Kritik vom Nabu Kreis EuskirchenKastanie wurde aus Versehen gefällt

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Die Überreste der Kastanie bei Bürvenich nimmt Ulrich Pohl vom Nabu-Kreisverband in Augenschein.

Die Überreste der Kastanie bei Bürvenich nimmt Ulrich Pohl vom Nabu-Kreisverband in Augenschein.

Zülpich-Bürvenich – Es bleiben Fragen offen. Noch liegen Äste und Stamm der etwa 80 Jahre alten Kastanie an der Kreuzung der Straße von Bürvenich nach Sinzenich. Doch diese Fällung war offenbar nicht notwendig. Weder weist der Stamm sichtbare Fäulnis auf, noch ist ein großes Aufkommen an Totholz feststellbar. Dazu kommt, dass die Fällung am Montag vergangener Woche passierte – zu einem Zeitpunkt Mitte März, an dem Fällungen eigentlich nicht mehr zulässig sind.

Für Ulrich Pohl vom Nabu-Kreisverband ist das ein Unding. „Ich habe schon oft im Schatten des Baumes Rast gemacht, wenn ich hier mit dem Fahrrad unterwegs war“, sagt er. Eine weithin sichtbare Landmarke sei die Kastanie in der Landschaft gewesen, in der eher wenige Bäume zu finden sind. Lebensraum für viele Vögel und Insekten sei hier vernichtet worden.

Die Fällung war ein Versehen

Verantwortlich für die Fällung ist der Landesbetrieb Straßen NRW. Die Fällung sei ein Versehen gewesen, teilt Sprecher Torsten Gaber mit. Sogar ein doppeltes: Zum einen sollte der Baum lediglich einen Pflegeschnitt bekommen und nicht gefällt werden, zum zweiten gehört er überhaupt nicht zum Gebiet des Landesbetriebs. „Wir haben den Baum immer mitgepflegt, allerdings steht er einen Meter weit auf einem Grundstück, das der Stadt Zülpich gehört“, so Gaber.

Diese äußert sich vorsichtig. „Die Beweggründe des Landesbetriebs, anstelle der ursprünglich geplanten Pflegemaßnahme eine Fällung vorzunehmen, sind der Stadt Zülpich nicht bekannt“, teilt die Stadt schriftlich mit. Es lägen auch keine Erkenntnisse vor, ob der Baum schadhaft war.

Bei Kontrollen festgestellt

Dies hätten die Kontrolleure des Landesbetriebes festgestellt, so Gaber. Aufnahmen aus dem Jahr 2019 zeigten, dass der Baum im Gegensatz zu den anderen umliegenden Bäumen nicht mehr begrünt gewesen sei und bereits einige Löcher gehabt habe. „Der Baum wäre nach unserer Einschätzung in zwei bis drei Jahren abgestorben gewesen und dann möglicherweise auf die Straße gekippt“, so der Landesbetrieb.

Eine Ansicht, die Axel Jakob von der Unteren Landschaftsbehörde nicht vorbehaltlos unterschreibt. Zwar habe der Baum eine Schadstelle gehabt – doch wie lang ein Baum lebe, sei schwer zu prognostizieren. „Ich bin da immer vorsichtig“, sagte er.

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Laut Straßen NRW sei der Baum mit einer Markierung versehen gewesen, die die Entfernung von Totholz anwies. Ein Mitarbeiter habe den Fehler gemacht, den Baum zu fällen. „Dies hätte nicht passieren dürfen, und wir entschuldigen uns in aller Deutlichkeit für diesen einmaligen Fehler unseres Mitarbeiters, der leider nicht rückgängig zu machen ist“, schreibt Gaber. Nach Angaben der Unteren Naturschutzbehörde werde eine Traubeneiche als Ersatzpflanzung vorgenommen.

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