GnadenhochzeitIm Vereinsleben des Zülpicher Ortsteils Nemmenich seit 1955 fest integriert

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Lächelnd halten sich die beiden Eheleute im Arm.

Lernten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Auffanglager in Rodert kennen und lieben: Helga und Gerhard Radmacher, die nun das Fest der Gnadenhochzeit im Kreise ihrer Familie feiern konnten.

Seit 70 Jahren sind Helga und Gerhard Radmacher verheiratet. In Zülpich-Nemmenich feierten sie jetzt ihre Gnadenhochzeit. 

Von einer behüteten Jugendzeit konnte Gerhard Radmacher nur träumen. Geboren in Ostpreußen, wurde er im Alter von 14 Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus seiner Heimat vertrieben und musste sich, getrennt von seiner Familie, vier Jahre lang ganz allein durchschlagen.

„Ich musste mir alles selbst beibringen und gelangte so von einem Ort zum nächsten“, erinnert sich der 93-Jährige. Erst 1948 fand er in einem Auffanglager im Bad Münstereifeler Ortsteil Rodert wieder so etwas wie ein Zuhause. Und von diesem Tag an sollten endlich die ersten Lichtblicke am Horizont auftauchen.

In der gleichen Baracke in Bad Münstereifel-Rodert untergekommen

Nahezu zeitgleich erreichte nämlich auch die Familie der sechs Jahre jüngeren Helga Radmacher, die damals noch ihren Mädchennamen Persicke trug, dieselbe Baracke, in der auch Gerhard Radmacher untergekommen war. Einige Jahre lebten sie nebeneinander her, doch bald darauf sollten beide eine gewichtige Rolle im Leben des jeweils anderen einnehmen.

„Als Helga 16 Jahre alt war, habe ich sie gefragt, ob ich sie beim Fest des Junggesellenvereins als Maimädchen ersteigern darf“, erzählte der Jubilar. Diese zeigte sich geschmeichelt und sagte nicht nur in diesem, sondern auch im darauffolgenden Jahr gerne zu. Im dritten Jahr blieb die Frage zwar aus, doch war ihr eine andere vorausgegangen, die für beide von deutlich größerer Bedeutung war.

In Zülpich-Nemmenich 1955 ein eigenes Haus gebaut

„Nach unserer zweiten gemeinsamen Maifeier haben wir uns verlobt und noch im selben Jahr in Bad Münstereifel geheiratet“, berichtete Helga Radmacher lächelnd, die nun bereits auf 70 Ehejahre mit ihrem Gatten zurückblicken kann.In der vergangenen Woche feierten sie gemeinsam mit der Familie ihre Gnadenhochzeit.

Nach dem Ja-Wort zogen sie 1955 mit der Familie der Braut nach Nemmenich und begannen neun Jahre später mit dem Bau eines eigenen Heims, in dem sie bis heute leben. Schnell wurde das Paar fester Bestandteil im Vereinsleben des Zülpicher Ortsteils – es war an fast jeder Dorffeier beteiligt.

Beide Jubilare waren sehr aktiv in den Ortsvereinen

„Bis heute bin ich Mitglied im Sportverein und war viele Jahre als Schiedsrichter und Jugendtrainer tätig“, berichtete der Jubilar. Auch den Taubenzüchterverein bereicherten die Radmachers zeitweise mit bis zu 100 Tieren, waren Mitglieder im Karnevalsverein und besuchten die Schützenfeste.

Zwischen Vereinstätigkeit, der Erziehung der drei Kinder und Gerhard Radmachers Arbeit im Baugeschäft blieb dennoch regelmäßig Zeit für Reisen, wie die Jubilarin schwärmte. „Wir haben viele Kreuzfahrten mitgemacht, ganz Deutschland, Österreich und Irland bereist und waren regelmäßig zum Wandern und Bergsteigen unterwegs.“ Auch seine Eiserne Hochzeit hat das Ehepaar daher auf hoher See genossen.

„Unsere Gold- und Silberjubiläen haben wir ganz groß mit allen Ortsvereinen gefeiert, zur Eisernen Hochzeit und auch jetzt zur Gnadenhochzeit wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen.“ Dennoch hatte sich im Laufe ihres Feiertages mit den drei Kindern, den drei Enkeln, den beiden Urenkeln und einigen engen Freunden eine 20-köpfige Truppe im Haus der Radmachers in Nemmenich versammelt, um gemeinsam auf 70 Ehejahre anzustoßen.

„Bei unserer Goldhochzeit hätten wir uns nie träumen lassen, diesen Tag einmal zu erleben“, so Jubilar Gerhard Radmacher. „Wir genießen jeden gemeinsamen Tag, und vielleicht können wir auch noch das nächste Ehejubiläum mit der Familie feiern.“

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