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LandesförderungIm Haus des Professors soll Geschichte einen Raum haben

Lesezeit 3 Minuten

Die Villa ist im Besitz der Stadt und wird vom Arbeiter-Samariter-Bund genutzt. Platz für ein Museumszimmer böte es auch.

  1. Im Haus des früheren NRW-Kultusministers Paul Luchtenberg könnte ein Raum für die Burscheider Stadtgeschichte entstehen
  2. Die alte Villa mit ihrem südlichen Flair ist in die Jahre gekommen. Seit einem Vierteljahrhundert ist hier das Haus der Begnung des ASB

Burscheid – Vorsichtig optimistisch gab sich Bürgermeister Stefan Caplan im Kulturausschuss, als es um mögliche Förderung aus dem Landesprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ ging.

Zusammenhalt der Gesellschaft

Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung will bis 2022 rund 150 Millionen Euro in Projekte investieren, die zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen. Dabei steht auch die Bewahrung von geschichtsprägenden Gebäuden auf der Agenda. Burscheid stellt den Antrag für die Luchtenberg-Villa.

Führungen zur Geschichte

„Die Erfolgschancen der Bewerbung sind schwer einzuschätzen. Aber ich habe so etwas in einem anderen Fall auch schon einmal gesagt. Und dann klappte es“, erklärte Caplan. Die alte Villa an der Montanusstraße 8 erfülle wahrscheinlich die Voraussetzungen. Es können Projekte mit einem Volumen von mindestens 100 000 Euro mit maximal 80 Prozent für Kommunen (und 90 Prozent für Private unterstützt werden). Kommunen in der Haushaltssicherung können ebenfalls eine 90-Prozent-Förderung erhalten.

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Was soll geschehen? Wie die Verwaltung im Kulturausschuss erläuterte, soll die Villa in Führungen zur Stadtgeschichte eingebunden werden. Gesprächsrunden mit Zeitzeugen zur Stadtgeschichte wären möglich und Quartalsvorträge zur Burscheider Stadtgeschichte.

Arbeiter-Samariter-Bund ist Mieter

Die passionierte Stadthistorikerin Barbara Sarx (UWG) bohrte mehrfach nach, ob der jetzige Mieter, das ist der Arbeiter-Samariter-Bund, das Gebäude im städtischen Besitz weiter nutzen könne. Und ob es womöglich Platz für das Stadtarchiv gäbe. Denn Besucher müssten mit den Akten oder Urkunden in den Sanitätsraum des Kellers im Rathaus, um dort zu forschen. Das sei unbequem.

An der Dachkonstruktion fault es und der schiefergedeckte Kamin ist auch schon älter.

Aber so bequem ließ sich Caplan keine Zusage entlocken. Der Antrag sei bewusst allgemein gehalten. Und ja, der ASB , solle weiterhin dort mit seinem Haus der Begegnung als Mieter bleiben, wie in den vergangenen 25 Jahren. Laut Antrag soll aber ein Raum eingerichtet werden, in dem Texttafeln und Bilder zu bedeutenden Burscheider Persönlichkeiten zu finden sind. In einem solchem „Heimatmuseum im Kleinen“ hätten Pastor Johannes Löh oder der Maler Carl Lauterbach Platz und natürlich Professor Paul Luchtenberg, einer der früheren Hausherren und früherer Kultusminister von NRW.

Südliches Flair der klassizistischen Fassade

Die Regionalhistorikerin Marie-Luise Mettlach hat über die Geschichte der 1886 erbauten Villa und den Park geforscht. Bauherr war Fabrikant Heinrich Bertrams. „Südliches Flair geht von diesem Hause aus, das trotz seiner beachtlichen Größe wie ein Schmuckkästchen wirkt. Erreicht wird dieser Effekt durch die starke Gliederung und Ausschmückung der Fassade mit klassizistischen und historisierenden Schmuckelementen“, erklärt Mettlach.

Bertram war Erfinder des Ofenknies, also dem Bogen des Kaminrohrs. Es wurde in Siegen produziert und in die ganze Welt geliefert. „Nachdem seine Tochter Albert Richartz geheiratet hatte, wohnte das junge Paar in der Villa, die damals noch an der Bahnhofstraße lag“, so Mettlach. Albert Richartz ließ den Park anlegen, der bis zum Haus an der Höhestraße 1 reichte. Das bewohnte später sein Sohn Erich Richartz-Bertrams.

Seit 1974 der Öffentlichkeit zugänglich

Seine Tochter Else heiratete den 1890 den in Burscheid geborenen Studienrat Paul Luchtenberg. Er vermachte das Haus der Stadt Burscheid sowie einen Teil des Parks, auf dessen Grundstück die Luchtenberg-Stiftung des Hauses der Kunst errichtet wurde, so Marie-Luise Mettlach. Seit 1974 ist die Luchtenberg-Villa der Öffentlichkeit zugänglich.