Heimatpreis 2023Drei Initiativen, die Burscheid weiterbringen

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Sujatha Hoffman und Andrea Lunau vertreten „A Tännchen in the City“, Martin Mudlaff steht für den Orchesterverein Hilgen, Thomas Altenseuer und Nils Dünweg sind die Gesichter des Dierather Bolzplatz e.V. – daneben Burscheids Bürgermeister Dirk Runge.

Sujatha Hoffman und Andrea Lunau vertreten „A Tännchen in the City“, Martin Mudlaff steht für den Orchesterverein Hilgen, Thomas Altenseuer und Nils Dünweg sind die Gesichter des Dierather Bolzplatz e.V. – daneben Burscheids Bürgermeister Dirk Runge.

Es gab so viele Bewerber wie noch nie für die Auszeichnung. Insgesamt wurden 5000 Euro Preisgeld ausgereicht. 

Sujatha Hoffman und Andrea Lunau waren ein bisschen in Eile: Am Wochenende ist in der Burscheider Innenstadt die Premiere von „A Tännschen in the City“; die Vorbereitungen für diesen Wochenend-Weihnachtsmarkt samt verkaufsoffenem Sonntag liefen am Freitag natürlich auf Hochtouren. Aktueller kann eine Ehrung also nicht sein. Der Heimatpreis 2023 wurde wie üblich zum Jahresende im Rathaus verliehen. Und es spricht für den Wettbewerb, der von der Landesregierung ersonnen wurde, dass es diesmal neun Bewerbungen gegeben hat. Die Jury hatte also die Qual der Wahl, was Dirk Runge sichtlich freute. Früher sei es oft „eher um die Reihenfolge gegangen“, verriet der Bürgermeister. 

Es ist eigentlich klar, dass ein Verein, der den Namen „Wir für Burscheid“ trägt, die Stadt voranbringt. Allerdings sollen mit dem Heimatpreis Initiativen ausgezeichnet werden, die besonders sind. Dieses Kriterium erfüllt „A Tännschen in the City“ allemal. Es ist eine Art Spin-Off des vor zehn Jahren ersonnenen Adventsaktion „A Tännschen, please“, die auf Gut Engelrath den ganzen Advent hindurch läuft. Mit Weihnachtsbaumverkauf und allerlei anderem, was so dazu gehört.

Der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt an diesem Samstag von 12 bis 21 Uhr und Sonntag von 12 bis 19 Uhr soll noch einen drauf setzen. Andrea Lunau aus dem Vorstand der Werbegemeinschaft berichtete am Freitag von „Elfen und Engelchen“ sowie ausgesuchtem Kunsthandwerk, das sich zwischen Markt und Kirchenkurve ausdehnen soll. Was es nicht geben wird: „blinkende Handyhüllen“.  

Ebenfalls ausgeschlossen ist eine Kannibalisierung der beiden „A Tännschen ...“-Veranstaltungen: Wer mag, kann bequem hin und her fahren zwischen der Burscheider Innenstadt und Gut Engelrath. Es geben einen Shuttle, berichtete Sujatha Hoffmann, die sich bisher vor allem um „A Tännschen, please“ kümmerte.  Es kann also eigentlich nichts schief gehen bei der Premiere. Erst recht nicht, nachdem 1000 Euro Preisgeld weiteren Anschub geben. Sicher ist: Den Markt soll es nächstes Jahr wieder geben. Muss es eigentlich sogar, denn „wir haben gar nicht alle Ideen umsetzen können“, sagte Andrea Lunau. Kein Wunder, bei nur neun Wochen Vorbereitungszeit. 

Der Eingang zur Scheune beim Adventsmarkt „A Tännschen, please“

Eine Tradition und am Wochenende Anlaufpunkt für den Shuttle aus der Innenstadt: „Ä Tännschen, please“ auf Gut Engelrath

Da hat man beim Orchesterverein Hilgen normalerweise mehr Zeit. Die Sommerserenade ist eine Traditionsveranstaltung, die sich zwei Jahrzehnte hat einspielen können. Wobei sie zuletzt noch ein bisschen toller geworden ist: Die Verlegung vom Frühsommer in den September bedingte eine festliche Beleuchtung in der Kirchenkurve. Martin Mudlaff vom OVH hat das in schönster Erinnerung.

Das Konzert umsonst und draußen ist für den Orchesterverein Hilgen auch wegen des Repertoires etwas Besonderes. Das ausgesprochen ambitionierte und preisgekrönte Orchester begibt sich für die sommerliche Serenade traditionell auf etwas leichteres Terrain, „und unsere Musiker haben dabei sehr viel Freude“, versicherte Mudlaff am Freitag. Es sei einfach schön, mal „bewusst nicht“ streng klassisch unterwegs zu sein. Das passt zum Festival-Charakter der Sommerserenade. Und weil sie so viel Leben in die Kirchenkurve bringt, wurde sie nun gerne dekoriert. Über den zweiten Platz beim Heimatpreis 2023 „sind wir total glücklich und stolz“, so Mudlaff.   

Die bunt beleuchtete Kirchenfassade bei der Burscheider Sommerserenade im September 2023

So schön ist es in der Kirchenkurve nicht immer. Erstmals gab es in diesem September eine festliche Beleuchtung bei der Sommerserenade des Orchestervereins Hilgen.

Dasselbe hätten Thomas Altenseuer und Nils Dünweg auch sagen können. Vor allem aber waren der Vorstand und der Kassenwart des Dierather Bolzplatz-Vereins überrascht. Wer nun glaubt, dass man es beim Mähen und Düngen des Bolzplatzes dort belässt, kennt Dierath nicht. Das Dorf sei fraglos „ein sehr spezieller Ort in Burscheid“, beschreibt es Dünweg. Der Bolzplatz ist so etwas wie ein Dorfmittelpunkt geworden, zuvorderst für Kinder und Jugendliche, die sich dort frei zum Kicken verabreden. Dass der Feuerwehr-Löschzug Dierath sich um den Einbau einer Drainage gekümmert und im Gerätehaus einen Platz für den Rasenmäher gefunden hat, ist Ehrensache.    

Spannend ist, was aus dem seit gut zwei Jahren eingetragenen Dierather Bolzplatz-Verein noch so alles entsteht. An Karneval wurde schon mal ein Festzelt aufgebaut, wo sich alles traf, was im Dorf mit der jecken Jahreszeit etwas anzufangen weiß. Das sind längst nicht nur die immerhin rund 20 regulären Vereinsmitglieder und auch nicht die „60 bis 70 Freunde und Förderer“, von denen Altenseuer spricht: In der gerade angebrochenen Session ziehen die Dierather für einen Abend ins Burscheider Badehaus. Macht 150 bis knapp 200 Feiernde. Und wer weiß, was den Aktiven in diesem „sehr speziellen Ort“ jetzt noch einfällt, mit 2500 Euro Preisgeld aus dem Burscheider Heimatpreis. 

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