93,4 Prozent für Dirk RungeTraumergebnis unter besonderen Umständen

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Dirk Runge (2.v.l.) verfolgte entspannt die Auszählung der Stimmen im griechischen Restaurant Korfu. Die aus dem Rathaus einlaufenden Ergebnisse wurden auf dem Tablet angeschaut.

Dirk Runge (2.v.l.) verfolgte entspannt die Auszählung der Stimmen im griechischen Restaurant Korfu. Die aus dem Rathaus einlaufenden Ergebnisse wurden auf dem Tablet angeschaut.

Burscheid – Am Sonntag hatten rund 15 500 Burscheiderinnen und Burscheider die Möglichkeit, ihren neuen Bürgermeister zu wählen. Dirk Runge, der nach Stefan Caplans überraschendem Tod im Oktober vergangenen Jahres die Leitung der Stadtverwaltung übernommen hat, war der einzige Kandidat.

Entsprechend klein war der Wahlzettel: Auf einem DIN-A5-Bogen konnte nur „Ja“ oder „Nein“ angekreuzt werden. Die meisten stimmten mit „Ja“: Dirk Runge bekam am Ende 93,43 Prozent Ja-Stimmen, in manchen Stimmbezirken sogar 100. Die Auszählung aus den 13 Wahllokalen lag schon nach gut 20 Minuten vor und ergab 94 Prozent für Runge. Erst um 20.11 Uhr waren auch die 2022 Briefwahl-Stimmen ausgezählt, stand das Endergebnis fest, bei einer Wahlbeteiligung von 24,45 Prozent.

Kandidat im Restaurant Korfu

Der neue Bürgermeister verfolgte den Eingang der positiven Ergebnisse im Restaurant Korfu sehr zufrieden: „Ich freue mich auf den Job und werde mich sehr einsetzen“, sagte er. Die Wahllokale waren von 8 bis 18 Uhr geöffnet und – wie erwartet – gaben nicht viele Einwohnerinnen und Einwohner ihre Stimme ab.

Briefwahlergebnis erst nach 20 Uhr

Bis 18 Uhr lag die Beteiligung in den Wahllokalen nur bei 11,31 Prozent. Die Umschläge der Briefwähler waren da aber noch nicht mitgezählt. Sie wurden erst nach 18 Uhr geöffnet. Beim Warten im griechischen Lokal an der Höhestraße rechneten die Politiker dieses Stimmenpaket schon einmal hoch und schätzten, dass die Quote bei etwa 20 Prozent liegen würde. So kam es. Runge hatte im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ebenfalls auf 20 Prozent gehofft und gesagt: „Auch die Wahlbeteiligung ist mir wichtig.“

Der am Sonntag als ehrenamtlicher Wahlhelfer engagierte Frank Jansen sagte über die Stimmung der Bürgerschaft: „Es fehlt den Burscheidern die Alternative. Das wird hier kundgetan.“ Mit seiner Frau und Tochter besetzte Jansen das Wahllokal Montanusschule. Viele reagierten „perplex“ auf den kurzen Stimmzettel, beobachteten sie.

Demokratie live

Die Familie nimmt schon seit Jahren die Stimmen in der Grundschule entgegen und dachte an die Europawahl zurück, als der Wahlbogen über einen Meter lang war – das andere Extrem. Damals sei die Auswahl zu groß gewesen.

In der Stadtbücherei warteten ebenfalls erfahrene Helferinnen. Für die Mitarbeiterinnen der Verwaltung, Birgit Henkel und Carla Siebert, eine Selbstverständlichkeit. Auch Wahlhelferin Heike Salkic wollte „die Demokratie von der anderen Seite kennenlernen“. Doch am demokratischen Votum teilgenommen haben an diesem ungewöhnlichen Wahlsonntag nicht viele. „Ich kenne das Prozedere, dass jetzt die Wahl einfach stattfinden muss“, erzählt Karin Spiegel vor dem Wahllokal in der Bücherei. Sie ist am Sonntag mit ihrem Mann wählen gegangen, obwohl Spiegel schon mittags sagte: „Es ist uns allen klar, wie es ausgehen wird.“ Doch die Burscheiderin vertritt die Meinung: „Bürgerpflicht ist: Man geht zur Wahl.“ So hat es im benachbarten Stimmbezirk auch Yendrik Züball gemacht. Er war zum ersten Mal wahlberechtigt. Sein Resümee: „ziemlich langweilig.“ Der Erstwähler hätte sich eine größere Auswahlmöglichkeit gewünscht. Unzufriedenheit über fehlende Wahl-Alternativen ist auch in den Burscheider Facebook-Gruppen zu lesen.

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Indessen ist die fraktions-übergreifende Einigkeit der Politikerinnen und Politiker, den parteilosen Dirk Runge zu unterstützen, bemerkenswert. Der Kölner bringt 30 Jahre Erfahrung aus verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung Burscheid mit.

Weil der bisherige Amtsinhaber Stefan Caplan (CDU) am 23. Oktober 2021 überraschend verstorben ist, musste bis April ein Nachfolger gewählt sein. Schnell hatten sich die sechs Burscheider Ratsfraktionen und Wählergruppen unter diesen Umständen gegen einen Wahlkampf entschieden.

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