Burscheid mit WermelskirchenDie bergische Kultur-Kooperation beginnt

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Blick im Oktober 2023 auf die Baustelle des Hauses der Kunst in Burscheid neben dem Rathaus

Das neue Haus der Kunst soll Burscheids kultureller Ankerpunkt werden. Der Umbau ist in vollem Gange.

Die beiden Städte verabreden eine umfängliche Zusammenarbeit. Ein gemeinsamer Veranstaltungskalender soll schnell kommen.

Es gibt so gut wie keinen Widerspruch gegen die bergische Kultur-Kooperation. Fast genau ein Jahr, nachdem Vertreter aus Burscheid und Wermelskirchen die Zusammenarbeit konkret besprochen haben, brachten die gemeinsam tagenden Kulturausschüsse der Nachbarstädte das Projekt am Montagabend endgültig auf die Schiene. Der umfängliche Kulturentwicklungsplan wurde zustimmend zur Kenntnis genommen; auch eine halbe Planstelle soll zusätzlich geschaffen werden.

Einzig die personelle Unterfütterung der Zusammenarbeit im Wermelskirchener Rathaus wurde am Montagabend nicht von allen unterstützt: Richard Kranz von den Wermelskirchener Grünen stimmte gegen die Prüfung, ob im Kulturbereich eine 25-Prozent-Stelle geschaffen werden muss. Der Hintergrund: Das Kulturzentrum Kattwinkel'sche Fabrik hat Personal, das sich womöglich auch darum kümmern kann, den Kulturentwicklungsplan umzusetzen.

Eine 25-Prozent-Stelle in Burscheid wird kommen

Burscheid hat bislang nichts Vergleichbares vorzuweisen. Deshalb steht auch für Bürgermeister Dirk Runge außer Frage, dass im Rathaus jemand eingestellt werden muss, der sich zunächst siebeneinhalb Stunden pro Woche mit der Kultur befasst. „Die Ressourcen sind nicht da“, stellte Runge in der Sitzung fest, für die sich die beiden Ausschüsse die Aula der Gesamtschule ausgesucht hatten: Das „Haus der Kunst“, sonst Schauplatz größerer Zusammenkünfte, wird gerade zum „Haus der Kulturen“ ausgebaut. Auf eine Frage, ob nicht dort Burscheids künftiges Kultur-Management erledigt werden könnte, legte sich der Bürgermeister fest: „Das sollten wir getrennt sehen.“   

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Zuvor hatte Jasmin Dorner aus der Stadtverwaltung dem Ausschuss noch einmal erklärt, wie die gemeinsame Kulturarbeit ins Werk gesetzt werden könnte. Klar ist: Das ist zwar ein langfristiges Projekt – erste Schritte lassen sich aber schnell umsetzen. Beispiel: ein Veranstaltungskalender für Burscheid und das etwas größere Wermelskirchen. Völliges Neuland, auch das stellte Dorner heraus, ist die Partnerschaft auch gar nicht. Die beiden Musikschulen haben schon zusammengearbeitet, Burscheider Auftritte in Wermelskirchen gibt es genauso wie andersherum.

Gehör finden im Konzert der Großstädte

Dass Partnerschaft statt Konkurrenz der beiden eher kleinen Städte sogar notwendig ist im reichen rheinischen und bergischen Kulturraum, der von den international beachteten Schwergewichten Köln, Düsseldorf und durchaus auch Wuppertal dominiert wird, liege auf der Hand, so Donner. Und: Landesförderung für das Kulturprojekt war nur gemeinsam zu bekommen.      

„Kultur zeigt das Herz einer Stadt“, da ist sich Donner sicher. Dazu gehöre im Fall von Burscheid und Wermelskirchen die Attraktivität für Touristen. Die sei auch in kultureller Hinsicht nutzbar. Erst recht, weil ein weithin bekanntes Highlight beide Städte verbinde: die Balkantrasse. Sie sollte auch Achse für kulturelle Veranstaltungen sein, so der Plan.

Indes wurde am Montagabend die Frage laut, ob das eine gute Idee ist, wo doch gerade eine Machbarkeitstudie aufgelegt wird mit dem Ziel, die heutige Verbindung für Radlar und Wanderer auch wieder für Fahrzeuge zu nutzen, etwa eine Straßenbahn. Zukunftsmusik, entgegnete Wermelskirchens Bürgermeisterin Marion Lück: Selbst falls jemals wieder eine Schiene auf die Trasse kommt, bleibe sie für die anderen Nutzer erhalten. Und: Bis so etwas käme, vergeht mindestens ein Jahrzehnt. 

Tobias Bösenberg, Christdemokrat aus Wermelskirchen, sieht in der gemeinsamen Kulturarbeit sogar nur einen ersten Ansatz zu einer noch umfassenderen Zusammenarbeit der Nachbarstädte. Im Konzert der großen Städte rundherum sollten die kleineren ihre Kräfte bündeln. Womöglich haben die beiden Kulturausschüsse am Montagabend den Grundstein gelegt für etwas noch viel Größeres.

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