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InitiativeWas die Zwergenbande in Burscheid für die Entwicklung von Kindern bedeutet

3 min
Stand des Kinderschutzbundes Burscheid beim städtischen Umweltfest

Stand des Kinderschutzbundes Burscheid beim städtischen Umweltfest

Der Kinderschutzbund organisiert ein vielfältiges Unterstützungsangebot – auch für Eltern.

Johannes Schrage ist ein Mensch, der seinen Job offensichtlich liebt. Genauer gesagt, sein Ehrenamt. Er sitzt im Vorstand des Kinderschutzbund Burscheid, einem von über 400 Ortsverbänden der Organisation in Deutschland. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, für Kinderrechte einzutreten: für ein Aufwachsen ohne Gewalt, für soziale Sicherheit, eine Beteiligung von Kindern an Entscheidungen und grundsätzlich für ein kinderfreundliches Umfeld. Das möchte Schrage, selbst vielfacher Großvater, auch für Kinder in Burscheid gestalten. „Wir wollen eine Umgebung schaffen, in der sich Kinder gut entwickeln können“, betont er.

In dem kleinen, alten Haus in der Geilenbacher Straße, das den Kinderschutzbund beherbergt, kümmert sich Schrage vor allem um junge Menschen im Kindergartenalter. Den älteren werde durch das Kinder- und Jugendzentrum Megafon bereits ein gutes Angebot gemacht. Die Kleinsten hingegen will Schrage versorgen. Zum Beispiel mit der Zwergenbande, einer Art Vorschule für werdende Kindergartenkinder von einem bis drei Jahren.

Familiären Problemen soll vorgebeugt werden

„In der Zwergenbande lernen Kinder ihr erstes soziales Verhalten im Umgang mit Gleichaltrigen“, sagt Schrage, während er durch den großen Garten hinter dem Haus spaziert, wo eine Mitarbeiterin Kleinkinder aus der Bande auf einer Schaukel anschubst. Hier draußen gibt es einen Barfußpfad, einen Spielplatz, einen Baum, an dem Klangstäbe hängen und einen „Feengarten“, wie Schrage eine kleine selbstgebaute Miniaturwelt am Fuße eines größeren Baumes nennt. 

„Man denkt beim Stichwort Kinderschutz oft direkt an Kindeswohlgefährdung, etwa durch Gewalt“, sagt Schrage. Auch darauf richte sich die Arbeit des Verbandes. Zum Beispiel wird an der Geilenbacher Straße begleiteter Umgang für Trennungsfamilien organisiert. „Aber eigentlich setzt unsere Arbeit viel früher an: indem wir eine Umgebung schaffen, die Problemen vorbeugt.“

Johannes Schrage vom Kinderschutzbund Burscheid

Johannes Schrage vom Kinderschutzbund Burscheid hat spürbar Freude an seinem Ehrenamt.

Der Burscheider Kinderschutzbund richtet sich deshalb auch an Eltern, die sich etwa im offenen, kostenlosen Treff Zwergencafé über ihre Erfahrungen bei der Erziehung austauschen können. Johannes Schrage erinnert sich an eine Mutter, die bei einem der Treffs erzählte, ihr Kind schreie so viel. „Sie war sehr unsicher, ob sie bei der Erziehung alles richtig macht“, sagt Schrage. Auf dem Treffen habe die Mutter erfahren, dass es anderen Eltern – „endlich“, sagt Schrage, „waren auch mal Väter dabei“ – ganz ähnlich ging. „Das hat sie sehr erleichtert.“

Der Verein wird stark von Ehrenamtlichen getragen

Schrage und sein Team haben den Garten und die Innenräume ihres Hauses sehr liebevoll zum Spielen eingerichtet. Und sie haben Spenden von Burscheider Bürgerinnen und Bürgern gesammelt, die sie drinnen neben dem Spielraum sortieren und verkaufen. Von Kindertöpfchen bis hin zu Buggys sind hier eher größere Sachspenden dabei, wie Schrage erzählt. Gespendete Kleidung findet ihren Weg in den Kleiderladen des Kinderschutzbundes an der Hauptstraße. Alle Spenden können gegen wenig Geld Secondhand eingekauft werden. Insgesamt, sagt Schrade, seien die Angebote des Kinderschutzbundes „kostenlos oder sehr kostengünstig. Und so sind sie vielen Familien zugänglich“. 

Möglich gemacht wird das laut Schrage durch einen Finanzierungsmix aus Einnahmen des Kleiderladens, Geldspenden sowie Beiträgen von Mitgliedern des Vereins – und durch die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen, die den Kinderschutzbund „sehr stark tragen“, wie Schrage sagt. Zum Team gehören aber auch hauptamtlich Beschäftigte. Eine neue bezahlte Arbeitsstelle schreibt der Kinderschutzbund momentan aus: für die Leitung der Zwergenbande.

„Wenn wir niemanden finden“, sagt Schrage, und zum ersten Mal an diesem Tag wird sein Gesicht ernst, „dann müssen wir den Laden dichtmachen.“ Gemeint ist nicht der ganze Verein, sondern das Angebot der Zwergenbande. Doch die liegt Johannes Schrage spürbar am Herzen. Er erzählt begeistert, wie er sich schon immer ehrenamtlich habe engagieren wollen, „auf jeden Fall in Burscheid.“ Und da ist es wieder zurück auf seinem Gesicht: das Lächeln, das ihm seine Arbeit in der Kommune bringt.