Zu den Fichten, bitte!Das Weilerswister Traktor-Taxi kutschiert Baum-Käufer

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Zwei Routen fährt das Traktor-Taxi: eine führt zu den Blautannen, die andere zu den Fichten.

Zwei Routen fährt das Traktor-Taxi: eine führt zu den Blautannen, die andere zu den Fichten.

  • Auf dem Parkplatz des Forsthauses Londorf in Weilerswist werden Weihanchtstannen verkauft.
  • Wer den Baum selbst schlagen will, wird mit dem Traktor-Taxi in den Wald gebracht.
  • Dabei erweist sich die Suche nach dem perfekten Traum-Baum als gar nicht so einfach.

Weilerswist – Verstaust du schon oder suchst du noch? Die Abwandlung des Werbespruchs eines schwedischen Möbelhauses beschreibt ziemlich genau das Treiben auf dem Parkplatz des Forsthauses Londorf. Während manch einer das komplette Auto umräumt, um den Traum-Baum zu verstauen, kümmern sich Parkplatz-Einweiser um die ankommenden Weihnachtsbaum-Suchenden. Zu denen gehört auch die Familie Brobach aus Hausweiler.

Die Spitze des Baums ragt über die Fingerkuppen hinaus: Damit ist diese Fichte als Weihnachtsbaum für die Brobachs ungeeignet, weil sie einfach zu groß ist.

Die Spitze des Baums ragt über die Fingerkuppen hinaus: Damit ist diese Fichte als Weihnachtsbaum für die Brobachs ungeeignet, weil sie einfach zu groß ist.

Mit bereits geschlagenen Bäumen, die nur darauf warten, gekauft zu werden, geben sich Ruth, Mika und die fünfjährige Klara nicht zufrieden. Die Brobachs sind Selbstschläger – und Nutzer des Waldtaxis. Das heißt, nach fünf Minuten Wartezeit nehmen sie auf dem Bänkchen der Ladefläche Platz, und ab geht es in gemütlicher Fahrt zu den Schonungen. Zwei Traktor-Taxi-Routen gibt es: eine führt zu den Blautannen, die andere zu den Fichten. Die Nordmanntannen sind fußläufig zu erreichen. Da die Trecker-Fahrt fest eingeplant ist, sind die Nordmanntannen für die Brobachs keine Option. Einfacher wird die Suche nach dem Weihnachtsbaum dadurch nicht.

Baum muss dicht gewachsen sein

Am Nachmittag ist gefühlt jeder zweite Baum schon weg. Davon künden die zahlreichen Stümpfe. „Alle schönen Bäume gibt es am Forsthaus im Direktverkauf“, sagt jemand. Doch am Plan, den Baum, der für mehrere Wochen das Wohnzimmer schmücken soll, selbst zu schlagen, ändert das nichts. „Man wächst mit den Herausforderungen“, sagt Mika Brobach schmunzelnd.

Haben auf der Ladefläche Platz genommen und lassen sich zu ihrem Traum-Baum fahren: Klara (v.l.), Ruth und Mika Brobach.

Haben auf der Ladefläche Platz genommen und lassen sich zu ihrem Traum-Baum fahren: Klara (v.l.), Ruth und Mika Brobach.

Es ist schon eine Herausforderung, ein Gewächs mit der richtigen Größe zu finden, mal ganz davon abgesehen, dass der Baum auch dicht gewachsen sein muss. Um die Größe zu ermitteln, streckt Brobach seinen Arm senkrecht nach oben. Ragt die Spitze über die Fingerkuppen hinaus, ist der Baum zu hoch – also weitersuchen. Der? Nein! Der? Nein, auch nicht. Die Auswahl wird geringer, das Nervenkostüm dünner. Doch erfahrene Baumjäger lassen sich so schnell nicht aus dem Konzept bringen. Vor allem dann nicht, wenn sich Tochter Klara, die eigentliche Entscheiderin, bisher nicht in die Überlegungen ihrer Eltern eingemischt hat.

