KriegsfluchtUkrainer in Turnhallen? In Burscheid ist das leider denkbar

Lesezeit 2 Minuten
BUR-Flüchtlingsunterkunft

Burscheid – Ob das Treffen mit Josefine Paul am Montag etwas bringt? Das vermag Dirk Runge nicht vorherzusagen. Doch Burscheids Stadtoberhaupt ist schon mal positiv überrascht, dass der von ihm mitunterzeichnete Hilferuf der bergischen Bürgermeister an den Ministerpräsidenten eine so schnelle Reaktion in Düsseldorf hervorgerufen hat.

Wie berichtet, sieht man in den Kommunen große Probleme heraufziehen, weil mit weiteren Zuwanderern aus der Ukraine gerechnet wird. Burscheid liegt mit derzeit 263 Flüchtlingen, von denen 153 aus dem von Russland angegriffenen Land stammen, womöglich um 100 Personen unter der Quote, die sich aus dem Einwohnerschlüssel ergeben. Die könne man kaum unterbringen, sagte am Donnerstagabend Andrea Janeck, Berichterstatterin für die Stadtverwaltung, im Sozial- und Schulausschuss.

Der Wohnungsmarkt gibt nichts mehr her

Im Moment sehe die Verteilung so aus: Mit 79 Personen lebt ungefähr die Hälfte der Geflüchteten aus der Ukraine in städtischen Gemeinschaftsunterkünften. Dort gebe es im Moment noch 21 freie Plätze. Alle anderen müssten demnach in Wohnungen untergebracht werden. Und das sei auch in Burscheid kaum noch machbar, ergänzte Holger Wilke, Leiter des Fachbereichs 2 im Rathaus, dem unter anderem Ordnungsamt und Schulen zugeordnet sind: „Wir finden praktisch nichts mehr.“ Zum Beispiel wolle längst nicht jeder Vermieter Familien mit Kindern aufnehmen. Oder die Wohnungen seien schlicht zu teuer.

Ob man mit dieser Perspektive im Rathaus darüber nachdenke, wieder Turnhallen zu provisorischen Flüchtlingsunterkünften umzurüsten, wollte Thomas Kaps wissen. Bürgermeister Dirk Runge gab dem Vorsitzenden des Sozialausschusses die Antwort: „Wir sind nicht mehr weit davon entfernt.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf ein anderes Problem wies Runges Mitarbeiterin Janeck noch hin: Die binnen 14 Tagen erforderliche Untersuchung der Geflüchteten auf eine Tuberkulose-Infektion sei kaum zu leisten, jedenfalls bei Kindern: Wer unter 15 Jahre alt ist, darf nicht geröntgt werden, sondern muss sich einem Blut-Test unterziehen. Den biete aber kaum jemand an; der Mangel an Kinderärzten mache sich hier empfindlich bemerkbar. Was das Röntgen der Erwachsenen angeht, habe man in Leverkusen einen Kooperationspartner gefunden: Med 360°, die Unternehmensgruppe des Radiologen Winfried Leßmann. 

KStA abonnieren