Heimat-CheckHand, Paffrath, Nußbaum, Katterbach – Wohnen längs der Verkehrsachsen

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Schildgen Heimatcheck

Blick auf Schildgen

  • Die Bergisch Gladbacher Stadtteile im Heimat-Check-Überblick.
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Bergisch-Gladbach – Auf der Hand nennen die Einheimischen ihren Stadtteil. Hand, nah an der Grenze zu Köln gelegen, führt ein aktives Eigenleben. Freizeitaktivitäten spielen eine bedeutende Rolle, Diepeschrath mit der historischen Mühle ist nah. Die Wanderwege sind gepflegt und schattige Waldlandschaften bieten reichlich Erholung.

Die Busverbindung bringt die Hander schnell ins Zentrum. Der Zusammenhalt ist stark, in den Wohnsiedlungen kennt man einander. Grundschulen und Kindertagesstätten sind vorhanden, Familien sind hier gut aufgehoben.

Mittelpunkt der jährlichen Festivitäten ist das Fest der Hander St. Sebastianus-Bruderschaft – eine Traditionsveranstaltung, die seit Jahrzehnten weit über den Ort hinaus bekannt ist. Auf dem Platz an der Handstraße wird Mitte Juli ein großes Zelt aufgeschlagen, das am Festwochenende Mittelpunkt der Feiern ist. Wenn es am Sommer am heißesten ist , wird in Hand am kräftigsten gefeiert. Für den großen Antik- und Flohmarkt wird die Straße gesperrt, Tausende flanieren dann durch den Ort. Die Hander sind aber auch in ihrem Sportverein aktiv. Blau-Weiß Hand verfügt an der Franz-Heider-Straße über ein attraktives Vereinsgelände mit Vereinsheim und Tennisplätzen. Immer im Mai lockt der Hander Volkslauf auf einem Rundkurs über zehn Kilometer durch den Diepeschrather Wald.

Kombibad und IGP

Nördlich grenzt Paffrath an. Die Achsen nach Gladbach und Köln, Wipperfürth und Köln kreuzen hier. Verkehr gibt es reichlich, mancher Paffrather würde sich weniger Fahrzeuge wünschen. Was die Gladbacher mit Paffrath verbinden, ist das Kombibad. Das schmucke Hallenbad, die Sauna, das Freibad und das Bistro. Die parkähnlichen Außenanlagen sind im Sommer das Ziel der badefreudigen Gladbacher. Nach dieser Außensaison steht eine Runderneuerung des Freibades an. Wer mag, findet in Badnähe einen Minigolfplatz, den einzigen in Bergisch Gladbach.

Kombibad Heimatcheck (1)

Das Paffrather Kombibad ist vor allem im Sommer beliebt.

Mit der Integrierten Gesamtschule gibt es eine weiterführende Bildungsstätte im Ort, zentral gelegen. „IGP“ ist die Abkürzung, unter der die meisten Gladbacher die Schule mit ihrer markanten Fassade kennen. Vom bilingualen Zweig (Englisch) bis zum Friedenstag, zum Europatag und dem IGP-Forum: Die Gesamtschule ist aktiv und eingebunden ins Dorfleben. Das Kabarettprogramm an der IGP macht kreisweit positive Schlagzeilen. Mit dem Cap-markt direkt in der Ortsmitte gibt es einen Lebensmittelmarkt, bei dem Mitarbeiter mit und ohne Handicap (daher der Name) beschäftigt sind.

Eine Urkunde aus dem Jahr 1160

Manchmal ist das dunkle Mittelalter ganz hell. Für die Anfänge des Ortes Paffrath ist dies so. Eine Urkunde von 1160 hält fest, dass der Kölner Domprobst namens Adelhelm der Übertragung eines Gutes in Paffrath an das Kloster zu Dünnwald zustimmt. Wir erfahren, so hat Lothar Speer in der „Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte“ dargelegt, dass die Kölner Daniel und Bruno, zwei Brüder, gemäß Erbrecht dieses Gut aus der Grundherrschaft des Domstiftes besaßen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wird bereits der Neubau einer Kirche zu Paffrath angesetzt. Sie könnte schon in jenen Jahren ein „völlig neues und bedeutsames Aussehen“ (Michael Werling) erhalten haben. Dem Domkapitel zu Köln gehörte die Kirche, das Kapitel entsandte auch die Geistlichen nach Paffrath.

Schildgen wechselte bei der Kommunalreform 1975 die Seiten: von Odenthal nach Bergisch Gladbach. Das Kirchspiel zu Odenthal hatte zahlreiche lehnsabhängige Güter auf dem Gebiet des heutigen Schildgens, Nittum, Fahn und Kalmünten etwa. Ob dort die ersten „Schildgener“ lebten, kann aber bezweifelt werden. Einzelfunde aus prähistorischer Zeit weisen zurück bis ins 2. Jahrtausend vor Christus. Eine durchgehende Besiedlung ist in Schildgen aber erst ab dem 11. Jahrhundert vorstellbar. Der seltsam anmutende Ortsname soll auf das althochdeutsche Wort „Schilt“ zurückgehen, angelehnt an eine dem Schilde ähnelnde Landform.