Mit dem Traktor werden die Kunden in den Wald gekarrt.

Mit dem Traktor werden die Kunden in den Wald gekarrt.

Das ändert sich, als die Fünfjährige auf einer Lichtung eine mittelgroße Fichte entdeckt. „Das ist er“, sagt sie. Von dieser Meinung lässt sie sich nicht mehr abbringen. Auch dann nicht, als ihr Vater sagt: „Du hast aber doch noch nicht alle Bäume gesehen.“ Das spielt in diesem Fall keine Rolle mehr. Klara hat entschieden – Widerspruch zwecklos. Während die Suche nach dem Baum etwas Zeit in Anspruch genommen hat, ist der Stamm schnell durchgesägt. Kurz bevor die Kettensäge angesetzt wird, wird noch schnell ein Gruppenfoto mit Baum gemacht.

Funkelnde Augen und Vorfreude

Dann geht alles seinen üblichen Weg – buchstäblich. Der Baum muss durch das Unterholz geschleppt werden. Anschließend wird er vermessen, denn von der Höhe hängt der Preis ab: 20 Euro kostet Klaras Traum-Baum – funkelnde Augen und Vorfreude auf das Weihnachtsfest inklusive. Und wie es sich für Selbstschläger gehört, geht es mit dem Traktor-Taxi zurück zum Parkplatz. Dort warten bereits die nächsten Weihnachtsbaum-Suchenden.

Baumschmuck: Weniger ist mehr

Rote und gold-farbene Kugeln gehören zu den absoluten Evergreens am Christbaum. Doch wie wäre es mal mit einer ganz anderen Farbkombination?

Rosa- und Pinktöne sind in diesem Jahr nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur angesagt. Allerdings auch Naturtöne wie warme Beige- und Braun-Nuancen oder Weiß und Kupfer schmücken den Christbaum.

Wer Farbe ins Spiel bringen möchte, kann dies mit Neonfarben wie Pink, Grün oder Gelb tun. Sie lassen den Baum erstrahlen. In diesem Jahr lautet das Motto: weniger ist mehr. Der Baumschmuck ist naturbelassener und weniger auffällig.

Auch traditionelle Dekos aus Naturmaterialien wie Holz, Stroh oder Filz liegen im Trend. Wer auf einen gewissen Glamour-Faktor nicht verzichten möchte, kann einige Kugeln in Metallic-Farben zwischen die dezenteren Stücke hängen.

In Silber, Gold oder Kupfer funkeln sie wunderschön im Schein der Lichterketten und sorgen für einen Wow-Effekt. (dpa)

Geht es nach Klara, haben die ihre Chance auf den schönsten Baum verpasst. Der liegt auf dem Trecker-Anhänger. Vater Mika trägt ihn schnell zum Auto. Dank des geräumigen Kombis ist der nötige Platz vorhanden. Umgeräumt werden muss da nichts – die Brobachs haben eben Erfahrung.

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Anders als beim schwedischen Möbelhaus ist die Gefahr im Forsthaus, dass man wegen einer Sache hinfährt und mit hundert weiteren den Heimweg antritt, recht gering. „Hier geht es wirklich um das Erlebnis des Baumschlagens“, sagt Ruth Brobach. Noch am selben Abend wird das neue Familienmitglied fürs Fest rausgeputzt. Rote und silberfarbene Kugeln kaschieren mit rot-weißen Zuckerstangen die kleinen Schönheitsfehler der Fichte. So prächtig geschmückt ist der Baum für Klara nicht nur der schönste, sondern der allerschönste Weihnachtsbaum.

Der Ausflug mit dem Traktor-Taxi in den Wald bei Weilerswist hat sich für die Brobachs definitiv gelohnt. Für sie war es eine vorgezogene Bescherung.

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