Schnelles InternetKein Glasfaseranschluss für Kleinhamberg

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Jörg Paulus hat Glasfaser vor der Tür, darf aber die Leitung nicht nutzen, da der Telekom sonst die Förderung flöten ginge.

Jörg Paulus hat Glasfaser vor der Tür, darf aber die Leitung nicht nutzen, da der Telekom sonst die Förderung flöten ginge.

Burscheid – Jörg Paulus arbeitet im Homeoffice. In Kleinhamberg ist das schwierig. Paulus würde was darum geben, einen Glasfaseranschluss ins Haus zu bekommen, wie er im Sommer von der Telekom sogar gratis angeboten wurde.

Ein Netz für alle

Gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Caplan gab Marco Lohmeier, Regiomanager im Infrastrukturvertrieb der Telekom, im Sommer den Startschuss. Der Anbieter betonte dabei, „dass es sich um ein offenes Netz handelt, das allen zur Verfügung steht.“

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Nicht aber der Familie Paulus. Denn während von Sieferhof quer durch Kleinhamberg der Boden aufgerissen wurde, um die Glasfaser zu verlegen, erfuhren die Anwohner nachträglich, dass ihre Internetverbindung angeblich besser sein soll als in Orten wie Großhamberg und Berghamberg.

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Richtlinie des Ministeriums für Klimaschutz nicht erfüllt

Sie fielen damit durchs Raster der Fördermaßnahme. „Die maßgebliche Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung des Next Generation-Acess im ländlichen Raum wurde vom Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen erlassen,“ erläutert Ann-Kathrin Gusowski, Sprecherin der Stadt Burscheid. Nach dieser Richtlinie sei nur der Ausbau von Bereichen förderfähig, in denen kein Netzanbieter Bandbreiten von zurzeit mindestens 30 Mbit/s im Download anbiete und in denen ein privatwirtschaftlicher Ausbau nicht innerhalb der nächsten drei Jahre erfolge.

Auf schnelles Internet angewiesen

Paulus zählt sich zur Generation, die schnelles Internet braucht. Seiner Erfahrung nach werden 30 Mbit/s in Kleinhamberg nicht erreicht. Maximal 25 Mbit/s seien der Fall. Er habe Kontakt mit der Stadtverwaltung und der Telekom aufgenommen. Gusowski: „Mittlerweile liegen der Stadt Screenshots von Anwohnern aus Kleinhamberg vor, aus denen hervorgeht, dass lediglich eine Geschwindigkeit von rund 22 Mbit/s im Download zur Verfügung steht.“ Warum das Ergebnis der Markterkundung nicht mit dem DSL-Verfügbarkeitscheck übereinstimme, könne die Stadt Burscheid nicht ermitteln.

Eine nachträgliche Änderung des Förderbescheides bezüglich der Ausbaugebiete mit Hinweis auf die Förderrichtlinie – insbesondere wegen der Maßgeblichkeit des Ergebnisses der Markterkundung – sei nicht möglich. Paulus wäre bereit, für seinen Anschluss zu zahlen. Das aber würde die öffentliche Förderung gefährden. „Die Ausbaugebiete sind durch den Förderbescheid zwingend festgelegt“, so Gusowski. Die Telekom habe darauf hingewiesen, dass sie sich an die Festlegungen im Förderbescheid halte, weil das Unternehmen ansonsten befürchten müsse, die bewilligten Fördermittel von rund zwei Millionen Euro zurückzahlen zu müssen.

Zu früh gefreut

Selbst wenn die Stadt Burscheid bereit wäre, die anfallenden Mehrkosten mit städtischen Mittel zu tragen, könne sie diese aus rechtlichen Gründen nicht auf eigene Initiative erweitern.

Ärgerlich ist für die Kleinhamberger, dass sie in der in der Marketingoffensive der Stadt noch angeschrieben wurden und sich auf schnelleres Internet bereits freuten. „Bei der anfänglichen Ermittlung der möglichen Ausbaugebiete ging die Stadt Burscheid aufgrund der Länge der aus Kupferkabel bestehenden Teilnehmeranschlussleitung noch davon aus, dass auch die Ortschaft Kleinhamberg diese Voraussetzungen erfüllt“, erklärt Gusowski. Dann fielen die Kleinhamberger aus der Förderung allerdings wieder raus. „Auf mich wirkt das wie ein Schildbürgerstreich“, sagt Jörg Paulus. Als Stefan Caplan jüngst für Glasfaser in Hilgen geworben habe und die Vorzüge auch mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit und den Wert der Häuser genannt habe, habe ihm das „die Tränen in die Augen getrieben.“

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