Für Hand ist ein „Gut auf der Handt“ als Namensträger für 1594 belegt. Der Ortsname könnte auf ein Waldgebiet „Hardt“ hindeuten, aus dem sich über Jahrhunderte der Begriff „Hand“ entwickelt hat.

Eine Familie von Katterbach ist bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Urkunden greifbar. Belege für einen Rittersitz existieren aber nicht. Das hat zuletzt Hans Leo Brenner in einem Aufsatz für „Heimat zwischen Sülz und Dhünn“ herausgearbeitet. Der Hof Katterbach sei dem Kölner Domstift spätestens 1064 zugehörig gewesen, die geistlichen Herren hätten jedoch „keine Landeshoheit im eigentlichen Sinn“ dargestellt.

Vom Nachbarort Nußbaum ist ein erster Einwohner urkundlich belegt: Theoderich „de Arbore Nuco“ (lt., also „von Nußbaum“) taucht im frühen 13. Jahrhundert als Zeuge auf. Danach aber schweigen die Quellen bis ins 18. Jahrhundert. (cbt)  

Das Dorffest ist Höhepunkt der Paffrather Festivitäten. Die in der IG Paffrath zusammengeschlossenen Händler organisieren die Veranstaltung, die einen Mix aus Einkaufen, Jahrmarkt und viel Musik bietet. Die kleine Fußgängerzone von Paffrath ist an den Festtagen der „Hotspot“.

Nußbaum gilt als bevorzugtes Quartier zum Wohnen, abseits der verkehrsreichen Straßen. Städter siedeln sich in Nußbaum an, um Ruhe zu finden, die Nußbaumer selbst fürchten um ihre Wohnqualität. Eine Balance zu finden, ist schwierig.

Straßendorf zwischen Paffrath und Schildgen

Das Dorf Schildgen gehörte bis zur Kommunalreform 1975 zur Gemeinde Odenthal. Das Land schlug es dann den Gladbachern zu, seitdem ist das Wachstum ungebrochen. Das Schützen- und Dorffest feiern seit längerem die Schützen gemeinsam mit der Händlerschaft. Immer zu Anfang Juli ist mächtig was los im Stadtteil, und mit dem von den Schützen geführten Bürgertreff gibt es eine passende Versammlungsstätte. „Ich du wir. Gemeinsam Schildgen“ geben die in der IG zusammengeschlossenen Händler als Motto aus. Statt Schützen und Händlern sei es ein Fest für alle im Stadtteil. Eine starkes Bindung in den Stadtteil hat die Evangelische Andreaskirche, bekannt mit einem abwechslungsreichen Kulturprogramm. Nach den Plänen von Architekt Gottfried Böhm entstand die Pfarrkirche Herz Jesu 1959 bis 1960. Sie gilt als eine „sakrale Hofkirche“, bei der sich das eigentliche Kirchengebäude hinter einer Mauer verbirgt. Die auf das Kirchenschiff aufgesetzten Türme machen die Kirche zu einem prägenden Bau.

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Zwischen Paffrath und Schildgen erlebt der Autofahrer Katterbach eher als Straßendorf. Die Kempener Straße führt mitten durch, auf der die vielbefahrenen Straße sind täglich Tausende unterwegs, on Gladbach Richtung Leverkusen. Mit Gemeinschaftsgrundschule und Kindertagesstätte gibt es einen auf Familien maßgeschneiderte Infrastruktur. Die Grundschule hat einen historischen Vorläufer, in Sichtweite der modernen Schule gelegen. Seit vielen Jahren gibt es hier Schulgeschichte zum Anfassen. Das Schulmuseum Bergisch Gladbach mit seiner angeschlossenen Sammlung Cüppers ist weithin bekannt , und zum historischen Schulunterricht in den nicht minder historischem Schulbänke reisen Besucher aus ganz Deutschland an.

Sehenswert sind die Atlanten und Wandtafeln, die meist aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen oder noch älter sind.

Carl Cüppers, der unvergessene Schulrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, war in den 1960er-Jahren derjenige, dem die Auflösung der vielen kleinen Dorf- und Zwergschulen aufgetragen wurde. Cüppers erkannte, das damit ein Bildungsgut vor dem Untergang stand. Der Schulrat sammelte und bewahrte und schuf den Grundstock für die heutige Sammlung. Mit Dr. Peter Joerißen gibt es einen engagierten Vorsitzenden des Fördervereins, der gemeinsam mit der Stadt die Museumsentwicklung im Blick hat. Mit den „Schul-Heften“ zu aktuellen Ausstellungen ist eine Publikationsform entstanden, die für Heimatforscher ein wahres Füllhorn darstellt.

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