Zukunft der BerufskollegsEuskirchen als neuer Standort?

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Sanierung ja, Neubau nein: Die Meinung des Experten zum Berufskolleg in Kall ist recht eindeutig.

Sanierung ja, Neubau nein: Die Meinung des Experten zum Berufskolleg in Kall ist recht eindeutig.

Kreis Euskirchen – Wie sieht die Zukunft der Berufskollegs im Kreis aus? Hat der Standort Kall eine Zukunft? Wenn ja welche? Verlagert sich alles in den Norden, genauer gesagt nach Euskirchen? Vielleicht um Synergien mit dem in Euskirchen angestrebten Hybrid-Campus, in dessen Nähe auch der Neubau des Berufsbildungszentrums im Raum steht. Oder gibt es eine Fusion an neuer Stelle? Mit diesen Fragen wird sich nun eine interfraktionelle Arbeitsgruppe befassen. Bis zum Beginn der Sitzungsperiode im kommenden Jahr soll sie im besten Fall Antworten auf all die Fragen haben.

Deutlicher Rückgang

Geht es nach Wolf Krämer-Mandeau, Geschäftsführer von biregio (Projektgruppe Bildung und Region in Bonn), so wird nicht an beiden Standorten neugebaut, falls eine Sanierung nicht wirtschaftlich sein sollte. „Allein schon aus demografischen Gründen“, erklärte er im Ausschuss für Bildung und Inklusion im Kreishaus.

Einige Kommunen hätten erhebliche Zuwächse – beispielsweise Weilerswist und Euskirchen. Im Einzugsbereich der beiden Schulen gebe es deutliche Unterschiede. Im Bereich Euskirchen ließen die Kinder- und Geburtenzahlen kaum nach. Im Bereich Kall deute sich bei den unter Zehnjährigen ein deutlicher Rückgang an, so Krämer-Mandeau.

Konkurrenz im Norden

Die Konkurrenz befinde sich ebenfalls im Norden – beispielsweise das St.Nikolaus-Stift in Füssenich, das den Bereich „Erziehung“ stark abdecke. „Es ist fraglich, ob die Ausbildungsziele so wahrgenommen werden, wenn sie sich im Süden des Kreises befinden“, sagte der biregio-Geschäftsführer. „Heute würde man so nicht mehr bauen. Weder bei der Anzahl der Räume noch bei den Raumzuordnungen“, so Krämer-Mandeau. Zudem entsprechen laut dem Experten auch die Abläufe innerhalb der Schulen nicht mehr dem Stand der Technik. In beiden Berufskollegs sei die Raumsituation „unrund“.

Der dreigeschossige C-Trakt des Thomas-Eßer-Berufskollegs (TEB) in Euskirchen ist durch die Flut stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Zudem hat der Kreis einen etwa genauso großen Bereich wie den C-Trakt vermietet. „Auch hier kann man überlegen, wenn man die Vermietungspartner mit ins Boot holt, ob man ihnen etwas Neues anbietet“, sagte der Experte.

Kompletter Neubau an neuer Stelle?

Vier Alternativen stehen nach Angaben des Experten zur Debatte. So könnten beide Berufskollegs an ihren jetzigen Standorten saniert und wieder aufgebaut werden. Der C-Trakt in Euskirchen müsse aber neu gebaut werden. Eine Alternative dazu könnte sein, die Fremdnutzungen im TEB aufzuheben und so die Räume effizienter nutzen zu können.

Weiter im Raum steht auch ein kompletter Neubau an einer neuen Stelle. Wo der Standort sein könnte, müsse geklärt werden. „Wichtig ist, dass er so nah am Norden gewählt ist, dass die Berufskollegs außerhalb nicht die große Alternative für die Schüler sind“, so Krämer-Mandeau. Zwei Neubauten, also sowohl einer in Kall als auch einer in Euskirchen, hält der Experte für nicht sinnvoll.

Trakt muss abgerissen werden

Im Falle einer Neubaulösung sollten die beiden Berufskollegs fusionieren. Dadurch entstünde eine Schule mit etwa 4000 Schülern. „Das ist kein übergroßes System“, so der biregio-Geschäftsführer. Das gelte auch für eine vierte Alternative. Konkret sieht die vor, das TEB zu sanieren, den C-Trakt in der Nähe des Veybachs abzureißen und dort Räume für das Berufskolleg Kall zu schaffen. Auch in diesem Model liefe es auf eine Fusion oder eben zwei eigenständige Berufskollegs an einem Standort hinaus – in Euskirchen.

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Wenn man neu baue, stehe außer Frage, dass Mensen, Neue-Medien-Konzepte und moderne pädagogische Lernumgebungen berücksichtigt werden müssten. „Das ist die große Chance. Nicht mehr die gleichen Raumgrößen, weniger Räume und andere Zuschnitte“, so Krämer-Mandeau. Er warb dafür, keinen Schnellschuss zu tätigen, sondern die vier Varianten genau abzuwägen. Dem schloss sich Landrat Markus Ramers an.

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