintergrund: Rudelbildungen, Handgemenge, lautstarke Wortgefechte unter Spielern, Trainern und Zuschauern. Die Situation verlagert sich ins Foyer und schließlich vor die Halle.

Spieler erstattete noch vor Ort Anzeige

Erst die Polizei schafft es schließlich, die Gemüter zu beruhigen und die Streithähne endgültig zu trennen. Entscheidenden Anteil daran hat Holger Thernes. Der Euskirchener Polizist ist als Schiedsrichter beim Erft-Swist-Cup tätig und alarmiert nach dem Schlag sofort seine Kollegen. In drei Streifenwagen eilen die nach Weilerswist. Nach Informationen dieser Zeitung nehmen die Beamten den mutmaßlichen Angreifer mit auf die Wache.

Der Spieler erstattet laut Einsatzleiter Ralf Buderath noch vor Ort eine Anzeige wegen Körperverletzung und wird anschließend ins Krankenhaus gefahren. Das Spiel wurde 18 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 4:4 abgebrochen und als Unentschieden gewertet. Der Erft-Swist-Cup wird fortgesetzt, aber ohne die Reserve des SSV Leverkusen-Alkenrath. Die Zweitvertretung tritt zum letzten Vorrundenspiel gegen den SV Rheindörfer Köln-Nord nicht mehr an. „Wie dulden keine Gewalt bei Fußballspielen und distanzieren uns mit dieser Entscheidung davon“, begründete SSV-Trainer Sven Kommoß die Entscheidung.

Schiedsrichter Hans-Jörg Drinhausen hat das Duell, das aus den Fugen geraten ist, gepfiffen. Er erklärt: „Gegen den Eingriff des Zuschauers habe ich keine Möglichkeit ein Strafmaß auszusprechen. Aber ich werde die Vorfälle in einem Sonderbericht dem zuständigen Sportgericht zukommen lassen.“ Den Trainern der betroffenen Teams ist der Schreck nach der Szene ins Gesicht geschrieben. Raffaelo Wolf, Coach des FC Schwadorf, erläutert, dass der Vorfall ihn nachdenklich stimme. „Mir sind Werte wie Integration beim Fußball und keine Gewalt auf und neben den Sportplätzen wichtig. Auch wenn das Foulspiel von uns ausging, so darf es solch eine Reaktion nicht geben.“

Mannschaft nachträglich von Turnier ausgeschlossen

Da sein Team sportlich die Endrunde am kommenden Sonntag erreicht habe, stehe außer Frage, dass seine Mannschaft an den Start gehen werde. Sein Gegenüber bedauert den Zwischenfall zu tiefst: „Wir werden das intern aufbereiten. Ich möchte betonen, dass der Schuldige kein aktiver Spieler meiner Mannschaft ist, jedoch werden wir die Situation ansprechen und entsprechende Konsequenzen ziehen. In meiner jahrelangen Trainertätigkeit stehe ich für Disziplin auf und neben dem Platz und das werde ich jetzt auch durchsetzen“, sagt Walter Folchitto, Trainer der SV Rheindörfer Köln-Nord.

Für Turnierorganisator Günter Klein seien solche Zwischenfälle „sehr enttäuschend und deprimierend“. Klein: „Wir haben uns danach die Frage gestellt, inwieweit wir eine Mannschaft dafür in die Verantwortung nehmen können und haben uns dann entschieden, beide Mannschaften im Turnier zu lassen. Diese Entscheidung geschieht aus rein sportlichen Gründen. Wir haben für den Sport und gegen die Gewalt entschieden. Auch ist ein Turnierabbruch für uns keine Option gewesen“, sagt Klein am Sonntagabend. Wenige Stunden später revidiert das SSV-Team um Klein diese Entscheidung und schließt die SV Rheindörfer Köln-Nord vom weiteren Turnier aus.

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