Karneval in ZülpichBeim Miljöhfest sind die eigenen Akteure Trumpf

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Als Piraten verkleideten Tänzer, die sich auf der Bühne gegenüberstehen, kreuzen ihre Plastiksäbel.

Die als Piraten verkleideten Tänzer des Männerballetts entfachten im Publikum wahre Jubelstürme.

Die Blauen Funken in Zülpich punkten in ihrer Sitzung seit 26 Jahren mit einer besonderen Atmosphäre. 250 Aktive gestalteten das Programm. 

Wer große Namen des Kölner Karnevals in seinen Sitzungen haben will, muss früh buchen und genau rechnen. Wie viele Zuschauer können untergebracht werden?  Welche Gagen lassen sich mit den erwarteten Einnahmen finanzieren? Diese Fragen offenbaren die finanziellen Risiken, denen Karnevalsvereine ausgesetzt sind.

Vor mittlerweile 26 Jahren haben sich die Mitglieder der Blauen Funken in Zülpich daher entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen und mit ihrem Miljöhfest eine vereinsintern getragene Sitzung auf die Beine zu stellen. Statt der Höhner oder der Bläck Fööss nehmen in diesen Sitzungen Jahr für Jahr Nachbarn und Freunde die Hauptrollen auf der Bühne ein.

Das Zülpicher Publikum kennt die Akteure auf der Bühne oft persönlich

„Die Gestaltung eines solchen Programms ist zwar auch nicht immer einfach, aber es entsteht ein völlig anderes, familiäres Miteinander, wenn man nicht nur seinen Sitznachbarn, sondern auch die Männer und Frauen auf der Bühne persönlich kennt“, berichtete der Schriftführer der Blauen Funken, Jens Bongard.

Der Tanznachwuchs der Blauen Funken auf der Bühne. Die Kinder tragen blau-weiße Kostüme.

Die Nachwuchstänzerinnen und -tänzer der Blauen Funken sind zwischen drei und 16 Jahre alt.

Seit mehreren Monaten hatten sich die Akteure auf ihren Auftritt im Zülpicher Forum vorbereitet, und bis zuletzt lieferten sich Vorfreude und Nervosität bei vielen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. „Seit einem halben Jahr treffen wir uns zweimal wöchentlich und üben unsere Choreografie“, berichtete etwa Manuel Schleiermacher vom Männerballett. „Auch die anderen Gruppen haben sehr viele Proben hinter sich, um das Miljöhfest mitzugestalten.“

Die Aufregung der Zülpicher Tänzer war schnell  vergessen

Getragen durch den Jubel der rund 540 Närrinnen und Narren im Publikum, war am Sonntag jedoch schnell jede Aufregung vergessen. Von den jüngsten Tänzerinnen und Tänzern der Garden, die schon im Alter von drei Jahren ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelten, bis hin zu den selbst ernannten „Alten Säcken“ beteiligten sich alle Generationen am Gelingen der Sitzung.

Prinz Ralf lässt sich feiern, neben und hinter ihm stehen weitere Karnevalisten auf der Bühne.

Prinz Ralf Esser genoss es, den größten Teil des von ihm vor 26 Jahren mitgegründeten Miljöhfestes als Zuschauer verfolgen zu können.

„Ich habe mich noch nie so sehr auf die Sitzung gefreut wie heute“, schwärmte Prinz Ralf (Esser), der das Miljöhfest vor 26 Jahren mitbegründet hatte. Am Sonntag durfte er jedoch, abgesehen von seinem kurzen Auftritt als regierende Tollität, unter den Zuschauern Platz nehmen. Und genoss das: „Man war immer ein wenig besorgt, ob alles so verläuft, wie man sich das im Vorfeld vorgestellt hat, aber heute bin ich absolut entspannt.“

Zu dieser lockeren Stimmung trugen vor allem die gelungenen Darbietungen auf der Bühne bei. Unter dem Namen „Die Anderen“ schlüpften zahlreiche Herren der Blauen Funken in die Rolle einer Damengarde, inklusive passender Kostüme, während „Steffi und Schwede“ als Steuerberater und Assistentin einen augenzwinkernden Blick auf den Arbeitsalltag ihres Prinzen warfen.

„Ein solches Event ist natürlich nur möglich, wenn alle mit anpacken“, betonte Jens Bongard: „Heute geht es nur um uns. Auf und neben der Bühne soll das Miljöh im Mittelpunkt stehen, und ich finde, das ist den 250 jungen und älteren Akteuren sehr gut gelungen.“

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