Bürger sind zur Mitarbeit am neuen Klimaschutzkonzept aufgerufen. Schon jetzt sind viele Vorschläge eingegangen.
KlimaschutzkonzeptZülpich arbeitet am neuen Leitbild

Mehr Ausleihstellen für E-Bikes sind ein Vorschlag auf der Ideenkarte.
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Es gibt blaue Punkte auf der Ideenkarte, orangefarbene, rote und sogar welche mit einem Herzchen. Die Zülpicher Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, im Internet Vorschläge zum Klimaschutz zu machen. Und sie nutzen ihre Chance, 40 Meldungen sind bisher eingegangen. Noch bis zum 10. Dezember können Anregungen, Kritik oder eben gute Beispiele eingestellt werden – das sind dann die mit dem Herzchen. Die Ideen und Wünsche sind vielfältig.
Da wird vorgeschlagen, in Grünanlagen das Laub über Winter liegen zu lassen, damit Insekten und andere kleine Tiere dort Unterschlupf finden. Kritisiert wird, dass die Zülpicher bisher nur in der Kernstadt E-Bikes ausleihen können. Stationen in den umliegenden Dörfern würden die Akzeptanz sicherlich erhöhen, schreibt der oder die Vorschlagende. Allerdings ist die Zukunft des Eifel-E-Bikes in Zülpich gerade ungewiss. Mehr Grün in der Innenstadt, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Bürgerwind- oder -solarparks – die Menschen haben sich viele Gedanken gemacht, wie Klimaschutz in der Stadt umgesetzt werden kann.
Das Leitbild soll alle Zülpicher ansprechen
„Es wäre schön, wenn Zülpich als leuchtendes Beispiel vorausgeht“, sagte einer der Bürger, die zur Informationsveranstaltung in die Begegnungsstätte Martinskirche gekommen waren. Dr. Stefan Röder vom Unternehmen SME Management, das für die Stadt das Klimaschutzkonzept entwickelt, gab dort einen Überblick über den derzeitigen Stand. Gut 20 Männer und Frauen füllten die Stuhlreihen nur teilweise. Doch was für den Beobachter eher ein schwaches Bild war, stellte die Experten durchaus zufrieden. Sie habe schon Veranstaltungen mit nur vier Besuchern erlebt, erzählte Dr. Beate Braun, die die Diskussion moderierte.

Auch wenn die Stuhlreihen in der Martinskirche nicht komplett gefüllt waren, entstand eine lebhafte und engagierte Diskussion.
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Diejenigen, die gekommen waren, erwiesen sich jedenfalls aus engagiert und gut informiert. So entwickelte sich eine lebhafte Diskussion auch mit Beate Brömme, Klimaschutzmanagerin in der Zülpicher Stadtverwaltung, Manfred Scheff, Energieberater beim Kreis Euskirchen, und Jonah Kehren aus der städtischen Bauverwaltung. Zülpich will bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral sein. So steht es im Entwurf des klimapolitischen Leitbildes, das Röder präsentierte.
Es wäre schön, wenn Zülpich als leuchtendes Beispiel vorausgeht.
Der Sieben-Punkte-Plan stieß allerdings auf Kritik. Wer denn der Adressat des Leitbildes sei, wollte ein Bürger wissen. Schon der erste Satz erwecke den Eindruck: „Die Stadt macht das, da brauche ich nichts zu tun.“ Das sei ein Leitbild für die Stadtverwaltung: „Da fühle ich mich als Bürger nicht angesprochen.“ Wenn es für die Bürger sein solle, müsse es komplett neu geschrieben werden. Beate Brömme zeigte ein Kernproblem des Klimaschutzkonzepts auf: Die Stadt kann ihren Bürgern nichts vorschreiben.
Deshalb heißt es im Leitbild: Die Stadt möchte alle Akteure zum klima- und nachhaltigkeitsbewussten Umgang mit Ressourcen motivieren und informieren. Eine Aussage, die einige gern in den Mittelpunkt des Konzepts gerückt sähen. Wichtig war es den Diskussionsteilnehmern, die Industrie stärker einzubinden. Denn die, das hatte Röder eingangs dargestellt, ist zumindest beim Wärmeverbrauch ganz weit vorn. Es liefen bereits Gespräche mit in Zülpich ansässigen Unternehmen, berichtete er. Weitere Fachdialoge seien auch mit der Landwirtschaft geplant.
Die Frage nach Fördermitteln für den Klimaschutz beantwortete Kämmerer Christian Antons: Die Stadt nutze jeden Fördertopf. Aber sie müsse die Projekte dann auch umgesetzt bekommen. Einigkeit herrschte, dass die Stadt die Treibhausgasneutralität nur erreichen kann, wenn Verwaltung und Bürgerschaft den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe begreifen.
