Ärger mit BehördenWarum Youtuber Fritz Meinecke keine Videos mehr in Deutschland drehen will

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Fritz Meinecke beim Angeln. Er hält einen Fisch in die Höhe.

Fritz Meinecke filmt sich selbst bei seinen Abenteuern. In einem seiner Videos ging er nun zu weit.

Der Survival-Experte hat nach einem Dreh in einem Naturschutzgebiet Ärger mit Behörden. In sozialen Netzwerken gibt es scharfe Kritik.

Youtuber Fritz Meinecke scheint nach eigener Aussage keine Videos mehr in Deutschland drehen zu wollen. Das geht aus einer Instagram-Story des Survival-Experten hervor. Im Rahmen eines „Q&A“ mit dem Hashtag #FragFritz, in dem er seinen Fans Fragen beantwortet hat, hatte ihn ein Nutzer gefragt: „Hab ich was verpasst, oder warum finde ich das letzte Packraft Video mit Fabio und dir nicht mehr?“

Die Antwort des Abenteurers lautet: „Das musste ich offline nehmen. Einige Zuschauer haben es entsprechenden Behörden gemeldet. Du darfst dies nicht, du darfst das nicht... Wie schonmal angekündigt, wird es bis auf Weiteres keine Videos mehr aus Deutschland geben. Ist mit der Reichweite einfach nicht möglich und führt dauerhaft zu Problemen.“ Ein Screenshot des „Q&A“ landete auf der Social-Plattform Reddit und liegt dieser Redaktion vor.

Video von Fritz Meinecke wurde anscheinend in einem Naturschutzgebiet in der Region gedreht

Mit „Reichweite“ meint der Outdoor-Spezialist seine Followerzahlen. Auf Instagram hat der Digital-Creator eine Million, auf seinem Youtube-Kanal „Fritz Meinecke“ 2,78 Millionen und auf dem Kanal „Fritz Meinecke – Live“ 1,12 Millionen Abonnenten. Auch auf Twitch und Tiktok hat er eine große Followerzahl. 

Auf Anfrage bei der Behörde wurde bestätigt, dass Fritz Meinecke ein Video in einem Naturschutzgebiet gedreht und dabei diverse Verstöße gegen die vor Ort geltende Verordnung begangen habe. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte ein Sprecher, dass im Video selbst der Ort von Fritz Meinecke zwar nicht genannt, aber von einigen Followern erkannt worden sei.

„7 vs. Wild“-Star Fritz Meinecke löscht Video auf YouTube

Nach Veröffentlichung sei deshalb die Kommentarfunktion unter dem Video deaktiviert und letztendlich das Video entfernt worden. „Wegen zu befürchtender Nachahmung ist uns das natürlich sehr lieb und das soll auch so bleiben“, so der Sprecher. „[Herr Meinecke] hat sich uns gegenüber einsichtig und kooperativ verhalten.“ Dennoch kommt der Youtuber nicht ohne Strafe davon: „Wegen des Verstoßes gegen die Verordnung hat er einen Bußgeldbescheid erhalten“, teilte der Sprecher mit. Damit sei die Angelegenheit für die Verwaltung jedoch vom Tisch.

Um welches Naturschutzgebiet es sich handelt, ist dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bekannt. Die Verwaltung bittet jedoch um Diskretion, um das Gebiet vor Nachahmenden zu schützen und Schaden abzuwenden. Der Naturschutz stehe für sie an erster Stelle.

Fritz Meinecke: Versehentlich im Naturschutzgebiet?

„Herr Meinecke hat anscheinend nicht gewusst, dass er sich im Naturschutzgebiet befindet“, erklärte der Sprecher. Wanderer, die auf den Wegen bleiben, würden durch Schilder auf das Betreten und die geltenden Regeln aufmerksam gemacht. Jemand, der quer durch den Wald laufe, könnte die Grenzen übersehen und somit unbewusst Verstöße begehen. So sei beispielsweise das Sammeln von Pilzen außerhalb des Gebiets erlaubt, innerhalb jedoch streng verboten. 

Fritz Meinecke gilt als erfahrener Survival-Experte, der seine Touren, seine Ausrüstung und seine Videos mit seinen Kollegen durchaus plant. Manche Reddit-Nutzer sehen daher Vorsatz in seinem Verhalten. In einem Kommentar heißt es: „[...] bewusst gegen geltende Gesetze verstoßen und dann, wenn daraus rechtliche Konsequenzen entstehen, das gegeißelte, beleidigte Opfer spielen, man dürfe ja jetzt einfach gar nichts mehr. Das zeugt von Charakter. Nicht.“ Ein anderer ergänzt: „Anstatt zu weinen und das Land zu verlassen, könnte man auch einfach nicht gegen geltendes Recht verstoßen und sich dabei filmen.“

Grundsätzlich ist Kritik an dem Abenteurer nicht neu. In einem Youtube-Video, in dem er mit Freunden auf dem Rad von Berlin nach Istanbul reiste, rief er einer unbekannten Frau am Straßenrand die Worte „Ficki, ficki 5 Euro“ zu.

Als sich Nutzer darüber beschwerten, entfernte er zwar die entsprechende Szene aus dem Video, äußerte sich aber kurz darauf auf Instagram mit den Worten: „Mir geht diese völlig verweichlichte Gutmenschengesellschaft so auf die Eier, ja nicht anecken, niemandem auf den Schlips treten und für alles rechtfertigen. Triggerwarnungen hier und da. Immer politisch korrekt. Er/Sie/divers*innen-Benennung von Begriffen, das darfste nicht mehr sagen, der fühlt sich dadurch angegriffen... Ich möchte die manchmal schütteln. Vor lauter Liebe natürlich.“

Verstöße im Naturschutzgebiet: Die Meinungen der Reddit-User gehen auseinander

Die Meinungen der Reddit-User sind gespalten. „Ich kann das Rumgeheule nicht mehr ab. Fritz macht einen Fehler, die anderen sind schuld“, meldete sich ein Nutzer zu Wort. Ein anderer entgegnet: „Wo heult er denn herum? Dass wir mit Verboten überzogen werden, ist doch nicht subjektiv.“ „Man darf sich nur nicht erwischen lassen. Sich selber filmen und online präsentieren ist das Gleiche wie erwischen lassen“, meinte ein weiterer. Die Diskussion ging weiter: „Halt klassische Täter-Opfer-Umkehr gepaart mit fehlendem Unrechtsempfinden.“

Auf Reddit wies eine Nutzerin in diesem Zusammenhang auf einen ähnlichen Fall hin: „Sucht mal nach ‚Sebastian Youtuber‘. Extremwanderer. Der durfte nach einem Video, wo er durchs Siebengebirge gewandert ist und in einer Schutzhütte übernachtet hat, 10.000 € Strafe zahlen“. In dem Video des Kanals ‚Outdoor mit Sebastian‘ äußerte sich der Creator später einsichtig, kommentierte seine Verstöße und bat die Follower, seine Fehler nicht zu wiederholen.

Die Agentur von Fritz Meinecke hat sich trotz Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bislang nicht zum Vorfall geäußert.

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